chapter 6

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Was verschweigt ihr mir?

Wieder einmal kritzelt Juliet lustlos auf ihrem iPad herum. Sie hasst die Vorlesungen und genauso ihren Professor, der zum Glück in drei Tagen nicht mehr offiziell ihr Professor sein wird.

Ja, denn es sind nun endlich die vier Wochen rum, in denen Professor Malkin krank geschrieben ist, zwar sind mühsam und nervenzermürbend gewesen, jedoch sind sie fast vorbei und das ist für Juliet ein Lichtblick in ihrem derzeit verrückten Leben.

Ihre Augen wandern zur Raum Mitte. Dort steht Mister Gardner und hält wie üblich seine Vorlesung. Der Hass scheint übrigens auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn Juliet ist die einzige im Kurs, die er zwar nicht im den Vorlesungen drangsaliert so wie alle anderen, nein, er macht sie in ihren schriftlichen Aufgaben so richtig fertig. Sie würde behaupten, dass mit Mister Gardner und ihr war Hass auf den ersten Blick...wenn es sowas überhaupt gibt.

Sie ist nicht mehr die beste im Kurs und ein paar vermaledeite Idioten haben ihren Platz eingenommen -Männer- , denn Mister Gardner scheint natürlich auch noch Sexist zu sein.

„-Miss Fournier"

Es herrscht Stille im Hörsaal. Verwirrt blinzelnd blickt Juliet umher, ihre Mitstudenten starren sie alle an. Einige ängstlich und mitleidig, andere wiederum schadenfroh mit einem frechen Grinsen auf den Lippen.

Ihr Blick wandert zur Mitte des Raumes, wo ein sehr erwartungsvoller Mister Gardner sie gespielt anlächelt und auf eine Reaktion ihrerseits wartet. Mit den Händen in seinen Hosentaschen schreitet er einige Schritte nach vorne. Er trägt eine grau karierte Anzughose mit einem weißen Hemd und der dazu passenden Anzugweste.
Juliet kaut unbewusst auf ihrer Unterlippe. Er sieht gut aus.

„Ja, Sir?" antwortet sie nun so gelassen wie möglich. Das Grinsen auf Mister Gardner's Lippen wird breiter. Er leckt sich über die Unterlippe.

„Wären Sie so freundlich und würden wiederholen, was ich soeben gesagt habe?" fordert er nun mit ruhiger Stimme, in der jedoch etwas gefährliches liegt, was Juliet nervös werden lässt.

Ihre Augen weiten sich und panisch sucht sie nach einem Ausweg aus dieser Situation.
Unmöglich.

„Nein, Sir" antwortet sie schlussendlich, was das Grinsen auf den Lippen ihres Professor nun unübersehbar macht. Einige Sekunden starrt er sie an und sie haben intensiven Blickkontakt, bis er sich einmal um die eigene Achse dreht und zu seinem Schreibtisch schreitet.

Gerade als Juliet denkt, dass sie davongekommen ist, ertönt ein weiters mal die Stimme ihres Professors.

„Bedauernswert" sagt er und sortiert einige Blätter auf seinem Pult „wenn sie mir schon nicht sagen können, was ich gerade gesagt habe und was wir in der heutigen Vorlesung behandeln, dann weiß ich nicht, was sie noch hier wollen. Verlassen sie meinen Hörsaal und kommen sie erst wieder, wenn sie die nötige Arbeitseinstellung besitzen, um dieses Studium durchzuziehen."

Der Mund der Rothaarigen öffnet sich und einige Augenblicke starrt sie ihren Professor, der nun die Vorlesung fortführt, unglaubwürdig an. Dieses Arschloch! Er mag gut aussehen, aber sein Charakter und dieses Ego machen ihn ungenießbar hässlich. Was bildet dieser Mann sich eigentlich ein?

Es sind nur noch wenige Mitstudenten, die Juliet beobachten, doch die junge Frau ist gefasst. Sie wird sich nicht von einem weißen Mann einschüchtern lassen.
Sie schiebt ihren Stuhl nach hinten und lässt ihn mit Absicht laut über den Boden schleifen. Der Blick ihres Professor schwenkt für einen Moment zu ihr und Juliet meint etwas flammendes in seinen Augen aufgehen zu sehen. Jedoch wendet er sich schnell wieder seiner Vorlesung zu und will sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Dann, als Juliet zur Türe schreitet, schaut sie ein letztes Mal hinter sich und auch jetzt findet Mister Gardner ihren Blick. Juliet nutzt diese Chance und streckt dem Mann die Zunge raus. Bevor er überhaupt reagieren kann, verschwindet sie durch die Türe und lässt diese laut hinter sich zuknallen.

Arschloch.

-

„Du hast was?!" fragt Chiara fassungslos, kann sich jedoch vor lachen nicht halten, während ihre beste Freundin ihr erzählt, was heute in der Uni passiert ist.

„Du hast ihm die Zunge rausgestreckt" wiederholt Chiara mehr für sich selbst und muss sich die Tränen aus den Augen wegwischen „Nathan Gardner, der Albtraum von Harvard, wird den Tag an dem er dich, Juliet Fournier, kennengelernt hat, nie vergessen!"

„Jeder Mann sollte froh sein, eine Juliet in seinem Leben zu haben" fügt Zach, der gerade ins Zimmer gelaufen kommt, hinzu „Mister Gardner wird das bestimmt auch noch lernen und wenn nicht, dann ist es sein Verlust. Ich jedenfalls bin froh dich zu haben."

Er setzt sich zwischen die beiden Mädchen ins Bett und legt seine Arme um sie.

„Wir werden deinen Romeo schon finden"

Seufzend streicht sich Juliet durchs Gesicht.

„Wer sagt, dass ich einen Romeo brauche?"

Zach und Chiara teilen einen vielsagend Blick. Mit gekrauster Stirn schaut Juliet zwischen ihren besten Freunden hin und her.

„Was war das?" fragt sie.

„Was meinst du?" entgegnet Chiara die nun schon gar keinen Blickkontakt mehr hält, sondern die Decke viel interessanter findet.

„Da, das auch" sagt Juliet „was führt ihr im Schilde?"

Nervös kratzt sich Zach am Nacken und Chiara kaut auf ihrer Unterlippe, -eine Angewohnheit der beiden Frauen.

„Ich höre" hakt Juliet nach und straft beide mit einem bösen Blick „was verschweigt ihr mir?"

„Nun ja" beginnt Chiara vorsichtig „vielleicht haben Zach und ich ein Casting arrangiert um deinen Romeo zu finden"

Romeo | 𝐫𝐝𝐣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt