Ich werde dir folgen, bis ans Ende der Welt ♡

In den Fängen der Vampire

»Asuna-Chan!«

Ein Moment der Stille entstand, als sich die Blicke von Asuna und Ichijo trafen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als ihr wahrer Name fiel und damit die erschreckendste Tatsache, was sie die gesamte Zeit über nicht wahrhaben wollte: Die Night-Class wusste, dass sie nicht die war, für die sie sich ausgab. Einem Impuls folgend, machte Asuna auf den Absatz kehrt und eilte auf die Eingangstür zu, als ihr das Adrenalin in den Blut schoss und die unerträglichen Schmerzen, die sie empfand, verschleierte. An der Eingangstür angekommen zog Asuna rasch an der Türklinke, wobei die ersten Sonnenstrahlen durch den Schlitz hindurchschienen. Ichijo befand sich jedoch direkt hinter ihr und drückte mit der Hand mühelos gegen die Tür. Asuna sah, wie die Sonnenstrahlen schmaler wurden, bis sie vollkommen von der Dunkelheit verschlungen wurden. Sie zog erneut an dem Türgriff als würde es um ihr Leben gehen. Doch wie konnte sie gegen die Kraft eines Vampirs ankommen? Zumal es sich hierbei um einen Adelsvampir handelte.

»Warte! Wo willst du denn hin?«

Weg von hier, dachte sie nur und erkannte aus dem Augenwinkel, wie er nach ihrem Arm greifen wollte. Asuna wollte unter gar keinen Umständen erneut gefangen genommen werden – jetzt, da sie es geschafft hatte, vor ihrem Bruder zu fliehen. Sie wich ihm aus und eilte von der Tür weg. Dabei haschte ihr Blick zu einem Kamin, der am anderen Ende des Foyers stand und an dem ein Schürhaken aus Eisen hing. Wenn ihr schon der Weg nach Draußen blockiert wurde, dann musste sie sich eben durchkämpfen! Den Gedanken in den Kopf gesetzt, stürzte sich Asuna auf den Schürhaken zu, um es als Waffe gegen Ichijo einzusetzen. Der Gesichtsausdruck von ihm hatte etwas unverständliches und irritierendes zugleich, ging aber dennoch langsamen Schrittes auf sie zu.

»Asuna-Chan.« Mit seiner ruhigen und sanften Stimme versuchte er, sie zur Besinnung zu bringen. Er roch ihre Angst und sah diese in ihren blauen Augen, doch musste er ihr unbedingt zeigen, dass sie sich nicht vor der Night-Class zu fürchten hatte. Gerade nicht vor ihm, da er sich sonst gut mit ihr verstanden hatte und er ihr nie etwas Böses wollte. »Beruhige dich bitte. Dir droht keine Gefahr.«

»Bleib weg von mir!«, brüllte sie und zeigte mit der Spitze des Schürhakens direkt auf ihn. Ichijo blieb von ihrem Versuch, ihm zu drohen, ungerührt und ging weiter auf sie zu, bis er unmittelbar vor ihr haltmachte.

»Ich meine es aber ernst«, wiederholte er und streckte den Arm vorsichtig nach ihr aus. Asuna zuckte zusammen und schlug sofort zu, doch schaffte es Ichijo ohne Mühe, die Hand wegzuziehen. Es folgte ein weiterer Schlag, gefolgt von einem weiteren. Er wich allen Angriffen aus. Manche von ihnen sogar nur, indem er seine Schnelligkeit als Vampir einsetzte. Asunas Kampftechnik stellte sich schnell als bemerkenswert heraus, als ihm auffiel, dass die Techniken, die sie einsetzte, auch ihm bekannt waren. Er fragte sich, von wem sie gelehrt wurde.

»Ich will nicht gegen dich kämpfen!«, rief er und versuchte durch seine Schnelligkeit ihr den Schürhaken aus der Hand zu reißen. Doch traf sie dabei sein Ellenbogen und verpasste ihm eine tiefe Schnittwunde. Der Hacken fing sich kurz im Stoff seines Hemdes ein. Diese kurze Zeit genügte ihm, um nach dem Stück Eisen zu greifen, doch konnte er gleichzeitig erkennen, wie sich Asunas Augen veränderten und ihn mit einem hasserfüllten Blick durchbohrten.

Diese Augen...

Zum ersten Mal spürte Ichijo etwas wie Unbehagen, als er in diese grell aufleuchtenden Augen blickte. Er begriff plötzlich, wie sehr sich die Menschen vor den roten Augen der Vampire fürchteten, während die Vampire selbst vor dem zurückschreckten, das sich eine Shurshio nannte. Er zog bei den aufleuchtenden Augen den Atem scharf ein, als sie ihren Blick nicht von ihm abwendete. Ichijo ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen und zog am anderen Ende des Schürhakens. Asunas Blick, der hinüber zu Ichijos Hand wanderte, verfinsterte sich sofort. Ein eisiger Windhauch wehte durch das Foyer und ein knackendes Geräusch ertönte. Ichijo erstarrte, als er sah, wie im Handumdrehen seine Hand mit samt dem Schürhaken eingefroren wurde.