Kapitel 14

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Am nächsten Morgen wachte ich munter und erholt, mit guter Laune auf. „Guten Morgen Mine", trällerte ich glücklich ins Zimmer hinein. Doch es blieb stumm. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, ich hatte wieder etwas länger geschlafen, sehr wahrscheinlich war sie schon längst in der großen Halle.
Also machte ich mich fertig und verließ unser Haus, auf dem Weg zum Frühstück.

Allerdings konnte ich sie auch hier nirgends entdecken und die Jungs fehlten auch. Irgendetwas musste passiert sein. Das Trio zog den Ärger nur so magisch an und wenn sie alle nicht da waren, hatte ich mal wieder ein Abenteuer verpasst. Worüber ich nicht sonderlich böse war, schließlich gab es dieses Jahr einen Massenmörder und damit wollte ich definitiv nichts zu tun haben.
Ich lief nach vorne zum Tisch der Lehrer und fragte Professor McGonagall, ob sie wüsste, wo ich die Drei finden könnte. „Sie ruhen sich noch im Krankenflügel aus Miss Devon. Aber ich denke, sie dürften schon Besucher empfangen." Freundlich wie immer, schenkte sie mir ein Lächeln, ehe ich mich auf den Weg machte. Darauf hätte ich auch selbst kommen können.

„Hey Nanc", kamen mir ein fröhlicher Fred und George entgegen. „Hey Jungs." „Hast du Ron gesehen? Er ist schon wieder verschwunden", kam es vom Zweiten. „Professor McGonagall meinte sie sind im Krankenflügel, da will ich jetzt hin." Die Beiden seufzten. „Wood hat ein extra Training einberufen, als Abschluss bevor er die Schule verlässt." „Das wird ihn so gar nicht begeistern, wenn Harry fehlt." Fred verzog eine Fratze, während George nur mit den Schultern zuckte.
Dann setzte ich meinen Weg in den Krankenflügel fort. Mittlerweile hatten sie schon so viele Aufenthalte dort hinter sich, dass es kaum noch einen wunderte.

Ich öffnete die große schwere Flügeltür, Hermine und Harry waren gleich vorne in ihren Betten, Ronald lag etwas weiter hinten und schlief. Ich schnappte mir einen Stuhl und schob ihn zwischen die Betten der Beiden. „Was hab ich diesmal verpasst?", neugierig blickte ich zwischen ihnen hin und her. Harry sah sich um, auch wenn es keine anderen Personen in dem Raum gab, schüttelte er den Kopf und sprach im Flüsterton. „Nicht hier." Das wurde ja richtig aufregend. „Aber uns geht es wieder gut", beruhigte Hermine mich dann noch etwas. Ronald erwachte dann auch noch und ich gesellte mich einen kurzen Moment zu ihm.
„Und Ron, wie gehts dir?" Mit großen Augen schaute er mich an. Fragend blickte ich zurück. „Du hast noch nie Ron zu mir gesagt." Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab gerade eben noch Fred und George getroffen, war wahrscheinlich einfach so drin", lächelte ich ihn an.

Da es den Dreien schnell besser ging, durften sie am Abend schon wieder den Krankenflügel verlassen. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen am See und Harry erzählte von ihrem Abenteuer, dass der angebliche Massenmörder gar keine Mörder war, sondern sein Patenonkel und bester Freund seiner Eltern, dass sie Seidenschnabel gerettet hatten und Professor Lupin ein Werwolf sei. Seine Verwandlung hörte sich schon beängstigend an, aber ich hätte es auch gerne gesehen. Allerdings berichtet er auch, dass ein treuer Diener von Voldemort auf freiem Fuß war und dies ihn bestimmt irgendwann wieder einholen würde.

Doch die Euphorie, darüber ein Familienmitglied zu haben und vielleicht schon im nächsten Jahr bei ihm zu wohnen, schwappte eindeutig über. Eine kleine, glückliche Familie. In Harrys Augen konnte man deutlich sehen, dass er sich nicht sehnlicheres wünschte und ich konnte dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen.
Auch wenn ich es natürlich nicht so schwer hatte wie Harry und meine Eltern am Leben waren, waren wir nicht mehr so glücklich wie früher. Seit dem Hogwartsbrief hatte sich so einiges geändert und je älter ich wurde, umso bewusster wurde mir die Situation.

* * * *

Die letzten wenigen Wochen vergingen wie im Flug. Nun saß ich mit den Zwillingen gemeinsam am Gryffindortisch beim Frühstück, bevor wir uns wieder zum Zug begeben würden. „Nanc, kommst du auch zur Quidditch Weltmeisterschaft?" „Quidditch Weltmeisterschaft?", ich zog eine Augenbraue hoch. „Ja klar", kam es sofort von George. „Das ist das beste Erlebnis überhaupt", kommentierte Fred. Ich schüttelte den Kopf, was den Beiden einen gespielt erschrockenen und entblößten Gesichtsausdruck entlockte. „Wie kann man nur so ein Quidditch Muffel sein?" „Aber echt, Quidditch ist das Größte."
Nach all den Jahren, konnten sie mein Desinteresse an diesem Sport immer noch nicht nachvollziehen. „Ich wusste nicht mal, dass es eine Weltmeisterschaft gibt. Und meine Eltern würden mich eh nicht gehen lassen", winkte ich ab.

Die Zugfahrt verging mal wieder schnell und je näher wir Kings Cross kamen, umso mehr Unwohlsein machte sich in meinem Bauch breit. Vielleicht gab es ja wieder Neuigkeiten auf der Arbeit meines Vaters und es wäre das einzige Thema, über welches wir reden würden. Doch so viel Glück hatte ich diesmal nicht. Mein relativ schlechtes Zeugnis, stimmte meine Eltern überhaupt nicht glücklich und meine Mutter verdonnerte mich zum Lernen.
„Diese Schule ist viel zu unachtsam mit euch Schülern, wie kann den Lehrern nur so eine schlechte Leistung entgehen?", schimpfte sie fast täglich über meine Noten.
Auch wenn sie nichts von dem verstand, was in den Büchern geschrieben war, musste ich jeden Tag mindestens vier Stunden bei ihr in der Küche sitzen und Texte lesen, sie abschreiben oder mir Dinge einprägen. Es war die reinste Hölle. Selbst das Lernen mit Hermine hatte mehr Spaß gemacht.

Und diese Ferien bekam ich auch keine Briefe, da Hermine im Urlaub war und nichts weiterleiten konnte. Aber ich hatte auch nicht sonderlich Lust, noch irgendetwas zu machen, nachdem ich jeden Tag unendlich viele Blätter voll schreiben musste. Es war wie die Sommerschule der Muggel, nur waren die Lehrer dort wahrscheinlich sogar nachsichtiger und entspannter als meine Mutter. Sie fand immer etwas zum Meckern und war nie zufrieden mit meiner Leistung. Und somit zählte ich wieder die Tage, bis die Ferien vorbei waren und ich endlich wieder weg von hier konnte.

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