Die zum Scheitern verurteilte Verlobung

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Nach der letzten, seltsamen Begegnung mit dem Night-Class Schüler wollte Yuna nur noch wieder zurück zum Wohnheim und sich für die Nachtschicht fertig machen, doch selbst auf dem Weg zum Wohnheim ging ihr die Begegnung mit ihm einfach nicht aus dem Kopf. Sie rätselte pausenlos nach Gründen, warum er sie mit diesem glutvollen Ausdruck angeschaut hatte. Vielleicht war das auch alles nur eine Einbildung gewesen?

Gerade jetzt, wo Yuna es schaffte, sich den Kopf nicht über Tama und Akane zu zerbrechen, wurden ihre Gedanken instinktiv von einer anderen Quelle beansprucht. Dabei stellte sie sich nun die Frage, ob Aido etwas damit zu tun haben könnte, dass es Yuna gelang, ihre Albträume für einen etwas längeren Zeitraum zu entfliehen, nachdem sie in der Nacht zuvor an seiner Seite eingeschlafen war, was mehr als nur beschämend war. Hatte er vielleicht... ihre Erinnerungen genommen? Das konnte unmöglich sein, da die Kräfte der Vampire ihr nichts anhaben konnten. Oder bestand trotz allem gerade bei ihm eine Chance? Das alles klang so unglaublich verwirrend.


Die Sonne machte sich bereit, hinter dem Horizont zu verschwinden, als die beiden Day-Class Schülerinnen es schafften, unauffällig zur Akademie zurückzukehren. Doch auch dort erwartete sie bereits die nächste böse Überraschung, als sie ihr gemeinsames Zimmer erreichten und Agatha die Tür öffnete. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck rief sie sofort Yuna zu sich herbei, um ihr verstehen zu geben, warum sie so reagierte. Denn all ihre Sachen, sowohl Klamotten als auch die zwei Nachttischlampen und die Schubladen, wurden durchwühlt. Zurück blieb nur das reinste Chaos.

»Wer hat hier so randaliert?«, fragte sich Agatha und betrat langsam das Zimmer, um sich das gesamte Ausmaß der Zerstörung genauestens zu unterziehen. Yuna hingegen blieb auf keinen Fall ruhig. Nein, in ihr schlugen alle Alarmglocken auf und eine Befürchtung, dass eventuell ein Schüler aus der Night-Class hier gewesen sein könnte. Deswegen könnten Aido und Kain auch in der Stadt gewesen sein, um denen, die etwas herausfinden wollten, genügend Zeit zu geben! Oder die beiden Night-Class Schüler selbst könnten es gewesen sein, da sie den Marktplatz viel früher verließen als die Mädchen selbst.

Yuna brauchte einen Moment, bis sie ihre Beine dazu bringen konnte, sich zu bewegen. Erst dann stürmte sie in ihr Zimmer und suchte nach Hinweisen, die darauf hindeuteten, dass jemand etwas über sie herausgefunden haben könnte. Währenddessen schmiedete sie schon Fluchtpläne, wenn sich herausstellen sollte, dass die Night-Class ihr Geheimnis herausgefunden haben sollte. Yuna musste definitiv die Akademie verlassen. Die Gefahr war zu groß, hierzubleiben! Sie konnte sich nicht sicher sein, ob die Night-Class sie töten oder am Leben lassen würde. Und wenn sie sich dann doch dazu entscheiden sollten, sie am Leben zu lassen, dann würde Yuna im Gegenzug nur den Frieden und auch das Leben ihres Bruders gefährden. Am besten wäre es, hier und jetzt die Sachen zu packen und zu verschwinden! Doch was würde mit Agatha geschehen? Sie war allein und die Tatsache, dass sie nichts von ihr wusste, entschuldigte es in keinster Weise, dass ihr ebenfalls etwas geschehen könnte. Dafür war der Senat der Vampire zu ausgefuchst.

›Verdammt, warum bin ich überhaupt hierhergekommen oder habe Freundschaften geschlossen?‹, kam sie nicht umhin, zu denken.

Doch dann spürte Yuna etwas, was sie schon viel früher hätte bemerken müssen – eine Aura. Sie war jedoch nicht so stark, sondern eher leichter und schwächer. Wie ein kleiner, durchschaubarer Nebel. Die Aura eines Menschen.

Yuna drehte sich mit dem Rücken zu Agatha, um ihre aufleuchtenden Augen vor ihr zu verbergen.

Die Tatsache, dass es sich um einen Menschen handeln könnte, reichte, um den Stein von ihrem Herzen fallenzulassen, selbst wenn sie nicht wusste, was ein Mensch hier gesucht haben könnte. Die anderen beiden Vertrauensschüler konnten es unmöglich sein. Zum einen, weil sie Yukis Aura bereits kannte und zum anderen, weil Zero ein Vampir war und sie seine Düsternis, die nicht gerade schwach war, sofort gespürt hätte.

Ich werde dir folgen, bis ans Ende der Welt ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt