27 Kapitel: ... Ich geb' mein Bestes

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Ich wachte auf, als sich die Sonnenstrahlen langsam und unaufhaltsam immer mehr meinem Gesicht näherten. Ich drehte mich immer weiter auf die Seite, krampfhaft wollte ich verhindern komplett aufzuwachen. Aber ich konnte es nicht mehr länger verhindern.

Ich war wach. Hellwach.

Dabei hatte ich noch das Gefühl, in einem Traum gefangen zu sein. Ich fühlte mich total taub. Irgendwie verkatert. Wie in Watte gepackt. Leer.

Langsam drehte ich mein Gesicht zur Seite und versuchte mich zurecht zu finden. Neben mir lag Yvi. Sie hatte mir ihr Gesicht zugewandt und die Beine eng an den Körper angewinkelt. Diese Schlafstellung nannte man glaube ich Embryonalstellung. Sah sehr gemütlich aus. Sie schien sich wohl zu fühlen. Ihre ganze Mimik war friedlich. Das dunkelblondes Haar umrahmte ihr Gesicht. Ihre Atmung war gleichmäßig und sie hatte den Mund leicht geöffnet.

Sie war wirklich schön. Viel zu schön für mich.

Wenn ich mir sie so anschaute, war ich mir eigentlich sicher, dass sie jemand Besseren als mich finden könnte. Sie hatte definitiv etwas Besseres verdient. Sie könnte sich doch eine Partnerin nehmen, die nicht so kaputt war. Körperlich und seelisch. Bei mir waren, wie mir gestern wieder einmal zugesichert wurde, wieder einige Psychotherapie-Stunden angebracht. Vielleicht über Jahre hinweg und trotzdem war ich mir sicher, dass ich womöglich nie normal werden würde. Immer etwas verquer und wahrscheinlich niemals in der Lage eine richtige Beziehung zu führen.

Yvi erwachte nun auch. Noch verschlafen, aber doch jetzt schon voller Sorge, schauten mich ihre warmen, braunen Augen an.

»Oh, du bist ja schon wach.« Sie rieb sich über die Augen. »Wie geht es dir?«

Ich schaute sie weiter schweigend an und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Wie sollte das je funktionieren zwischen uns? Hatten wir je eine Chance gehabt?

»Meinst du wirklich, ich kann dich glücklich machen?« Ich brach das Schweigen mit leiser, unsicherer Stimme. Ich konnte ihr nicht direkt in die Augen sehen und wich ihrem Blick aus. Ich war schon verunsichert genug.

Sie begann sich zu bewegen, die Matratze unter uns gab nach und so wandte ich mich ihr doch zu. Yvi hatte sich etwas aufgesetzt und stützte ihren Kopf nun lässig mit der Hand ab. Ihr Ellenbogen ruhte auf dem Kopfkissen. Sie schaute mich durchdringend an. Genau dieser Blick war es, auf den ich gerne verzichtet hätte. Er ließ mein Herz wie wild schlagen.

»Ernstes Thema so früh am Morgen. Auch noch vor dem ersten Kaffee ...« Sie überlegte kurz und kratzte dabei mit den Fingernägeln an einem losen Faden der Bettdecke. Dann lächelte sie mich an. »Meinst du denn, ich kann dich glücklich machen? Immerhin beruht so etwas ja auch immer auf Gegenseitigkeit.«

Die Frage war so lächerlich. Die Antwort fiel mir hingegen mehr als leicht.

»Ich glaube, dass niemand das kann, außer dir«, gab ich leise zurück. Denn so war es. Bei ihr fühlte ich mich wohl. Sie konnte mich zum Lachen und meinen Puls zum Rasen zu bringen.

Yvi überlegte kurz und gab mir dann einen Kuss auf den Mund.

»Wie wär's, wenn wir uns einfach bemühen, uns gegenseitig glücklich zu machen?«

Ich rieb mir mit beiden Händen resignierend über die Augen. Oh Mann, bei Yvi hörte sich das alles so unglaublich einfach an. Aber ich kannte mich doch. Immerhin lebte ich schon ziemlich lange als Hell.

It's not easy to be LIKE HELL.

but it's most difficult to LIKE HELL!

So konnte man das kurz und knapp zusammenfassen.

Yvi strich über meine Hände und nahm sie dann in ihre. Sie schloss mich fest in ihre Arme und wir legten uns wieder nebeneinander auf die Matratze. Ich schmiegte mich eng an sie und sie streichelte meinen Rücken. Ich genoss es einfach, sie zu riechen und sie bei mir zu wissen. So lagen wir lange Zeit beieinander.

»Yvi, ich werde mein Bestes geben, okay? Aber es wird nicht einfach sein mit mir«, flüsterte ich ihr zu und küsste sie zaghaft auf den Hals. Sie umschlang mich noch fester mit ihren Armen und hauchte einen Kuss auf meinen Scheitel.

Ich musste es einfach versuchen. Versuchen mein beknacktes Ich in Zaum zu halten und ihr mehr entgegen zu kommen. Die Hölle aus meinem Spitznamen zu entfernen und mehr dem Sonnenschein Helena zu gleichen. Ganz würde es mir wohl nie gelingen. Aber zum ersten mal in meinem Leben, wollte ich es ernsthaft versuchen.

Ich war verliebt.

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Zu später Stunde gibts Kapitel 27 von mir als Betttupferl für euch. :-)

Ach ja, für all diejenigen, die kein Englisch können:

"Es ist nicht einfach wie Hell zu sein,
aber am schwierigsten ist es, sie zu mögen"

Ich mochte den Titel "Like Hell" sofort, als er mir einfiel. Genau wegen dieser Mehrdeutigkeit. Manchmal bin ich stolz auf mich ... xD

So... jetzt sind wir fast am Ende! :-( Nächste Woche schenke ich euch noch ein letztes Kapitel. Einen Epilog. Hach ja, wie die Zeit vergeht ;-)

Bleibt mir treu! :-)

Katharina


Like HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt