chapter 9

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N.

Juliet hat sich wohl verhört. Sie muss sich verhört haben.

Mit offenem Mund starrt sie den Mann vor sich an und fragt sich, ob das nicht doch alles hier ein Traum ist.
Nathan Gardner, der Albtraum von Havard, fragt niemals eine Studentin, ob sie seine Fake Freundin sein möchte.

„Also?" hakt der Professor nach und schenkt Juliet einen abschätzenden Blick. Wüsste sie es nicht besser, hätte sie gedacht, dass sie eine leichte Nervosität in seiner Stimme und seinem generellen Auftreten erkennen kann.

Fuck. Was antwortet sie jetzt?

„Ich- Ähm....ich fühle mich geschmeichelt, Sir, aber ich denke, dass das keine gute Idee ist" sofort blickt die Dreiundzwanzigjährige auf den Boden und meidet den Blick Mister Gardner's. Einen Deal einzugehen, bei dem sie mit Nathan Gardner öfters als alle paar Wochen am Gang interagieren muss, scheint eher eine Strafe zu sein, als ein Segen. So wie ihr Verhältnis jetzt ist, nämlich nicht existent, reicht vollkommen aus.

„Geschmeichelt fühlen müssen Sie sich nicht. Es ist ja nicht so, als würde ich das zum Vergnügen tun. Sie sollen mir lediglich helfen und mir einen Gefallen tun, nachdem Sie mich hier so im Gang überfallen haben." Mister Gardner scheint sich sicher zu sein.

Als Juliet nicht antwortet, sondern weiterhin scharf nachdenkend auf den Boden blickt, gibt ihr Mister Gardner einen guten Grund den Deal doch einzugehen.

„Außerdem können wir weiterhin vor ihrer Freundin so tun, als wären wir ein Paar. Ich helfe ihnen, Sie helfen mir. Was sagen Sie?"

Die Rothaarige blickt auf. Zwei warme braune Augen empfangen sie und sie verspürt ein leichtes Kribbeln im Bauch. Mister Gardner's Blick ist erwartungsvoll und als Juliet langsam nickt und ein „okay" hinzufügt, glaubt sie ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen wahrzunehmen.

„Aber nur, wenn ich bei einer ihrer Gerichtsverhandlungen zuschauen darf", fügt Juliet hinzu und verschränkt bestimmend die Arme vor der Brust.

Mister Gardner zieht überrascht die Augenbrauen hoch. Einige Augenblicke starren sich die beiden ununterbrochen an, wie als würden sie darauf warten, dass der Andere nachgibt.

„Na gut" antwortet der Professor schließlich und streckt Juliet seine Hand entgegen „Deal"

Ein breites Grinsen legt sich auf ihre Lippen und unverzüglich greift sie nach der Hand des Mannes.

„Deal" entgegnet sie ihm, während er ihre zierliche Hand fest umschließt. Ihre Augen haben sich in diesen Momenten kein einziges Mal voneinander getrennt und auch als Mister Gardner schon fast schmerzhaft Juliet's Hand zerdrückt, wahrt sie ein ruhigen Gesichtsausdruck.

Langsam entzieht sie ihre Hand dem Händedruck und ist eigentlich bereit zu gehen, als erneut Mister Gardner dazwischenfunkt.

„Geben sie mir ihr Mobil Telefon" sagt er bestimmend und streckt der Studentin seine Hand entgegen „ich will ihnen meine Nummer geben. Wir müssen irgendwie kommunizieren können."

Juliet verdreht die Augen und holt ihr Handy aus der Hosentasche.
Wie alt ist der Mann? 80?

Sie gibt ihm ihr entsperrtes Handy und beobachtet Mister Gardner dabei, wie er eine lange Zeit braucht, um seine Nummer einzuspeichern.

„Hier" sagt er letztendlich und reicht Juliet ihr Handy „schreiben Sie mir einfach. Ich werde eine Nachricht von ihnen erwarten"

Und bevor Juliet überhaupt irgendwas hinzufügen kann, geschweige denn antworten kann, verschwindet der Professor um die nächste Ecke und lässt sie alleine im Gang stehen.

Was war das bitte?

Juliet atmet tief ein und streicht über ihren Kopf. Einige Augenblicke steht sie völlig regungslos inmitten des Ganges und versucht soeben Geschehens zu verarbeiten.

Ein Klingelton reißt sie aus ihren Gedanken. Sie schaut auf ihr Handy, was immer noch in ihrer Hand liegt.

Chiara hat ihr geschrieben: „wann kommst du nach Hause?🥵"

Juliet's Blick fällt sofort auf die Uhrzeit: 19:45 Uhr.

Sie hat 45 Minuten mit Mister Gardner in diesem Gang verbracht?!

Ein Seufzen entgleitet ihr. Es ist Zeit nach Hause zu gehen.

-

Als Juliet ihre Wohnungstür erreicht, zögert sie kurz. Chiara wird Zach bestimmt schon von ihren Beobachtungen berichtet haben und die beiden werden sie mit Fragen löchern.

Erschöpft fährt sich Juliet mit ihrer Hand durchs Gesicht. Dafür hat sie heute eigentlich keine Kraft mehr.

Sie steckt den Schlüssel ins Schloss und öffnet die Türe, als plötzlich ein lauter Schrei ertönt.

„JULIET" ihre beste Freundin überrumpelt sie „WIE KONNTEST DU NUR!"

Chiara springt aufgeregt vor der Rothaarigen umher, während diese sich ihrem Mantel und ihrer Schuhe entledigt.

„Was meinst du?" fragt Juliet fälschlich unwissend.

„Wie was meine ich?" Chiara blickt ihre beste Freundin mit ernster Miene an „ich hab dich gesehen! Du Luder"

Juliet entgleitet ein Lachen „wo denn?"

„Im Gang, in der Uni!" antwortet Chiara ungeduldig „ich fasse es nicht!"

„Lass mich in Ruhe Chi" sagt Juliet scherzhaft und schiebt ihre Freundin von sich weg „ich bin müde und ich will jetzt schlafen"

Die Rothaarige kann sich gerade so aus den Fängen ihrer Freundin befreien und rettet sich in ihr Zimmer. Ihre Türe schließt sie sicherheitshalber ab.

„Glaub ja nicht, dass du so davonkommst" ertönt die gedämpfte Stimme Chiara's von der anderen Seite der Türe, dann kehrt Stille ein.

Juliet lässt sich rückwärts auf ihr weiches Bett fallen und versucht immer noch die Ereignisse des heutigen Tages zu verarbeiten.

Einige stille Momente liegt sie regungslos auf ihrem Bett, bis ihr etwas einfällt.

Sie holt ihr Handy aus der Hosentasche und geht auf Kontakte.

Ein neuer Kontakt strahlt ihr entgegen und Juliet muss schmunzeln, als sie sieht, dass Mister Gardner sich 'N.' eingespeichert hat.

New Chapter! Lasst mich wissen, was ihr denkt ❤️

Romeo | 𝐫𝐝𝐣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt