Ein langer Abend

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Sonntagnachmittag traf ich mich noch mit Akiko und Yasu. Sie waren mir zum Glück nicht böse und meinte, sie hätten auch nochmal über die ganze Situation geredet und es wäre dumm sich von potenziell neuen Freunden fernzuhalten nur, weil ein paar Mädels aus der Schule Bitches sind. Das freut mich unheimlich doll. Yasu erklärt aber auch, sie habe nur zugesagt, weil sie Akiko und mich unterstützen will. Das war dann mein Stichwort ihnen von den zwei Zwischenfällen mit Satori zu erzählen. Man konnte das Leuchten in ihren Augen direkt sehen. Ich versuchte sie etwas zu beruhigen, aber das war unmöglich. Wir quatschten noch bis in den Abend hinein. Als ich schlafen wollte, klingelte mein Handy. Es war mein Vater. Wir hatten, seit ich auf der neuen Schule war, noch nicht geredet. 

"Hey, Dad! Alles gut bei euch?", wollte ich wissen. Er erzählte mir ein paar Geschichten und fragte mich dann, ob ich noch was brauchen würde. Die Sache ist, mein Vater hat ziemlich viel Geld. Er ist ein erfolgreicher Politiker und ich bin dementsprechend mit den ein oder anderen Vorzügen aufgewachsen. Das ist aber kein Klischee-Ding. Mein Vater war zwar häufig beschäftigt, tat aber auch immer alles dafür bei uns zu sein. Er ist liebevoll, lustig und ein toller Vater. Meine Mutter hat dagegen ein paar Probleme. Sie ist schon seit ich klein war ziemlich krank. Meistens liegt sie im Bett und wird von mehreren Pflegern betreut. Das hört sich jetzt vielleicht egoistisch an, doch darunter hat unsere Beziehung immer gelitten. Sie war fast wie eine Fremde für mich. Ich liebe meine Eltern aber sehr und sie lieben mich auch. Ich erzählte aber nicht gerne von ihnen. Die Sache mit meinem Dad hat mich schon oft in Schwierigkeiten gebracht und die Krankengeschichte meine Mutter ist einfach zu traurig. Das erzählt man nicht einfach beim Mittagessen. Beides sind aber Dinge mit denen ich gelernt hatte klarzukommen. Vermutlich würde ich auch Akiko und Yasu irgendwann mal davon erzählen. Über ihre Familien wusste ich auch fast nichts. "Ja, ich habe Freunde gefunden. Außerdem bin ich im Volleyballclub!", berichte ich. "Echt? Du spielst Volleyball?", fragte er ungläubig. "Ah, nein! Ich bin die Managerin vom Jungvolleyball-Team", erkläre ich ihm. Es folgte eine lange Pause und dann ein verwirrtes: "Warum?" "Warum denn nicht?" "Na gut, wenn du das willst. Du wirst schon wissen, was du tust." Das weiß ich auch. Also zumindest glaube ich es. Meinem Dad werde ich aber nicht sagen, dass ich wegen Satori zum Volleyball gekommen bin. Jungs waren bisher kein Thema zwischen uns und das darf auch sehr gerne so bleiben. "Ich überweise dir noch etwas Geld, lade deine neuen Freunde doch zum Karaoke ein.", schlug er vor. "Ja, das ist eine tolle Idee, danke Dad!" Kurz darauf endete unser Telefonat. Mit meiner Mutter hatte ich nicht geredet. 

