Das durfte doch echt nicht wahr sein. Mein Vater schaute sich nervös um und kontrollierte dass alle Vorhänge geschlossen waren. Sein rechtes Auge zuckte und er kratzte sich mit der Pistole am Kopf. Ich erwischte mich bei dabei, mehr als nur böse Gedanken zu haben. Sie müsste jetzt einfach losgehen. Jetzt ein gezielter Kopfschuss, das wäre die Lösung aller Probleme.
Es klingelte ein weiteres Mal. Er lief hektisch zur Tür und riss sie auf.
»Hi, ist Helena da?« Diese Stimme würde ich unter tausenden wiedererkennen. Yvi, du verdammte Idiotin!
»Yvi, hau ab, ich ruf dich morgen an!«, rief ich Richtung Eingangstür.
Zu spät. Er ließ ihr nicht einmal die Chance einer Antwort. Er schnappte sich ihren Arm und zerrte sie in die Wohnung. Sie wehrte sich nicht einmal. Ich sprang auf und lief den beiden panisch entgegen.
»Komm schon, lass sie bitte gehen, sie hat doch nichts damit zu tun!« Yvi schaute mich an und nickte mir zu.
»Ist schon okay Hell, ich bleibe bei dir.«
Was sollte denn nun das? Wollte sie hier die Heldin spielen? Sah sie nicht, dass der irre Kerl eine Waffe hatte. Ihre Anwesenheit beruhigte mich kein bisschen. Das machte alles nur noch schlimmer.
Ich ging mutiger als ich mich in Wirklichkeit fühlte noch ein paar Schritte auf meinen Vater zu.
»Bitte. Bitte lass sie doch einfach gehen.« Er stieß mich so abrupt und fest von sich weg, dass ich brutal gegen die Wand knallte. Mir schwirrte der Kopf. Damit hatte ich in dem Moment komischerweise nicht gerechnet. Ich tastete mit den Fingerspitzen nach meinem Hinterkopf. Das würde eine ordentliche Beule geben.
»Komm mir ja nicht noch mal zu nahe«, schrie er mich an. »Nächstes Mal halte ich mich nicht mehr zurück.« Er entsicherte geräuschvoll seine Waffe, um der Drohung noch mehr Gewicht zu verleihen.
Da war es wieder. Die leise Erwartung einer Panikattacke. Das hatte erstaunlich lange gedauert. Hatte mein Körper etwa erst jetzt verstanden, dass ich in Gefahr war? Ich musste mich auf meine Atmung konzentrieren. Einfacher wäre es wenn ich dabei die Augen schließen könnte, aber dazu hatte ich zu viel Angst. Dann würde ich mich ihm ja hilflos ausliefern. Also lehnte ich mich mich dem Rücken gegen die Wand und kämpfte mit aller Kraft gegen die Panik an, die sich langsam in mir hocharbeitete.
Yvi kam zu mir gelaufen und nahm meine Hand. Mein Vater, der hier um nichts auf der Welt die Kontrolle verlieren wollte, ging einen bedrohlichen Schritt auf sie zu.
»Wer bist du eigentlich? Ihre Aufpasserin?«
»Ich bin ihre Freundin!«, brüllte Yvi ihm ohne Furcht mitten ins Gesicht.
»Lesben, was?« Er meinte es wohl auf eine respektlose Art und Weise irgendwie lustig und unterstrich diesen Kommentar noch mit einigen grunzenden Lauten. Die Lacher blieben allerdings aus und niemand verneinte stürmisch oder versuchte sich wortreich zu verteidigen. Yvi schaute ihn vielmehr herausfordernd an und ich, naja, ich war mit Atmen beschäftigt und damit, nicht ohnmächtig zu werden.
In dem Moment bemerkte mein Vater wohl, dass seine aberwitzige Bemerkung gar nicht so lustig war.
Es war tatsächlich die Wahrheit!
»Nein oder? Wie krank. Ihr seid krank!« Er lachte, noch wahnsinniger als er eh schon war. Dann musterte er uns und sein Blick wurde gierig. Dieser Mann machte mir Angst. Immer mehr Angst. Ich japste nach Luft.
»Ihr könntet mich ja zuschauen lassen. Ja, das würde mir Spaß machen.« Er rieb sich genüsslich die Hände und ging mit großen Schritten auf uns zu. Yvi schob mich hinter sich und baute sich schützend vor mir auf. Doch bevor irgendetwas geschehen konnte, klingelte es schon wieder an der Tür.
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Kurz und mit Verspätung!
I'm sorry :-)
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Like Hell
Roman pour AdolescentsAbgeschlossen! Hell ... Den Namen hatten sich irgendwann meine Klassenkameraden ausgedacht. Er würde wohl besser zu mir passen als Helena. Helena, hatten wir einmal in der Schule gelernt, bedeutete so viel wie ›die Schöne‹ und ›die Strahlende‹. Ich...