Das wahre Wesen der Hayomis

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Der Sommer verging wie im Flug und die Tage wurden allmählich kürzer, kühler und auch die Bäume warfen ihre Blätter ab, die die gesamte Cross-Akademie in ein farbliches Licht eintauchten. Der Herbst brach an.

Jeder vereinzelte Tag als Vertrauensschülerin war für Yuna eine erneute Herausforderung gewesen. Auch wenn sie die Nacht liebte, so fehlte es ihr am nötigen, wenn auch nur kurzen Schlaf. Ein Jammer, dass der Unterricht immer so früh beginnen musste.

Während des Unterrichts holte Yuna den nötigen Schlaf nach, was in erster Linie eine Option war, um auf den Beinen zu bleiben, doch ihre schulische Leistung verschlechterte sich dadurch, selbst wenn sie intelligent genug war. Ihr fehlte die kurze Zeit zum Lernen und dadurch, dass sie im Unterricht schlief, verpasste sie den Lernstoff.

Das war jedoch nur der Anfang. Vielmehr machten ihr die Kräfte zu schaffen. Als Yuna an einem Nachmittag etwas Zeit zum Trainieren fand, musste sie feststellen, dass ihr Reaktionsvermögen nachgelassen hatte und die nötige Ausdauer nicht mehr besaß. Ein weiteres, vortreffliches Beispiel war eine Auseinandersetzung mit Sakura Subassa, die es schaffte, sich Yunas Gegenwehr zu entziehen und sie gegen einen Baum zu schubsen. Die Blauhaarige verlor daraufhin ihr Gleichgewicht und musste teilweise darum kämpfen, sich wieder zu erheben.

Nach und nach beschämte es Yuna ebenso, sich beim Klassenwechsel der Night-Class zu zeigen. In ihrer Gegenwart verhielt sie sich normal, wie es auch nur ging, aber Aido zum Beispiel kam nicht umhin zu fragen, ob alles bei ihr in Ordnung war. Schwäche konnte leider auf mehr als nur auf eine Weise festgestellt werden, sodass sie sich außer beim Klassenwechsel bei keinen der Night-Class Schüler blicken ließ, auch wenn der Rektor danach verlangte, sie mit irgendwelchen Dokumenten zum Mondwohnheim zu schicken. Sie konnte das nicht tun, selbst wenn es hieß, ihren Bruder nicht mehr öfters zu Gesicht zu bekommen. Diese Tatsache war schmerzhaft.

So ging das nicht weiter.

Yuna nahm daraufhin Yuki beiseite und erzählte ihr, wenn auch nur widerwillig, von ihrem Problem. Es war nicht ihre Art, zu kapitulieren, doch auf Dauer sah Yuna keine Möglichkeit, wie sie dem noch standhalten konnte. Beide Beteiligten fanden eine Lösung, indem sie sich täglich mit der Schicht abwechselten, was auch in den folgenden Wochen hervorragend funktionierte. Durch diese Entscheidung ging es Yuna deutlich besser – sie konnte sich wieder Dingen wie dem Unterricht widmen und auch beim Klassenwechsel auftauchen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob die Night-Class ihrer Gesundheit wegen Verdacht schöpfen könnte.


An diesem etwas kühlen, aber dennoch sonnigen Herbst-Montag bekam die Day-Class ihre Matheklausuren wieder. Bei dieser Klausur handelte es sich um eine Vorprüfung auf die anstehenden Hauptprüfungen im Winter.

Yuna lag mit dem Kopf auf dem Tisch und vergrub ihr Gesicht in ihre Arme. Die letzte Nacht war besonders anstrengend gewesen, da sie zwei Day-Class Schülerinnen dabei erwischt hatte, wie sie Fotos von der Night-Class machen wollten. Der daraufhin entstandene Tumult war sehr nervenaufreibend, da die Mädchen sich nach alldem noch geweigert hatten, zum Rektor zu gehen. Die hatten vielleicht Nerven! Zum Glück war heute Abend Yuki mit ihrer Schicht dran gewesen, sodass sie ein wenig entspannen konnte. Allein der Gedanke zauberte ihr ein winziges Lächeln im Gesicht.

Der Lehrer schien keine Bemerkung bezüglich Yunas Unterrichtshaltung von sich zu geben, als er die Klausuren austeilte und ihre auf den Kopf ablegte. Selbst dann rührte sich Yuna nicht.

»Kannst du bitte für mich reinschauen?«, nuschelte sie in der Armbeuge.

Agatha kicherte. »Klar.« Sie nahm die Klausur vorsichtig, legte sie jedoch eine Sekunde später wieder auf ihrem Kopf und schwieg.

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