„Folgen Sie mir"Vogelgezwitscher und die warmen Sonnenstrahlen, die durch Juliet's Vorhänge scheinen, wecken sie sanft auf.
Sie kneift gequält ihre Augen zusammen und fährt sich mit einer Hand durchs Gesicht. Sie muss wohl gestern eingenickt sein.Schmatzend richtet sie sich auf. Als sie an sich hinunter blickt, stellt sie fest, dass sie noch angezogen ist. Ein dumpfer Aufprall lässt sie auf den Boden blicken. Ihr Handy ist runtergefallen, als sie sich hingesetzt hat.
Angestrengt bückt Juliet sich und hebt ihr Handy auf. Als sie es anschaltet, strahlt ihr erneut das 'N.' entgegen.
Es war also kein Traum.Verzweifelt beißt sich die Rothaarige auf die Unterlippe. In was ist sie hier nur wieder reingeraten.
Eine Nacht über ihren grandiosen Deal mit Mister Gardner zu schlafen, war keine gute Idee gewesen. Sie bereut ihre Entscheidung, denn jeder normale Mensch weiß, dass solche Lügen nur zu Problemen führen. Sie will ihre beste Freundin und ihren besten Freund nicht anlügen, aber jetzt muss sie das anscheinend und das nur wegen diesem blöden Arschloch.
Mit 35 Jahren sollten man doch wenigstens eine Freundin haben, die man den Eltern vorzeigen kann. Wer hätte gedacht, dass Nathan Gardner eine Fake Freundin braucht, um die Wünsche seiner Eltern zu stillen. Lächerlich...und doch hat Juliet zugesagt. Warum, bloß?
Der Rothaarigen kommt eine riskante Idee. Er hat ihre Nummer schließlich nicht und solange sie ihm nicht schreibt, kann sie dem Ganzen aus dem Weg gehen. Was will er schon dagegen machen?
Verschmitzt grinsend steht sie nun auf und zieht ihre getragenen Sachen von gestern aus, um frische Klamotten anzuziehen.
Bevor sie ihr Zimmer verlässt, atmet Juliet tief ein und wieder aus. Sie muss sich auf das, was jetzt kommt, mental vorbereiten. Chiara wird heute ganz sicher nicht locker lassen.
Ihre Hand umschließt die Türklinke und Juliet öffnet die Türe so leise wie möglich. Sie hört das Radio aus der Küche hallen und schreitet in ihren Hausschuhen in Richtung der Musik. Als sie die Küche betritt, sitzen ihre zwei besten Freunde gemeinsam am Esstisch. Die Rothaarige traut ihren Augen nicht.
Der Tisch ist reichlich gedeckt. Es gibt Croissants, Latte Macchiato, Erdbeeren und Pancakes mit Ahornsirup. Das Wasser läuft Juliet im Mund zusammen.
Chiara schenkt ihrer besten Freundin einen vielversprechenden Blick.
„Guten Morgen Schlafmütze" begrüßt Chiara sie „ich hab uns Frühstück gemacht"
Zach, der gegenüber von Chiara sitzt, scheint in den Startlöchern zu sitzen. Er hat seinen Teller schon reichlich vollgeladen und blickt Juliet mit einem flehenden Blick an.
„Danke Chi" antwortet Juliet gähnend und nimmt am Sitzplatz Vor-Kopf Platz. Natürlich weiß sie, dass Chiara auf Antworten wartet und sich durch das Frühstück diese verspricht.
Die Dreiundzwanzigjährige greift dankend zu und lädt sich Pancakes und Erdbeeren auf ihren Teller, dabei steht sie unter ständiger Beobachtung von Chiara.
„Erzähl mal" sagt Chiara plötzlich und grinst Juliet übertrieben an „wie war's gestern?"
„Gut" antwortet Juliet ohne ihre Freundin anzublicken. Als es plötzlich völlig ruhig am Tisch wird und Juliet die einzige ist, die noch isst, blickt sie auf. Zach starrt auf seinen Teller und Chiara blickt Juliet mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Ich hab dich gesehen Juliet" sagt sie langsam „und ich bin fassungslos. Ich dachte du würdest Mister Gardner hassen und plötzlich sehe ich euch am Gang wie ihr rummacht"
Ja, sie hasst ihn auch.
„Ich weiß nicht" antwortet Juliet unbeeindruckt „das hat sich irgendwie so ergeben und er ist auch eigentlich ganz nett. Vielleicht haben wir voreilig geurteilt."
Chiara kraust die Stirn.
