Wendung des Schicksals

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»Sie ist wieder da«, waren die meist ausgesprochenen Sätze der Night-Class Schüler gewesen. Jeder von ihnen war innerlich erleichtert gewesen, dass sich die Situation wieder zum Gutem gewendet hatte; anderseits hätte es massive Probleme gegeben. Sie alle lebten ihren Alltag mit der Gewissheit weiter, dass Ichijos Blut dem Mädchen doch noch geholfen hatte, auch wenn die Zeitspanne der Wirkung sehr untypisch war. Sie erklärten es sich jedoch damit, dass Yunas Immunsystem zu schwach war, um darauf anzuspringen.

Alle vermuteten dies, außer Aido selbst, der niemandem davon erzählt hatte, bei Yuna gewesen zu sein. Er war mehr als überrascht, dass Yuna am darauffolgenden Tag wieder auf den Beinen stand, wo sie doch die Nacht zuvor sein Blut zu trinken bekam...


Innerlich aufgekratzt von der indirekten Begegnung der Night-Class kehrte Yuna zusammen mit Agatha in ihrem gemeinsamen Zimmer zurück, doch als sie bereits die Türschwelle betrat, kam ihr das Zimmer überhaupt nicht mehr vertraut vor. Mit dem Gewissen, dass die Night-Class nicht außergewöhnlich war und ihre Erinnerungen an die Vergangenheit verloren hatte, verließ sie das Zimmer. Und nun kehrte sie mit einer Erkenntnis zurück, die alles andere als erfreut war. Sie wusste, wer die Night-Class wirklich war, und sie wusste, wer ihr Bruder war. Immer wieder kehrten diese grausamen Bilder vor ihrem inneren Auge wieder auf zurück. Die roten Augen, die Reißzähne, das Blut.

Irgendwie konnte Yuna das alles nicht realisieren. Ihr kam die Erinnerung so unwirklich vor; es war eher ein Albtraum, der sich heimlich in ihre Gedanken schlich und ihr das Fürchten lehrte. Aber allein der Schmerz erinnerte sie stehts wieder daran, dass nichts von all dem irreal war.

»Yuna? Ist alles in Ordnung?«, ertönte plötzlich Agathas Stimme, die über die gesamte Zeit kein einziges Wort von sich gab. Sie zog es zuletzt vor, Yuna zu einem späteren Zeitpunkt mit Fragen zu überhäufen, da sie mögliche Zurückweisung vermeiden wollte. Schlussendlich verlangte ihre Neugierde es zu sehr danach, sodass sie ihr doch die Frage stellen musste.

»Huh? Oh, ich... Ja, es ist... alles in Ordnung«, antwortete sie mit einem aufgezwungenen Lächeln auf ihren Mundwinkeln, der schnell wieder verschwand.

Agatha brauchte nicht mehr als diese Reaktion, um zu erkennen, dass dies nicht der Fall war. Die arme Yuna schien immer noch sehr verstört von diesem Unfall gewesen zu sein!

»Sag mir, Agatha«, setzte sie fort, »was ist vorgefallen? Verzeih mir, wenn ich zu aufdringlich wirke, aber ich... möchte es gerne wissen.«

Die Brünette sah sie mitfühlend an. Sie hatte bereits erwartet, dass Yuna ihr diese Frage stellte. Die Arme hatte wahrhaftig vergessen, was passiert war. Trotzdem war Agatha froh darüber, dass es alles war, woran sie sich nicht mehr erinnern konnte. Der Unfall hätte viel schlimmer ausgehen können. Trotzdem war dieses Thema keine Episode, worüber sie gerne sprechen wollte.

»Nun... als ich an dem Morgen aufgewacht bin und dich nicht auf deinem Bett liegen sah, hatte ich mir gedacht, dass du bereits auf den Beinen wärst und das Frühstück vorbereiten würdest - so wie jeden Morgen. Aber auch nachdem ich mich fertig gemacht hatte, warst du immer noch nicht zurückgekehrt...«, Agatha schaute bedrückt zu Boden und versuchte, ein Aufschluchzen zu unterdrücken, bevor sie sich wieder raffte und weitererzählte, »also dachte ich mir, dass du schon mal zum Unterrichtsgebäude vorgegangen wärst, aber auch als der Unterricht bereits anfing, waren weder Du noch Yuki oder Kiryu-kun anwesend.«

Während Agatha die Geschichte detailliert beschrieb, hing Yuna gebannt an ihren Lippen und machte keinerlei Anstalten, sich auf irgendeine Art und Weise ablenken zu lassen. Agatha merkte, wie neugierig sie war, und alles, was sie an Erinnerungen verloren hatte, in sich hineinfiltern wollte.

Ich werde dir folgen, bis ans Ende der Welt ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt