Romeo | 𝐫𝐝𝐣

chapter 2

psychopath

2 Jahre sind nun seit dem Übergriff auf Juliet Fournier in der Seitengasse vergangen.
Es hat einen geschickten Therapeuten, zwei ganze Jahre und drei der wichtigsten Personen in ihrem Leben gebraucht, um ihr das Trauma zu nehmen oder es wenigstens etwas zu lindern.

Sie lag nach dem Übergriff 4 Wochen im Krankenhaus und hatte eine gebrochene Nase, sowieso mehrere Hämatome und innere Verletzungen.

Durch fehlende Täterbeschreibungen und Beweise, konnten die Angreifer nicht identifiziert und gefasst werden. Sie befinden sich somit immer noch auf freiem Fuß, weswegen sich Juliet nicht mehr Nachts alleine draußen aufhält.

Dank ihres immer noch unbekannten Retters, konnte sie jedoch vor Schlimmeren bewahrt werden, auch wenn der Übergriff alleine schon schlimm genug scheint. Er hat ihr das Leben gerettet und sie vor dem Tod bewahrt, auch wenn hiermit nicht das körperliche Versagen, sondern eher ihr mentaler Zustand gemeint ist, der nach einer Vergewaltigung wohlmöglich völlig zerstört worden wäre.

Er war ihr Schutzengel und sie wollte sich auch bei ihm bedanken, dennoch konnte ihr die Polizei aus Gründen des Datenschutzes keine Auskunft über den mysteriösen Mann geben, da dieser ausdrücklichst darauf bestanden hat, dass seine Daten privat bleiben.

Er hatte anscheinend ebenfalls eine Aussage bei der Polizei getätigt, konnte aber nicht mehr sagen, als das Opfer, weswegen der Fall zur Zeit ruht.

Juliet hat mit dem Gedanken, den Mann jemals wieder zu treffen, abgeschlossen. Sie würde ihn sowieso nicht erkennen, da sie weder sein Gesicht vor Augen hat, noch seinen Namen weiß. Gelegentlich denkt sie aber an ihn und in manchen Momenten wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ihm gegenüberzustehen, um danke sagen zu können.

Durch diese ihr neu gegebene Chance von ihm, kann Juliet nämlich nun ihrem Traum nachgehen.
Seit einem Jahr studiert die jetzt 23-Jährige Jura an der Harvard Universität in Boston. Sie will Frauen mit gleichen oder ähnlichen Schicksalsschlägen eine Perspektive schaffen und für Gerechtigkeit kämpfen.

Eins haben die Täter ihr nicht nehmen können und das sind ihr Mut und Kampfgeist.

-

Der Bus kommt mit einem lauten Quietschen der Reifen und einem zischenden Dampfen vor der Uni zum Halt. Mit ihrem Kaffeebecher in der Hand, steigt Juliet aus und begibt sich auf den vertrauten Campus der Havard University.

Die kältere Jahreszeit ist bereits angebrochen, weswegen die 23-Jährige einen dicken Strickpullover, eine Boyfriend-Jeans mit schwarzen Dr. Martens und einem einfachen schwarzen Rucksack auf dem Rücken trägt. Die Bändel ihrer Kopfhörer hängen lässig an ihr herunter und wenn man genau hinhört, kann man die Melodie von 'Enchanted' von Taylor Swift aus den Kopfhörern wahrnehmen.
Ihr Blick ist konstant auf den Block in ihrer Hand gerichtet und ab und an vom Kaffee trinkend, läuft sie ohne aufzublicken zu ihrem Hörsaal.

Ihre Mitstudenten könnten ihr nicht egaler sein. Juliet hat nur ein Ziel vor Augen und das ist ein guter Abschluss. Sie will Jahrgangsbeste werden und da bleibt nicht viel Zeit für 'Smalltalk' oder die ganzen Studentenpartys.

Außerdem ist die Rothaarige, was Alkohol und Feiern angeht, sehr vorsichtig geworden. Die Vergangenheit hat ihr gezeigt, wie wichtig es doch ist immer Kontrolle über den eigenen Körper zu haben und bei vollem Bewusstsein zu sein. Nie wieder wird ihr dieser Fehler passieren und nie wieder wird sie nachts alleine durch irgendwelche Gassen laufen.

Das plötzliche Aufkommen von vielen verschiedenen gedämpften Stimmen, die Juliet durch ihre Kopfhörer wahrnimmt, lässt die Dreiundzwanzigjährige erstmals aufblicken.