„hat er dich nach einem Date gefragt?"
„Ja" gibt Juliet trocken zurück „und ich dachte mir, warum nicht? Was hab ich schon zu verlieren?"
Ein lautes Scheppern, lässt Juliet aufschrecken.
„ICH FASSE ES NICHT" Chiara hat auf den Tisch gehauen „UNSERE JULIET HATTE EIN DATE! UND DAS GANZ OHNE UNSERE HILFE"
Chiara fällt der Rothaarigen um den Hals und gibt ihr ganz viele Küsschen über das Gesicht.
„Ich bin ja so stolz auf dich" spricht sie gegen Juliet's Hals „das ist das erste mal seit zwei Jahren, dass du einem Mann erlaubst dich dir zu nähern...abgesehen von Zach natürlich!"
Juliet muss lachen. Gott fühlt sie sich schlecht.
„Chi ist doch alles gut" antwortet sie lachend „mir wäre es lieber, wenn wir nicht so ein großes Ding daraus machen würden."
„Okay okay! Verstanden" sagt Chiara und lässt ihre beste Freundin gehen, wobei sie Juliet durch die Haare streicht und ihr ihr Top richtet, wie als würde sie die Rothaarige wieder fein hermachen.
„Dann machen wir kein großes Ding draus, oder Zach?" wiederholt Chiara sich.
Zach nickt zustimmend „sag ich auch immer, wenn die Frauen meinen-"
Er verstummt als er den Blick der Mädchen sieht.
Es herrscht wenige Sekunden Stille, dann brechen die drei in herzliches Gelächter aus.
-
Der Bus hält vor der Universität und Juliet steigt mit einem flauen Gefühl im Magen aus. Sie hat ihre Kopfhörer in den Ohren und hört laute Musik, um sich von den Gedanken an Mister Gardner abzulenken.
Vielleicht war es nur ein Spaß von Mister Gardner und er hat ihr gestriges Zusammentreffen schon längst vergessen. Wer weiß das schon?
Die Massen an Studenten drängen in die Gebäude und Juliet stoppt, als ihr ein Regentropfen auf die Nase fällt. Sie blickt hoch in den grauen, unruhigen Himmel und atmet tief die kalte Herbstluft ein. Harvard sieht zu dieser Jahreszeit grau und trostlos aus, die bunten Bäume auf den Innenhöfen gestalten die Universität etwas lebhafter.
Juliet liebt die Natur. Sie liebt den Herbst.-
Im Vorlesungssaal angekommen, schenkt sie ihrem Professor, der sie anstrahlt, ein Lächeln. Mister Malkin ist wie eine Art Vaterfigur für die Dreiundzwanzigjährige. Er hat ihr schon bei vielen Dingen geholfen und sie aufs Leben vorbereitet. Er glaubt an sie.
Gerade als die Vorlesung beginnt, geht die Tür im Vorlesungssaal unten beim Podium, wo Mister Malkin steht, auf. Mister Gardner tritt ein und Juliet merkt, wie sich die Studenten im Saal angespannt aufrichten. Er hat eine eindeutige Wirkung auf sie.
Auch Juliet ist etwas angespannt.
Sie beobachtet, wie Mister Gardner zu Mister Malkin schreitet und die beiden einige Worte austauschen. Plötzlich fällt der Blick der Professoren auf Juliet.
„Miss Fournier" hallt Mister Malkin's Stimme im Hörsaal wider „würden Sie so freundlich sein Mister Gardner für einige Momente nach draußen zu begleiten."
Juliet bleibt die Luft weg. Sie merkt, wie die Blicke ihrer Mitstudenten auf sie gerichtet sind und wie jeder einzelne von ihnen froh ist, nicht Juliet in diesem Moment zu sein.
Sie schluckt schwer und nickt Mister Malkin verstehend zu.
Langsam steht sie auf und schreitet hinunter zum Podium. Mister Gardner sieht ernst aus und dominant steht er in mitten des Hörsaals, mit seinen Armen hinter dem Rücken verschränkt.
Er begrüßt Juliet mit einem kalten Blick und deutet mit einer geschmeidigen Handbewegung in Richtung der Türe.
„Folgen Sie mir"
Oh oh, was jetzt wohl passiert?
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Romeo | 𝐫𝐝𝐣
FanfictionWenn der strenge Rechtswissenschafts-Professor plötzlich mehr Bedeutung im Leben einer jungen Frau bekommt, als ihr lieb ist. „every juliet needs a romeo" - e