Motorengeräusche und klassische Musik, die aus dem Radio leise ertönte, verliehen diesem Moment eine wunderbare Atmosphäre. Yuna lauschte den Klängen herzlich zu und beobachtete, wie die Autos an ihr vorbeizogen. Ein Moment wie dieser war perfekt so, wenn ihre Cousine endlich mit dem Geschnatter aufhören würde.
»Ich habe dir doch gesagt, dass du genug Kraft tanken sollst, damit der Tag nicht allzu anstrengend wird, aber wer hört denn schon auf mich? Du bist echt unmöglich, weißt du das? Wie ein kleines Kind benimmst du dich und setzt ständig deinen Willen durch!«, lamentierte Tama ununterbrochen vor sich hin – und dass berechtigt. Das Mädchen, das ihren Kopf gegen die Autoscheibe anlehnte und immer wieder versuchte, nicht einzunicken, sah trotz ihrer natürlich blassen Hautfarbe nicht besonders gut aus. »Dein schwacher Körper braucht jedes bisschen Energie«, fügte sie noch hinzu und genau bei diesem Wort wurde das halbschlafende Mädchen sofort hellhörig.
»Was sagst du da? Ich bin nicht schwach!« Der Taxifahrer zuckte kurz zusammen, als er die strengen Worte mitbekam, aber zu seiner Erleichterung wurde es in der hinteren Reihe schnell wieder ruhig, als sie weitersprach, »außerdem kann ich deine Reaktion nicht verstehen. Hast du etwa vergessen, dass ich diese Schlafstörung habe? Zugleich konnte ich diesmal nicht ruhen, weil ich mich nach diesem Tag gesehnt habe.« Ihre Cousine senkte den Kopf, sodass ihr schulterlanges, schwarzes Haar das Gesicht bedeckte.
»Schon wieder der Traum, nicht wahr...?«
»Das fragst du noch?«, antwortete sie spöttisch und lehnte sich müde gegen den Sitz, »manchmal frage ich mich echt, ob du deine Dummheit nur vorgaukelst oder ob du tatsächlich dumm bist«, sie öffnete langsam ihre Augen, »es verfolgt mich immer noch, obwohl es schon so lange her ist.« Das Mädchen wollte keine Sentimentalität zeigen, als sie an den einen Traum nachdachte, der einen wichtigen Teil ihrer Vergangenheit und damit auch ihren jetzigen gesundheitlichen Zustand auszeichnete. Ihre Cousine bemerkte ihr Unbehagen und rutschte ein wenig rüber, um einen Arm um sie zu legen und sie zu sich zu drücken. »Nun wird sich alles ändern, dein Neuanfang beginnt hier und jetz-«
»Neuanfang? Ich weiß nicht so recht. Aber ich werde dort meinen Bruder finden. Ich muss es. Einen besseren Anhaltspunkt gibt es nicht.«
»Ach, Yuna. Wie soll das denn gehen? Woher willst du überhaupt wissen, dass er auf die Akademie geht oder wie er heißt geschweige denn aussieht? Du hast viele deiner Erinnerungen durch den-«
»Erinnere mich nicht dran, Tama!« Es reichte schon, dass sie durch ihre täglichen Albträume ständig erinnert wurde, wie furchtbar diese Nacht gewesen war, doch ihre Cousine behielt Recht: Durch den Sturz von der Klippe hatte sie viele, wichtige Erinnerungen verloren. Dennoch war das Thema nicht der Rede wert gewesen.
»Ich habe nie davon gesprochen, dass er auf der Akademie sein könnte. Aber es wäre schon mal ein Anhaltspunkt und früher lebte ich in der Nähe der Akademie. Hier kann ich nun mein Abschluss machen und hätte genug Zeit, um Informationen über meinen Bruder zu finden. Ich muss mich vergewissern, ob er noch lebt... Genauso wie meine Mutter und meine kleine Schwester.«
Yuna hatte lange auf diesen Tag gewartet, an dem sie endlich wieder zurückkehren konnte, doch fürchtete sie sich dennoch vor das Schlimmste, was sie erwarten könnte. Sie schüttelte den Kopf. Nein, negatives Denken deprimierte sie nur noch und das vor Tama zu zeigen war nicht der richtige Moment. So ließ sie ihre dunkle Miene fallen und setzte ein falsches, aber gekonntes Lächeln auf, denn aus dem Fenster sah man bereits das Ende eines kleinen Waldes, an dem sie vorbeigefuhren, und der Beginn einer langen, steinigen Mauer, die die Akademie von der Außenwelt abgrenzte. Der Moment des Abschieds war gekommen.
»Hayomi-San, wir sind da«, bestätigte der Taxifahrer. Das Auto hielt vor einem großen, eisernen Tor an. Durch das Gitter sah man bereits den steinigen Weg zur Akademie – ein aufregendes Gefühl für Yuna, sodass sie zunächst zögerte, auszusteigen. Tama hingegen verspürte nichts dergleichen und stieg aus, um das Gepäck aus dem Kofferraum zu holen – ein kleiner Koffer aus Leder und eine selbstgestrickte Umhängetasche. Anschließend riss sie die Autotür auf und machte eine Handbewegung, die darauf hindeuten sollte, dass sie aussteigen soll. Yuna zögerte immer noch, denn sie würde nun nach so vielen Jahren einen Fuß auf fremdes Terrain setzen. Tama wurde daraufhin ungeduldig und zog ihre Cousine aus dem Wagen.

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Ich werde dir folgen, bis ans Ende der Welt ♡
FanficAsuna alias Yuna lebte bei einer Familie, die aus adligen Vampiren bestand. Sie selbst aber war nicht als Level-B, sondern als Mensch mit besonderen Fähigkeiten geboren. Solche "Wesen" nannte man Shurshio. Vampire fürchteten diese Wesen, da ihre Fäh...