Yvi wusste ja anscheinend schon ganz gut, wie sie mit mir umzugehen hatte. Keine Ahnung wie, wann und warum sie sich dieses Wissen angeeignet hatte.
Da ich nicht zur gesprächigen Sorte Frau gehörte und es nur eine Sache gab, die den Umgang mit mir erträglicher machte, ging Marie meist mit mir in eine Karaoke Bar. Die Musik und vielleicht auch der eine oder andere Cocktail halfen mir dabei, etwas lockerer zu werden. Und auch Yvi hatte schon den Unterschied bemerkt. Immerhin war sie schon mit mir auf einem Konzert und in einer stillen Kneipe gewesen. Musik war im Umgang mit mir ein Muss, ansonsten wurde man mit peinlichem Schweigen gequält.
Auch bei unserer heutigen Verabredung hatte sie meine Eigenart wohl bedacht. Wir fuhren gemeinsam in die Nachbarstadt und besuchten dort ein Hard Rock Café. Seltsam. Ich wohnte wirklich nur einige Kilometer entfernt aber ich war hier noch nie gewesen. Umso ärgerlicher wenn man bedenkt, dass mich der Laden sofort überzeugte.
Als wir das Hard Rock Café betraten, liefen wir direkt gegen eine Wand schwüler Luft gemischt mit Bier- und Burgergeruch sowie ein paar echt harter Gitarrenriffs. Es kam mir bekannt vor. Ich glaubte ein Lied der Foo Fighters zu erkennen. Die Wände des Lokals waren dekoriert mit Flatscreens, auf denen das Video zum Lied gezeigt wurde. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse. Bestimmt 20 Fernseher schmückten den riesigen Raum und zeigten alle die gleiche Band, die verschwitzt auf der Bühne stand und ihr Publikum mit geiler Musik verwöhnte. Unzählige Gitarren hingen oder standen überall verteilt. Teilweise unterschrieben. Von wem nur? Das war hier ja wie in einem Museum. Eine Art Musik Museum. Ich lächelte und wurde mir erst dann wieder der Anwesenheit Yvis bewusst, die bereits an einem Tisch saß und mich zu sich winkte. Mit großen Schritten ging ich zu ihr und setzte mich neben sie auf eine mit rotem Leder bezogene Eckbank.
Ich schnappte mir die Karte, versteckte mich dahinter und studierte die Getränkeauswahl. Trotzdem spitzelte ich mit einem Auge ein wenig nach rechts und bemerkte, dass mich Yvi beobachtete. Mein Puls beschleunigte sich unwillkürlich innerhalb weniger Millisekunden. Ich musste dringend etwas trinken. Etwas Alkoholisches. Irgendetwas, damit die Nervosität aufhörte. Ich begann schon zu schwitzen und hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ich wischte mir die nasse Handfläche unauffällig an meiner Jeans ab.
»Was kann ich euch zu trinken bringen?«
»Zwei Bier bitte.«
Bevor ich auch nur an Hochprozentiges denken konnte, bestelle Yvi schon für uns beide. Ich klappte die Getränkekarte wieder zu.
Na toll.
Und jetzt?
Konversation?
»Gefällt es dir hier?«, fragte mich Yvi. Ich schaute mich nochmal um und blieb mit den Augen bei dem aktuellen Musikvideo hängen, das auch jetzt wieder im ganzen Raum auf jedem Bildschirm zu sehen war. Irgendein Lied von Metallica. Ich fing automatisch damit an, mit den Fingern die Akkorde zu formen. Yvi strich mit ihren Fingern über meinen Handrücken. Ich erschrak ein wenig und schaute sie mit großen Augen an. Sie lächelte.
»Ich wusste, dass es dir hier gefallen würde.«
»Ja, ist nett hier«, flüsterte ich. In dem Moment wurden zum Glück unsere Getränke gebracht und ich konnte meine Aufmerksamkeit mit gutem Gewissen dem Bier widmen und in mein Glas starren. Wenn ich zu lange in Yvis Augen sah, wurde ich ganz hibbelig. Yvi hatte damit eindeutig kein Problem. Sie war wirklich kein bisschen schüchtern. Ohne Scheu betrachtete sie mich die ganze Zeit von der Seite und hielt meine Hand nun wieder in ihrer. Nicht versteckt unter dem Tisch sondern für alle sichtbar. Immer wieder streichelte sie mit ihrem Daumen über meinen Handrücken. Das machte mich echt fertig. Ich hatte tatsächlich Gänsehaut. Überall. Besonders unangenehm auf der Kopfhaut. Ich wusste gar nicht, dass das körperlich überhaupt möglich war. Aber trotzdem biss ich die Zähne zusammen und entzog ihr meine Hand nicht. Ich gab mir wirklich Mühe. Ich gab meine Bestes mich wenigstens ein wenig auf sie einzulassen. Ihr eine faire Chance zu geben.
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Like Hell
أدب المراهقينAbgeschlossen! Hell ... Den Namen hatten sich irgendwann meine Klassenkameraden ausgedacht. Er würde wohl besser zu mir passen als Helena. Helena, hatten wir einmal in der Schule gelernt, bedeutete so viel wie ›die Schöne‹ und ›die Strahlende‹. Ich...