Es war zwar schon dunkel aber ich wollte gerne noch etwas draußen lesen. Ich mag die Kälte der Nacht, wenn ich warm eingepackt auf einer Bank lesen kann. Wirklich zum Lesen kam ich nicht. Viele Gedanken aus der letzten Woche haben sich in meinem Kopf breit gemacht. Das Ushiwaka mich nicht mag wurmt mich extrem, noch mehr stört es mich aber, dass er keinen konkreten Grund nennen konnte. Also ist es nicht mal etwas, dass ich ändern kann? Ist es mein Wesen an sich, welches er nicht mag? Ich legte mein Buch zur Seite und zog meine Beine zur Brust, dann legte ich meinen Kopf darauf ab und starte auf das kleine Stück Wiese vor mir. Mögen die Anderen aus dem Team mich denn überhaupt? Reon will vermutlich einfach nur eine Managerin, egal wer. Eita scheine ich auch ziemlich egal zu sein, doch er könnte dadurch mehr Kontakt zu Akiko bekommen, vielleicht ist das ein Pluspunkt? Kenjiro mag mich sowieso nicht und denkt, ich wäre eine Stalkerin, womit er ja nicht ganz Unrecht hatte. Je mehr ich nachdachte, desto mehr wurde mir klar, wie viele Namen ich eigentlich noch nicht kannte. Was für eine Managerin bin ich, die ihr eigenes Team nicht kennt? Da sind die meisten Fangirls sicher besser aufgestellt als ich. 

"Yo, was machst du hier noch?", höre ich eine männliche Stimme. Als ich hochsah, standen 3 fremde Typen vor mir. Die hatte ich hier noch nicht gesehen, sie trugen keine Uniform, schienen aber noch im Schulalter zu sein. Vielleicht 2. oder 3. Jahr? "Ich war am Lesen.", log ich. "Wie heißt du?", will ein anderen wissen und setzte sich neben mich. Seine Hände hatte er in den Jackentaschen. "Himiko.", antwortete ich kurz und setzte mich dann normal hin. Die anderen beiden Jungs standen vor mir. "Himiko, das ist aber ein schöner Name. Du bist doch bestimmt im ersten Jahr, oder?", will der Typ mit blondgefärbten Haaren von mir wissen. Ich nickte zaghaft. "Tz, Tz, Tz, dann hast du doch aber Sperrstunde.", erklärt der Junge neben mir. Er hatte braune Haare, die ihm ins Gesicht hingen. Er nahm seine Hände aus den Taschen und lehnte sich nach vorne um mir in die Augen sehen zu können. "Ich habe nicht gemerkt wie spät es ist, tut mir leid.", mit den Worten wollte ich aufstehen, doch die 2 Jungs vor mir stellten sich näher zu mir und ließen keinen Platz. Ich war komplett umzingelt. Langsam wurde ich nervös, was wollten die. "Eine Entschuldigung reicht aber nicht. Du hast gegen die Schulregeln verstoßen", erklärte Langhaar neben mir ruhig, während die anderen nur dumm grinsten. "Und jetzt?", versuche ich ohne zittern in der Stimme zu sagen. "Ganz schön frech.", der Blonde nahm mein Buch. "Hey!", sage ich laut und versuche wieder aufzustehen. Doch eine Hand zog mich wieder runter. "Na, jetzt entspann dich doch mal.", lachte er. "Ich bin Yuma und meine Freunde hier heißen Kaito und Takeshi. Wir wollen doch nur ein bisschen mit dir reden kleine." Ich fühlte mich zunehmend unwohler und wusste nicht, was ich tun sollte. "Wir wollten noch etwas Karaoke singen gehen und wenn du mitkommst, sagen wir auch niemandem, dass du während der Sperrstunde noch draußen warst. Wir wollen nur ein bisschen Gesellschaft", faselte Yuma mit einem ekelhaften Grinsen und mit der Hand immer noch an meinem Gelenk. "Nein danke, ich möchte lieber gehen.", gab ich zurück und versuchte meine Hand wegzuziehen. Ohne Erfolg, sein Griff wurde fester. "Ah, ah, ah, wir akzeptieren kein nein.", mischte sich Kaito ein und lehnte sich runter zu mir. "Du bekommst auch dein Buch wieder ~" kicherte Takeshi. "Aber nur wenn du dich benimmst.", erklärte Yuma. "Du kannst es behalten.", langsam wurde ich wütend. Ich wollte nur weg.  

StudyBuddy (Eine Shiratorizawa FF mit OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt