chapter 33

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Madame?

Nervös schluckt die Dreiundzwanzigjährige schwer. Ein ungutes Gefühl macht sich in ihrem Bauch breit und sie ahnt nichts Gutes.

Dennoch schreitet Juliet gefasst zum Hintereingang und wird dort auch schon von einem milde lächelnden Nathan Gardner erwartet. Er hat seine Hände lässig in seinen Hosentaschen vergaben und seine Augen, die Juliet sonst immer so warm empfangen haben, sind verschlossen und kalt.

"Lief doch ganz gut" äußert sich die Rothaarige wahrheitsgemäß, um die Stimmung zu lockern. Mister Gardner jedoch zieht als Antwort seine Augenbrauen kurz hoch und räuspert sich.

"Der Wagen wartet auf uns" sagt er emotionslos "ich habe uns einen Tisch in einem Restaurant reserviert. Es wird dir sicherlich gefallen."

Und ohne auf eine Antwort Juliet's zu warten, dreht er sich herum und schreitet in Richtung des schwarzen SUVs. Einen kurzen Moment verweilt die Rothaarige an Ort und Stelle, sie begreift noch nicht ganz, auf was das Ganze hinauslaufen soll. Achselzuckend tut sie es ab und folgt dem Mann zum Auto.

Die Autofahrt erfolgt schweigend und nur die Radiomusik durchdringt die unangenehme Stille. Unruhig wippt Juliet mit ihrem Bein auf und ab und spielt mit ihren Händen in ihrem Schoß. Ein verstohlener Blick hinüber zu Nathan lässt sie erkennen, dass der Mann tief in Gedanken versunken aus dem Fenster starrt, während er sein Kinn auf seiner Handfläche abgelegt hat.

Der Wagen kommt nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zum Halt und der Fahrer öffnet Juliet die Türe. Als sie aussteigt, wartet Nathan schon draußen auf sie. Eine kalte Brise zieht vorbei und lässt Juliet erschaudern.

Die Haare des Mannes fliegen durch den Wind durcheinander und just in diesem Moment muss Juliet kleinlaut zugeben, dass sie sich wahrhaftig in den Mann verliebt hat.

Mit großen glasigen Augen starrt sie ihren Gegenüber an, blinzelt sich jedoch schnell zurück in die Realität.

"Können wir?" fragt der Mann und deutet in Richtung Eingang des Restaurants. Nickend stimmt Juliet zu und gemeinsam treten sie ein. Ein freundlich aussehender Ober empfängt sie am Eingang und geleitet sie zu ihrem Tisch.

Für Juliet zieht er sogar den Stuhl hervor und als sie sich setzt, schiebt er sie ein Stück an den Tisch heran. Ihnen werden zwei Speisekarten gebracht und schweigend blicken beide in die Karte.

Doch die Rothaarige liest nicht auch nur ansatzweise die Speisen und Getränke die aufgelistet sind, sondern vielmehr versteckt sie sich hinter der Karte und vor dem, was sie am heutigen Abend erwartet.

Als der Ober erneut zurückkehrt, bestellt Mister Gardner zwei Rotweine und weist freundlich daraufhin, dass sie sich wegen dem Essen noch entscheiden müssen. Dankend nickt der Mann und verschwindet in Richtung Küche.

Es ist wahrlich ein gemütliches, privates Ambiente, welches sich Nathan für den heutigen Abend ausgesucht hat. Der kleine Italiener scheint ein 'geheim Tipp' zu sein, da das Restaurant etwas versteckt liegt und auch nicht zu überfüllt ist.

Ein Räuspern reißt Juliet zurück in den Moment. Leicht perplex blickt sie den Mann gegenüber an, der nun plötzlich nervös scheint.

"Ich wollte mit dir reden" sagt er mit leiser Stimme, die die Dreiundzwanzigjährige gar nicht so von ihm kennt "nach all dem, was letzte Nacht passiert ist"

Er schluckt schwer, wobei sich sein Adamsapfel unübersehbar bewegt.

