13 Kapitel: ... Nur noch ins Bett

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Verdammt, ich war ganz schön besoffen. Da ließ sich nichts schönreden.

Ich war voll wie eine Regentonne im Herbst. Bis oben hin!

Als Yvi und ich unterm Tisch heimlich und schüchtern Händchen gehalten hatten, stieg aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen mein Alkoholkonsum rapide an. Entweder aus Nervosität oder, um mir Mut anzutrinken. Eventuell war es auch eine Mischung aus beidem. Fakt war zumindest, dass es mir irgendwann nicht mal mehr richtig auffiel, dass Yvi meine Hand hielt. Also ich war mir dessen durchaus bewusst, aber es störte mich nicht mehr. Es gehörte einfach dazu. So wie das Bier in meiner Hand, das Leuchten in meinen Augen und die Lieder auf meiner pelzigen und viel zu schweren Zunge.

Alkohol war böse und hatte nicht gerade eine vorteilhafte Wirkung auf mich.

Nun versuchte ich also, mit betrunkenem Kopf und müden Gliedern, nach Hause zu laufen. Wobei laufen wohl eher das falsche Wort war. Immer wieder kamen mir abwechselnd die Hauswände oder die parkenden Autos gefährlich nahe. Und dieser Briefkasten hatte sich mir in böswilliger Absicht gerade erst in den Weg gestellt. Yvi lachte die ganze Zeit und versuchte mich schwankendes Etwas zu stützen.

»Ich pack das auch alleine ...«, nuschelte ich und stolperte im gleichen Moment über - ja, über was eigentlich? Da war gar nichts, über das ich hätte stolpern können. Ich war weder Herr meiner Sinne noch meiner Füße. Ohne Yvi hätte mich wahrscheinlich schon ein Auto überfahren, oder ich hätte mich einfach zum Schlafen in einen Hauseingang gelegt.

»Ich bringe dich mal lieber sicher nach Hause, du kannst ja kaum geradeaus gehen.«

»Warum bist du eigentlich noch so nüchtern? Da stimmt doch was nicht!« Ich sprach so undeutlich, dass ich mich selbst kaum verstand. Das konnte ja echt nicht wahr sein? Das war ja alles so peinlich. Dass sie mich so sehen musste, war mir wirklich unangenehm. Der Alkohol hatte also zumindest mein Schamgefühl noch nicht vollkommen ertränkt. Leider.

»Ich habe vielleicht die Hälfte von dem getrunken, was du alleine in der letzten halben Stunden hinuntergestürzt hast. Trinkst du immer so viel?«

»Nö.«

»Mach ich dich nervös?« Das ›ö‹ zog sie dabei frech in die Länge und dann lachte sie laut. Ich murmelte nur etwas Unverständliches für mich. Die Worte ›hättest du wohl gerne‹ und ›da musst du früher aufstehen‹ kamen auch darin vor.

So recht eingestehen wollte ich mir nicht, dass Yvi eigentlich ins Schwarze getroffen hatte.

Ich war noch nie so froh gewesen, meine Wohnung zu sehen. Ich wusste, nur noch einige wenige Meter und dann würde ich endlich in meinem Bett liegen. Ich war todmüde und außerdem tat mir mein Schienbein weh. Das musste ich mir an diesem fiesen Briefkasten gestoßen haben.

Vor der Tür suchte ich meinen Schlüssel und wurde mir erst dann so richtig der Anwesenheit Yvis bewusst. Mein Blick wechselte langsam von meiner Tasche zu ihrem Gesicht.

»Ähm, und jetzt?«

Ich weiß nicht so recht was ich erwartet hatte. Mit welcher Antwort ich gerechnet oder warum ich überhaupt erst gefragt hatte. Aber irgendwie war es für Yvi eine Art Einladung. Sie beugte sich blitzschnell nach vorne und küsste mich. Auf den Mund. Im ersten Moment nahm ich das einfach so hin. Ich erwiderte den Kuss sogar. Bis ich mir so richtig darüber bewusst wurde, was wir hier eigentlich taten. Ich löste mich von ihr und wich einen Schritt zurück. Dann noch einen. Ich spürte richtig, wie sich mein Gesichtsausdruck verzerrte. Von betrunkener Naivität in verzweifelte Panik. Ich konnte nichts dagegen tun. Es war anders als mit den bedeutungslosen Typen. Und deshalb schlimmer! Eben weil da mehr war. Aber was?

Yvi schaute mich forschend an.

»Findest du das irgendwie ekelhaft oder so?«

Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen und schüttelte nur stumm den Kopf. Daraufhin nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und zwang mich damit meinen Blick von meinen Füßen ab- und ihr zuzuwenden.

»Na dann darf ich ja noch hoffen.« Sie zwinkerte mir zu, strich mir wie aus Versehen kurz über die Wange. Dann drehte sie sich um. »Ich rufe dich morgen an, schlaf gut«, sagte sie und rannte davon.

Und so ließ sie mich stehen. Vollkommen fertig mit den Nerven. Ich spürte immer noch ihren Mund und ihre Zunge. Ich fuhr mir mit den Fingerspitzen über die Lippen und schloss resignierend die Augen.

Oh Mann, ich wollte echt nur noch ins Bett. Ich war noch nie so müde und erschöpft gewesen.

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Uuuuuuuuh yeah!

So langsam wirds was :-)

Ob Hell auch irgendwann mal ohne Alkohol mit Yvi klarkommen wird?

Was denkt ihr?

Ich freue mich über Kommentare, Fragen und Vermutungen :-)

Bis nächsten Montag ;-)

Katharina

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