»Kind, willst du noch ein Stück Käsekuchen?«
»Nein danke Oma, ich bin voll!«
»Du bist viel zu dünn. Isst du auch genug?«
Ich rollte mit den Augen.
»Klar Omi, du weißt doch, bei mir setzt es einfach nicht an.« Das war wirklich so. Ich hatte als Kind nie die Möglichkeit gehabt, Fettpölsterchen aufzubauen. Das kann man sein Leben lang nicht aufholen.
Ab meinem achten Lebensjahr wohnte ich dann bei meiner Oma. Bis ich mit neunzehn in meine eigene kleine Wohnung zog. In diesen elf Jahren hatte meine Oma versucht, mich regelrecht zu mästen. Sie hatte immer Angst, ich könnte irgendwann wieder so aussehen wie am Anfang, als ich zu ihr gebracht wurde. Verwahrlost und dürr. Erst hier hatte man sich richtig um mich gekümmert. Um ehrlich zu sein, hatte mich meine Oma ganz schön verwöhnt. Deshalb war ich auch heute noch so gerne bei ihr. Trotzdem hatte ich früh den Entschluss gefasst, nach dem Abitur auszuziehen. Ich wollte für mich sein. Aber hier war immer noch mein zu Hause. Das würde sich auch niemals ändern.
»Dein Vater hat hier angerufen.«
Und so schnell konnte die Laune von ›Ich fühl mich wohl und hab viel Käsekuchen im Magen‹ zu ›Ich könnte kotzen‹ umschlagen.
»Was wollte er?«, fragte ich mit eisiger Stimme, die Kuchengabel so fest in der geballten Faust, dass ich ohne Weiteres jemanden damit hätte erstechen können.
»Er wollte deine Telefonnummer.« Ich merkte, wie es an den Rändern meines Sichtfeldes anfing zu flimmern.
»Keine Panik Helena, ich hab sie ihm natürlich nicht gegeben. Er hat zwar noch ein paar Mal angerufen, aber ich konnte ihn immer wieder abwimmeln.« Ich atmete zitternd ein.
»Alles okay?«
»Jaja.« Am Arsch! Nichts war okay. Konnte mich der Kerl nicht einfach in Ruhe lassen? Das war echt das Letzte, was ich gebrauchen konnte.
Mein Handy vibrierte laut auf dem Esstisch. Ich schrak zusammen und griff hektisch nach dem Teil, bevor es sich noch mehr dem Tischrand näherte. Es handelte sich allerdings nur um eine SMS von Marie, die fragte, ob ich heute Lust auf Zumba hätte. Da war ja jemand richtig motiviert. Sie wollte doch nur einigermaßen okay im Bikini aussehen und nicht bei Germany's Next Topmodel mitmachen. Wobei Heidi Klum bei ihren riesigen Möpsen bestimmt staunen würde. Sowas gab's in der Sendung noch nie.
Ich tippte schnell ein ›Nein, heute nicht‹. Sie hatte dort ja schon Anschluss gefunden und würde auch gut ohne mich zurechtkommen. Ich wollte lieber noch ein bisschen bei meiner Oma bleiben. Hier konnte ich ausspannen und zumindest versuchen, alles, was mich belastete, auszublenden. Auch, wenn mir das jetzt ziemlich schwer fallen würde.
Die Angst, mein Vater könnte auf einmal wieder vor meiner Haustür stehen, war immer präsent. Aber was konnte ich dagegen tun?
————-
Servus :-)
Jaja, ich weiß: Zu kurz!
Deshalb schenke ich euch in dieser Woche ja auch gleich zwei Kapitel.
Am Montag geht's weiter! Ich freu mich drauf ;-)
Ganz liebe Grüße
Katharina
DU LIEST GERADE
Like Hell
Teen FictionAbgeschlossen! Hell ... Den Namen hatten sich irgendwann meine Klassenkameraden ausgedacht. Er würde wohl besser zu mir passen als Helena. Helena, hatten wir einmal in der Schule gelernt, bedeutete so viel wie ›die Schöne‹ und ›die Strahlende‹. Ich...