"Nun ich glaube es ist an der Zeit, dass wird das hier-" er deutet zwischen sich und Juliet hin und her "-beenden."

Es folgt ein Moment voll schmerzender Stille. Die Augen der jungen Frau werden glasig und verzweifelt sucht sie im Blick des Mannes auch nur einen Hauch von Mitgefühl. Doch nichts.

Juliet konnte noch nie mit solchen Situationen umgehen, weswegen sie verzweifelt auflacht.

"Das ist ein Witz" entgegnet sie dem Mann und versucht dabei verbissen gegen den Drang zu Weinen anzukämpfen "ich denke es sollte unser beide Entscheidung sein, wann das hier beendet wird."

Der Mann zieht wissend die Augenbrauen hoch, woraufhin er in die Innentasche seines Jacketts fasst und einen Zettel herausholt.

"Der Vertrag sagt was anders" gibt er trocken zurück und faltet den Zettel auf. Sofort erinnert sich die Dreiundzwanzigjährige an den Tag zurück, an dem sie gemeinsam im Diner saßen und den Vertrag ausgearbeitet haben. Ihre Augen überfliegen die Worte auf dem Zettel und sie kann sich noch an alles erinnern. Auch ihre Unterschrift ist unübersehbar die ihrige, doch unten steht noch etwas, etwas, was Juliet noch nicht gesehen hat und von dem sie nichts wusste.

'Es obliegt alleinig Nathan Gardner die Zweckbeziehung zu beenden und den Vertrag aufzukündigen.'

„Davon wusste ich nichts" äußert sich Juliet entrüstet. Das Herz in ihrer Brust war noch nie so schwer.

„Das hast du zusätzlich hinzugefügt!" sie wird lauter. Sie lässt sich hier doch nicht über den Tisch ziehen.

Der Mann breitet unschuldig die Arme aus.

„Das kannst du nicht beweisen und hier unten ist ganz offensichtlich deine Unterschrift" der Mann deutet auf den Schriftzug von Juliet's Namen. Hitze steigt in Juliet's Kopf und ein brennendes Gefühl von Wut macht sich in ihrem Körper breit.

Empört atmet sie aus und starrt Mister Gardner mit großen Augen an. Es ist wie, als würde sie den Mann nicht mehr wieder erkennen.

Ihre Zunge drückt gegen die Innenseite ihrer Wange.

„Weißt du was?" beginnt sie so ruhig wie möglich „ich glaube du hast recht, das alles hier hat keinen Sinn mehr."

Provozierend rümpft sie ihre Nase und breitet nachahmend ebenfalls ihre Arme aus.

„dann sehe ich auch keinen Sinn mehr hierin" sie deutet auf den Tisch „ich reise heute noch ab. Mach was du willst und der Prozess könnte mir nicht egaler sein."

Für einen kurzen Moment scheint Mister Gardner schockiert, jedoch wird sein Blick schnell wieder kalt und undurchschaubar.

„Du weißt, dass das im Vertrag ausgehandelt war-"

„Fick dich und diesen scheiß Vertrag! Ich bin weg" und damit steht Juliet laut auf, sodass die Menschen im Restaurant aufmerksam auf sie werden. Als sie hinausstürmt, erntet der zurückgebliebene Mann ungenießbare Blicke.

Ohne ein bestimmtes Ziel verlässt sie das Restaurant und Tränen bilden sich in ihren Augen. Sie hasst sich dafür, dass sie ihm vertraut hat.

Der schwarze SUV steht noch vor dem Restaurant und als Juliet einsteigt, wird der Fahrer aufmerksam.

„Madame?" fragt er perplex.

„Rufen sie Johnny für mich an-"

Wer hätte das erwartet ?
Bin immer noch krank :( ein paar eurer Kommentare würden mich bestimmt aufmuntern.

Romeo | 𝐫𝐝𝐣Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt