Die grellen Sonnenstrahlen überschritten allmählich den Horizont und bahnten sich langsam ihren Weg durch die kahlen Bäume, bis die Wärme der Sonnenstrahlen die Akademie vollends erreichte. Aido hielt sich die Hand vor das Gesicht und blockierte das furchtbar grelle Licht, das seine Augen mit Schmerz erfüllte. Der Schmerz war jedoch kein Vergleich zu dem in seinem Herzen, das wild gegen seine Brust schlug. Eine gefühlte Ewigkeit verging, bei der er die letzten Stunden Revue passieren ließ. In seinen Gedankengängen sah er Yuna, die mit einem todesverängstigten Blick auf ihn heraufschaute und ihm eine derartige Furcht vor Vampiren und vor dem Tod offenbarte. Er konnte selbst jetzt die Furcht bis in die Knochen spüren, die Yuna in die Knie zwang und sie vollkommen erstarren ließ. All die blutenden Wunden, die er dabei sehen konnte, versetzten ihm einen Stich ins Herz, die ihm genauso sehr schmerzten wie die Tatsache, dass dieses Mädchen Angst vor ihm hatte.
»Asuna«, murmelte er unversehens und seufzte stumm, während er sich auf sein Gehör konzentrierte, um etwas über ihren Gesundheitszustand in Erfahrung zu bringen, während er vor dem Unterrichtsgebäude stand und darauf wartete, von der Krankenschwester gerufen zu werden, die sich zur Zeit um seine Schwester kümmerte. Er konnte zu seinem Bedauern jedoch keine Stimmen hören, sodass sie vermutlich immer noch nicht zu Bewusstsein kam. Ein Teil von ihm wollte zu seiner Schwester, doch der größere, vernünftigere Teil verbot es ihm seiner Selbstbeherrschung wegen. Seine Sinne konnten den Blutgeruch noch immer wahrnehmen – die ganze Luft enthielt den Geruch, der ihn schier in den Wahnsinn trieb. Aido schluckte und schüttelte sogleich den Kopf, als ihm ein verbotener Gedanke im Kopf schwebte. Nein, an ihr Blut durfte er jetzt nicht denken, auch wenn der Gedanke mehr als nur verlockend war. Seine Gedanken wurden zu seinem Glück schnell in eine andere Richtung gelenkt, als er Schritte wahrnehmen konnte. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass es sich eher um ein Unglück handelte, als er Yuki aus der Ferne sah, die in unerwarteter Begleitung war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte sie mit einem mehr als nur verärgerten Blick.
»Was habt ihr hier verloren? Vor allem sie?«, fragte er und nickte zu Agatha rüber, die neben Yuki haltmachte und ihn unsicher anschaute.
»Hey!«, rief Yuki und schritt dazwischen, während sie die Hände an die Hüften stemmte, »so hast du nicht mit ihr zu reden!«
»Belehr mich nicht, Yuki-Chan!« Aido kam ihr mit nur einem Schritt gefährlich nahe, ehe er sie mit einem Blick bedachte, der jeden Menschen in die Flucht schlagen würde. Seine plötzlich rot gefärbten Augen verstärkten die Bedrohung, die er dabei ohnehin schon ausstrahlte. »Du hast es die gesamte Zeit gewusst!«
Aido hörte, wie Agatha den Atem scharf einzog, sodass sich seine roten Augen schnell auf sie fixierten. Dieses Mädchen zuckte augenblicklich zusammen, doch schien sie sich nach wenigen Atemzügen wieder aus ihrer kurzen Starre befreien zu können, ehe sie etwas antworten konnte.
»A-Aido-Senpai, bitte. Lass sie nicht deinen Zorn spüren.«
Ihre schon beinahe zu ruhige Haltung verriet ihm nur allzu deutlich, dass sie von der wahren Natur der Night-Class wusste. Doch nicht nur das war ihm bewusst, was ihn nur noch zorniger machte. Seine Augen sprühten vor Wut und seine Selbstbeherrschung sank auf ein gefährliches Minimum herunter. Die Vertrauensschülerin konnte froh sein, dass sie unter dem Schutz des Reinblüters stand. Mit Agatha stand die Situation jedoch anders. Seine Augen ließen Agatha das Ausmaß seiner Raserei spüren, doch es stellte sich heraus, dass diese Day-Class Schülerin gefasster war als Yuki selbst. Nicht einmal den tödlichen Blick, den er ihr zuwarf, ließ sie an sich herangehen.
»Ich weiß, dass du wütend bist. Aber Yun- , nein – Asuna hatte es uns ausdrücklich verboten.«
Aido schnaubte verächtlich und ging auf Agatha zu, doch stellte sich Yuki ihm in den Weg, indem sie ihm die Artemis vorhielt. Der Night-Class Schüler runzelte die Stirn, als er gezwungen war, stehenzubleiben. Doch ergriff Agatha schnell die Initiative und legte ihre Hand auf diese vermeintliche Waffe, die den Night-Class Schüler aus Gründen, die sie nicht verstand, fernhielt. Sie hatte von Yuna bereits erzählt bekommen, dass es Waffen gab, die nur für Vampire gefährlich waren, doch konnte sie sich nicht vorstellen, wie ein Stab wie dieser dies erreichen konnte. Sie hob sich diese Frage für einen besseren Zeitpunkt auf und drückte diesen Stab weg, der sie schützen sollte. Wenn sie damit ein Zeichen des Vertrauens setzen konnte, dann war es das wert.

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Ich werde dir folgen, bis ans Ende der Welt ♡
FanfictionAsuna alias Yuna lebte bei einer Familie, die aus adligen Vampiren bestand. Sie selbst aber war nicht als Level-B, sondern als Mensch mit besonderen Fähigkeiten geboren. Solche "Wesen" nannte man Shurshio. Vampire fürchteten diese Wesen, da ihre Fäh...