175. Entzug

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Und manchmal mitten aus dem nichts, einem ganz alltäglichen Nichts, einem Auf-der-Couch-rumsitzen-und-fernseh-schauen-Nichts, einem Alles-ist-gut-Nichts, da zieht sich der Brustraum zusammen. Ganz plötzlich und sehr schnell. Nimmt einem kurz die Luft zum Atmen um sie daraufhin sofort wieder freizugeben. Das geht ein paar mal so. Das Herz wird automatisch schneller und die Knie etwas zittrig. Die Bilder vom Fernseher verschwimmen aber nur vor dem geistigen Auge und werden durch Neue ersetzt. Der Klang von dem ganzen Drumherum nimmt ab und irgendwie ist man für den Bruchteil einer Sekunde gänzlich aus dem vorherigen Geschehen verschwunden. Die Konsequenzen die die Vergangenheit in die Gegenwart zu katapultieren versteht und einen ohne Vorwarnung mitten ins Gesicht boxt. Die Augen vergrößern sich und Muskeln sind angespannt. Ober- und Unterkiefer fest aufeinander gepresst, völlig unbemerkt.
Dieser Zustand ist trotz aller Körperlichkeit,
nicht körperlichen Ursprungs. Kein Herzinfarkt. Keine Panikattacke. Nichts dergleichen aus dem alltäglichen Nichts. Denn es ist nichts weiter als die Symptome einer Sehnsucht. Ein Körper der einen anderen schmerzlichst vermisst.
Ein Geist den anderen. Nichts weiter.
Weitermachen. Ich schalte um.

Mitternachtspoesie.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt