chapter 32

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wir sollten reden

Auch am nächsten Morgen wird Juliet das Gefühl von Pein und Demütigung nicht los. Mit einem flauen Gefühl im Magen wacht sie durch das schrille Rasseln ihres Weckers auf. Mit einer Hand wischt sie sich durch das erschöpfte Gesicht und schaltet den Wecker ihres Handys aus.

Während sie auf ihr Handy schaut, sticht ihr eine Nachricht von N. ins Auge. Sofort beginnt ihr Herz heftig gegen ihren Brustkorb zu schlagen und ihr Hals schnürt sich zu.

Ihr fällt auf, dass die Nachricht um 4 Uhr morgens verschickt wurde.

'Wir treffen uns morgen früh um 8 Uhr in der Lobby und werden dort abgeholt. Nach dem heutigen Tag wird sich abzeichnen, ob die Reise drei oder vier Tage dauern wird. Bis dahin'

Verwirrt kraust die Rothaarige ihre Stirn. Je früher dieser Albtraum für sie vorbei ist, desto besser.

Sie hat keine Ahnung was sie und Nathan sind und wie das Ganze nach dieser Reise mit ihnen aussehen wird. Das einzige was sie weiß ist, dass sie Angst hat und sie lange nicht mehr so etwas verspürt hat.

Pünktlich um 8 Uhr öffnen sich die Türen des Fahrstuhls. Juliet und ein älteres Ehepaar, das vermutlich zum Frühstück geht, steigen aus. Ohne auch nur den Mann zu sehen, weiß sie das er da ist. Sie kann seinen Duft riechen, was dafür sorgt, dass ihr Puls steigt.

Als sie um die Ecke tritt, kann sie ihn in einem der Ledersessel der Lobby ausmachen. Er hat einen grauen Anzug und ein schwarzes Hemd an. Das eine Bein hat er über das andere geschlagen, während er auf sein Tablett konzentriert ist.

Juliet läuft langsam auf ihn zu und gerade als sie fast unmittelbar vor ihm steht, blickt er auf. Sein Blick ist wie ein Schlag ins Gesicht für die Dreiundzwanzigjährige. Seine Augen sind emotionslos, kalt und undurchschaubar.

Er hat die Mauern, die er vor Juliet runtergelassen hat, erneut um sich herum hochgezogen und ihr ist offensichtlich nicht gestattet, einzutreten.

„Guten Morgen, Miss Fournier" begrüßt er sie mit einem angespannten Lächeln und erhebt sich „nach ihnen"

Er deutet in Richtung Ausgang. Juliet nickt dankend, denn nicht mal ein Wort würde sie herausbekommen, ohne nicht in Tränen auszubrechen.

Gemeinsam laufen sie zu dem großen schwarzen SUV der vor dem Hotel auf sie wartet. Es sind die gleichen Männer, die sie vom Flughafen abgeholt haben. Beide begrüßen Juliet und Mister Gardner freundlich und öffnen ihnen die Türen der Rücksitze.

Juliet nimmt neben Mister Gardner Platz und als das Auto losfährt, starrt sie unausweichlich aus dem Fenster. Nervös drückt sie ihre Nägel in ihre Handfläche. Diese unangenehme und unklare Stille macht sie wahnsinnig.

Auch Mister Gardner scheint nervös zu sein, denn ununterbrochen wippt sein linkes Bein auf und ab. Juliet jedoch bemerkt dies nicht.

Das Auto kommt nach knapp 10 Minuten zum Halt und erneut werden ihnen die Türen geöffnet. Mister Gardner steigt sofort aus und setzt eine schwarze, undurchschaubare Sonnenbrille auf, während er sein Jackett in einer eleganten Bewegung öffnet.

Sie befinden sich hinter dem Gerichtsgebäude, fernab von all den Paparazzi und Schaulustigen, an einem Ort der vor der Öffentlichkeit sicher ist. Johnny Depp scheint sie schon zu erwarten.

Als er und Nathan einen Händedruck teilen, blickt er leicht verwirrt zwischen Nathan und Juliet hin und her. Na toll, er scheint etwas zu ahnen!

„Guten Morgen, Miesepeter" sagt er lachend zu Nathan, um vermutlich die Stimmung zu heben „wer hat dir die Laune verdorben?"

Mister Gardner grinst und zieht seine Brille ab, um Johnny in die Augen sehen zu können.

„einfach nicht gut geschlafen" antwortet er knapp und klopft seinem Gegenüber auf die Schulter „bereit?"

„Bereit wenn du es bist" Johnny zwinkert ihm zu und Nathan begibt sich mit den beiden Männern in schwarzen Anzügen in Richtung Eingang des Gebäudes, während Johnny noch bei Juliet zurückbleibt.

Die Rothaarige kann sehen, wie Mister Gardner noch einmal verstohlen über seine Schulter zu ihnen blickt.

„Ich spüre eine leichte Anspannung zwischen ihnen" stellt Johnny mit ruhiger Stimme fest, während seine Hände in seine Hosentaschen gleiten „ich hoffe doch nichts ernstes?"

Ein Unterton mischt sich in seine Stimmlage, der Juliet nicht gefällt.

Sie kann sich ein Lachen nicht verkneifen, weswegen der Mann verwirrt die Augenbrauen hochzieht.

„Nichts was den Klienten Mister Gardners etwas angehen würde" gibt sie professionell zurück und beginnt mit Johnny in Richtung Eingang zu laufen. Von Nathan ist keine Spur mehr zu sehen, er scheint schon drinnen zu sein.

Gespielt verletzt fasst sich der Mann an seine Brust.

„Autsch" sagt er mit einer Stimmlage, die bei Juliet Gänsehaut auslöst „und ich dachte, ich würde ihnen mehr bedeuten."

Juliet schmunzelt, wonach sie in angenehmer Stille weiter zur Türe laufen. Dort angekommen öffnet Johnny wie ein Gentleman die Türe für sie und lässt ihr den Vortritt.

„Ladies First" haucht er und zwinkert ihr zu „ich zeige Ihnen ihren Platz. Von dort aus haben Sie eine wunderbare Sicht auf das Wichtigste. Mich."

Das letzte Wort ist kaum ein Wispern.

Sie bemerkt, wie er sofort auf eine leichte professionelle Ebene durch das siezen wechselt, sobald sie das Gebäude betreten haben. Er geleitet sie zu einem der oberen Plätze und verabschiedet sich.

Johnny hat recht, von hier aus hat man wirklich eine wunderbare Sicht auf den ganzen Gerichtssaal. Juliet holt ihr Tablett heraus, um Notizen zu machen, doch umso mehr der Prozess seinen Lauf nimmt, desto schwerer fällt es ihr sich zu konzentrieren.

Das Einzige, was ihre ganzen Gedanken konsumiert, ist der Anwalt dort unten im grauen Anzug, der sich anscheinend nur noch einen Dreck um sie schert.  Mental erschöpft atmet sie aus.

Wo soll das nur hinführen?

Nach dem der erste Tag des Prozesses beendet wurde und die meisten Menschen den Saal bereits verlassen haben, kann Juliet beobachten, wie Mister Gardner an sein Handy geht.

Binnen von Sekunden klingelt ihr Handy und sie kann sehen, dass er ihr geschrieben hat.

'Wir treffen uns am Hintereingang. Ich denke wir sollten beim Dinner miteinander reden'

Romeo | 𝐫𝐝𝐣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt