Romeo | 𝐫𝐝𝐣

chapter 39

die beste Freundin

Als Juliet nach Hause kommt, versucht sie die Wohnungstüre so leise wie möglich hinter sich zu schließen. Sie möchte keine Aufmerksamkeit erregen oder einem ihrer beiden besten Freunde erklären müssen, warum sie verheult nach Hause gekommen ist.

Gerade als sie aus ihren Schuhen steigt und in Richtung ihres Zimmers schleichen will, taucht Chiara's Kopf aus der Küche auf.

„Julie?" fragt sie skeptisch, wobei die Rothaarige verzweifelt versucht normal zu wirken.

„bin wieder da" sagt sie mit leicht wackliger Stimme und zwingt sich zum Lächeln.

Chiara zieht eine Augenbraue nach oben und taucht letztendlich ganz im Flur auf.

„Was ist los?" hakt sie nach und legt ihren Kopf leicht schief „hast du geweint?"

Besorgnis liegt in der Stimme der Blondhaarigen.

Juliet starrt vor sich auf den Boden und zieht schniefend die Nase hoch. Ihre Augen werden glasig und ehe sie sich versieht kullern erneut dicke Tränen ihre Wangen hinunter. Chiara steht zuerst völlig perplex gegenüber von ihr da, zieht ihre beste Freundin jedoch schnell in eine feste Umarmung.

„Shhhhhhh" sie streichelt beruhigend den Kopf der Rothaarigen und hilft ihr dabei sich zu beruhigen.

Nachdem sich Juliet beruhigt hat, begeben sie sich in ihr Zimmer, wo Chiara ihr erklärt, dass Zach auch noch nicht daheim ist. Mit unlesbaren Blick scannt ihre beste Freundin sie ab.

„Es ist wegen Nathan oder?" Chiara sieht dies wohl als die einzig mögliche Erklärung für das Verhalten ihrer besten Freundin. Stumm nickend antwortet Juliet, wobei ihr allein bei seinem Namen Tränen in die Augen steigen.

„Du wirst noch über ihn hinwegkommen Julie! Das verspreche ich dir" erklärt Chiara besänftigend und legt einen Arm um Juliet „so eine Trennung nach einer längeren Beziehung tut nun erstmal weh, aber es wird besser werden und du wirst jemand besseren finden."

Das schlechte Gewissen bahnt sich wie ein schwarzer unscheinbarer Schatten an und legt sich auf Juliet alles verschlingend nieder. Während Chiara vermutlich denkt, dass sie ihre Worte verarbeitet, denkt die Dreiundzwanzigjährige scharf darüber nach, wie sie ihrer besten Freundin am besten erklärt, dass alles Fake war.

Stille kehrt ein, die ab und an durch ein Schniefen Juliet's durchbrochen wird.

„Chiara" krächzt sie kleinlaut und kann ihrer besten Freundin dabei nicht mal in die Augen blicken „ich glaube ich muss dir etwas sagen..."

Sie schaut seitlich zu ihrer blondhaarigen Freundin, die sie mit großen erwartungsvollen und doch so warmen Augen anblickt. Völlig ahnungslos blinzelt sie, während sie ihre Lippen aufeinander drückt.

„Ja?"

Juliet atmet tief ein und beginnt damit nervös in ihrem Schoß mit ihren Händen zu spielen.

„Es war nicht echt" haucht sie, wobei ihre Stimme versagt. Erneut steigen ihr die Tränen in die Augen.

„Unsere Beziehung war nicht echt..."

Stille kehrt ein, in der Chiara sie perplex anstarrt.

„Jetzt beginnst du aber rum zu spinnen Julie, hör auf eure Beziehung klein zu reden-"

„Mache ich nicht, diese Beziehung hat nie in Wirklichkeit existiert, sondern nur auf den Papier als eine Zweckgemeinschaft."

Die Augenbrauen Chiara's ziehen sich zusammen.

„Ich verstehe nicht" erklärt sie vorsichtig mit skeptischen Blick. Ein letztes Mal atmet die Rothaarige tief ein, bis sie ihrer besten Freundin nun die ganze Wahrheit erzählt.

Sie erzählt von ihrer Panik, die sie verspürt hat, als Chiara und Zach für sie einen Romeo finden wollten und von ihrer Notlüge, dass sie ein Date hat. Von dem unglücklichen Aufeinandertreffen mit Chiara im Gang und dem darauffolgenden Überfall auf Mister Gardner.

Seiner Reaktion und der Idee einer Fake Beziehung. Ihrem Treffen im Diner und der Ausarbeitung des Vertrages und dem Versprechen, dass Juliet bei einer seiner Verhandlungen zu sehen darf. Sie erzählt von seinen Beweggründen und dem Kennenlernen der Eltern. Wie sie begonnen hat den Professor langsam zu mögen und wie die beiden intim miteinander geworden sind.

Der Silvesternacht und seinen komischen Stimmungsschwankungen, die Juliet in den Wahnsinn getrieben haben.

Sie erzählt auch von Washington und ihrem Liebesgeständnis gegenüber ihm. Seiner Reaktion und dem Aufkündigen des Vertrages sowie von dem Aufeinandertreffen eben in der Uni. Chiara bleibt der Mund offen stehen.

Zuerst ist es still und die beiden jungen Frauen sitzen schweigend auf Juliet's Bett, während Chiara soeben Gehörtes erst einmal verarbeitet.

„Wow" seufzt sie und fährt mit ihrer Hand über ihren Nacken „ich war nachdem du aus Washington wieder hier warst leicht skeptisch und das bestätigt sich mir jetzt auch"

Juliet, die während dem Erzählen angefangen hat zu weinen, wischt sich die Tränen von der Wange. Das bedrückende Gefühl von Verrat lässt sie nicht los.

„Komm erstmal her" sagt Chiara und auch ihre Stimme scheint etwas unsicher. Ein Blick in ihre Richtung lässt Juliet auch erkennen, dass Chiara Tränen in den Augen hat.

Sie schließt ihre beste Freundin in eine feste, langanhaltende Umarmung und als sie sich löst, schenkt sie ihr ein mildes Lächeln.

„Oh Julie" sagt sie verzweifelt „was machst du denn nur?"

Schweigend sitzen sie da, keiner auch nur in der Lage die richtigen Worte zu finden.

„Du liebst ihn wirklich oder?" fragt die Blondhaarige vorsichtig, woraufhin Juliet nickt. Ihre beste Freundin beobachtet sie mit großen, besorgten Augen.

„Dieses Arschloch" flucht sie vor sich hin „wie kann er es wagen dich so zu behandeln! Nach allem was ihr durchgemacht habt und nach allem was er über dich weiß! Dieser Mann ist ein Feigling und ich bin mir sicher, dass er dich liebt Julie, er aber einfach zu feige ist, sich das selbst einzugestehen!"

Erneut beginnt Juliet bitterlich zu weinen. Diesmal aber nicht wegen Nathan Gardner, sondern wegen Chiara's Reaktion.

Die Rothaarige hat sich schon das Schlimmste ausgemalt und fürchterliche Angst gehabt, doch ihre beste Freundin hat erneut bewiesen, warum sie eben dies ist- die beste Freundin.

Was denkt ihr, wie es weitergeht. ???