Die Nacht verfiel ihrem allmählichen Schlaf und die Sonne erstreckte sich über die Akademie - der Tag brach an. Seit Yunas Ankunft in der Akademie verbrachte sie die Zeit damit, ihre Sachen ordentlich in ihrem Schrank zu verstauen, wobei die wertvollsten Dinge weit unter ihrem Bett versteckt waren.
Leider verging die Zeit schneller als sie erwartet hatte und die zwei Stunden, die ihr noch zur Verfügung standen, waren nun nicht mehr als eine. Aufgrund dessen entschied sie sich, rasch duschen zu gehen, bevor der Unterricht begann.
Das Badezimmer war recht modern eingerichtet, was sie sehr an ihr Elternhaus erinnerte, denn das Dorf, wo sie einst sieben Jahre lang gelebt hatte, entsprach einem sehr altmodischen Stil, da die Bewohner die Traditionen ihrer frühen Anführer in Ehre hielten und sich niemals zum Modernen wendeten.
Nach der warmen Dusche, die sie aufgrund der Zeit nur halbwegs genießen konnte, musste Yuna leider feststellen, dass ihre Uniform nicht auf dem Badezimmerregal zu sehen war. Sie schlug sich die Hand vor die Stirn, als ihr in diesem Moment einfiel, dass ihre Sachen noch ordentlich gefaltet auf dem Bett lagen - unter Zeitdruck konnte sie nichts richtig machen. Yuna zog sich das große Handtuch um ihren Körper und öffnete vorsichtig die Tür. Für einen kurzen Augenblick lugte sie durch den Türspalt, um sicherzugehen, dass sich keiner in ihrer Sichtweite aufhielt, was zu ihrer Erleichterung der Fall war - sie hoffte dabei inständig, nicht halbnackt erwischt zu werden. Ihr Zimmer war vom Badezimmer aus nicht besonders weit entfernt, weshalb sie schnellen Schrittes sich dorthin begab, doch kaum dachte sie, dass sie unbemerkt durchkommen würde, bemerkte sie ein kleines Hindernis an der Türschwelle. Um genauer zu sein war es ein weinendes Mädchen mit hellbraunem, schulterlangem Haar, die mit dem Rücken zur Tür auf dem Boden saß und ihre Beine am Körper angezogen hielt. Der Gesichtsausdruck des Mädchens beängstige Yuna zum Teil, da sie trüb ins Leere schaute, während sie ihren Hinterkopf mehrmals gegen die Tür schlug. Die Blauhaarige wusste sofort, wer diese Schülerin war und dass sie Hilfe brauchte, auch wenn es ihr Unbehagen bereitete, in der Nähe einer fremden Person zu sein. Nichtsdestotrotz brauchte sie dringend Hilfe. Mit vorsichtigen Schritten ging Yuna auf das verstörte Mädchen zu und kniete sich vor ihr hin. Dabei fiel ihr auf, was für wunderschöne, waldgrüne Augen sie doch besaß, auch wenn sie gerade von Trauer und Leere erfüllt waren.
»Warum weinst du?«, fragte sie vorsichtig, als sich die Augen schreckhaft auf sie richteten. Anscheinend befand sich das Mädchen in eine Art Trance, aus der sie nur durch Yunas Stimme zurückgezogen werden konnte. Zwar machte Yuna auf sie einen vertrauenswürdigen Eindruck, doch auf eine Konversation ging sie überhaupt nicht ein - ihr Vertrauen hatte man oft genug missbraucht und ein weiteres Mal würde sie sich nicht darauf einlassen.
Yuna hingegen ließ nicht locker und blickte in die Seelenspiegel des weinenden Mädchens hinein, um mithilfe einer Fähigkeit, die ihr von Geburt an gegeben war, zu sehen, was sie gesehen hatte. Es war sehr riskant, doch spürte sie von diesem Mädchen keine Gefahr ausgehen, sodass es nicht schaden konnte, von diesen Vorteilen Gebrauch zu machen. Doch im selben Moment wendete das Mädchen den Blick von ihr ab und blendete Yuna schlagartig wieder aus. Diese Reaktion gefiel der neuen Schülerin überhaupt nicht und nahm das Kinn der Brünetten in ihre Hand - sie brachte sie förmlich dazu, in ihre Augen zu schauen. Die waldgrünen Augen waren traurig und voller Einsamkeit und zeigten gegenüber jeder Person, die ihr zu nah kam, pure Furcht. Yuna verstand sofort, dass es sich hierbei um einen Schutzmechanismus handelte, doch dies beeindruckte sie wenig, sodass sie sich ein wenig vorbeugte, um die Ursache ihres Verhaltens genauer zu entschlüsseln.
Das Mädchen riss die Augen weit auf. Normalerweise lief sie vor einer solchen Situation, wo ein Mensch ihr zu helfen versuchte, weg, doch die eisblauen Augen, die sie förmlich einfroren, hielten sie davon ab.

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Ich werde dir folgen, bis ans Ende der Welt ♡
FanfictionAsuna alias Yuna lebte bei einer Familie, die aus adligen Vampiren bestand. Sie selbst aber war nicht als Level-B, sondern als Mensch mit besonderen Fähigkeiten geboren. Solche "Wesen" nannte man Shurshio. Vampire fürchteten diese Wesen, da ihre Fäh...