7 Kapitel: ... So viel Spontanität

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War es Neugier oder Trotz? Beides? Oder womöglich etwas ganz anderes?

Ich hatte lange darüber nachgedacht, ob ich noch mal zum Zumba gehen sollte. Hatte überlegt, ob ich mir das wirklich noch mal antun wollte, nach dem, was auf der Party geschehen war. Aber erstens hatte ich 60 Euro für meine 10er Karte bezahlt und zweitens ... ich wusste es ja auch nicht. Irgendetwas trieb mich dort hin. Vielleicht wollte ich einfach nur wissen, wie sie reagieren würde, wenn ich den Raum betrat. Ob es ihr peinlich war, und dieses seltsame Getue vielleicht lediglich ihrem betrunkenen Kopf entsprungen war. Oder ob es sich bei ihr doch schlichtweg um ein berechnendes Miststück handelte, das gerne ihre Spielchen mit fremden Mädels spielte.

Weder noch.

Es war alles wie sonst auch. Sie zog ihr Ding durch, ohne sich von meiner Anwesenheit einschüchtern zu lassen. Sie tanzte, gab Anweisungen und korrigierte einige Mädels, die bei der Schrittfolge Fehler machten. Wir hatten kaum Blickkontakt, was natürlich hauptsächlich an mir lag, da ich es bevorzugte meine schwarzen Sportschuhe anzustarren. Aber alles andere wäre mir auch mehr als unangenehm gewesen. Womöglich grundlos ...

Hatte ich mir das alles doch nur eingebildet? Ich konnte mir, wenn es um das Verhalten meiner Mitmenschen ging, nicht wirklich vertrauen.

Normalerweise war da Marie eine Art Dolmetscherin. Sie sprach ›Mensch - Helena/Helena - Mensch‹. Aber ich hatte mich einfach nicht dazu durchringen können, ihr von Yvonne zu erzählen. Es war mir schlichtweg peinlich. Wahrscheinlich interpretierte ich da zu viel hinein. Vielleicht hatte sie mich ja gar nicht gesehen und an mir vorbeigeschaut. Jemand anderes gemeint.

Doch den Kerl neben mir? Das war auf jeden Fall wahrscheinlicher, als dass sie es auf mich abgesehen hatte.

Leider war das aber nicht die einzige Sache, die mir durch den Kopf ging und mir Bauchschmerzen bereitete. Wenn es nur so wäre ...

Heute hatte es an meiner Tür geklingelt und die Polizei stand davor. Eine Frau und ein Mann in einschüchternder Uniform fragten mich, ob ich wüsste, wo sich momentan meine Eltern aufhielten. Warum sie sie suchten, könnten sie mir momentan noch nicht sagen. Aber das brauchten sie auch nicht. So wie ich meine ach so vorbildlichen Eltern einschätzte, würde da wohl nichts Gutes dahinter stecken. Dass sie schon einige kriminelle Dinge durchgezogen hatten, wusste ich. Wobei ich wahrscheinlich nur von einem Bruchteil der Dinge wusste, die sie schon verbrochen hatten.

Eigentlich war ich der festen Überzeugung gewesen, dass mich Zumba, ein bisschen abzappeln und auspowern zu lauter Musik, von meinen Sorgen ablenken würde. Aber leider war heute der Wurm drin. Ich war nicht ganz bei der Sache. Ich stolperte über meine Füße und verpasste ständig den Einsatz.

Verdammt noch mal, das ärgerte mich.

Ich ließ mich erschöpft auf den Hintern fallen und begann direkt damit meine Schuhe zu wechseln. Dabei schaute ich mich immer wieder verstohlen um. Einerseits um Marie zu beobachten, die hier mittlerweile sogar einige Freundschaften geschlossen hatte. Aber natürlich blinzelte ich auch immer mal wieder heimlich in die andere Richtung. So unauffällig, wie es nur eben ging. Ich wollte mich ja nur vergewissern, ob Yvonne vielleicht gerade zu mir schaute. Kindisch hoch zehn. Zumal sie wieder voll von der Neon-Girls-Fraktion eingenommen und umringt war und keinen Gedanken an mich verschwendete, während mein Hirn hier rauchte und sich mein Magen schmerzhaft zusammenzog.

Ich war eine Idiotin!

Ich packte meine Sachen zusammen, schulterte meine Sporttasche und lief in Richtung Ausgang.

»Ciao Marie, sehen wir uns morgen?«, rief ich ihr über die Schulter hinweg zu.

»Boar, Hell, ich glaub's eher nicht. Ich hab sauviel zu erledigen. Lass und einfach telefonieren. Okay?« Ich nickte und zupfte schon an den Kopfhörern meines MP3-Players, um mir den Rückweg mit härtestem Rock zu versüßen. Egal wie sehr man sich Mühe gab, und die Kopfhörer ordentlich aufrollte, sobald man sie aus der Tasche zog, war es ein heilloses Durcheinander. Ich schüttelte den Kopf und seufzte, als ich mit Fingernägeln versuchte, die Knoten zu lösen.

»Helena?«

Ich drehte mich verdutzt um. Das war Yvonnes Stimme gewesen. Was kam jetzt? Doch noch eine Stichelei? Streit? Ein dummer Kommentar? Ich musterte sie skeptisch. Meine Finger verkrampften sich um das Kabel der Kopfhörer.

»Ja?« Ich klang leider alles andere als selbstsicher. Mit einer Karriere als Schauspielerin brauchte ich also nicht zu liebäugeln.

»Lust auf ein Bier später?«, fragte sie und ging einen Schritt auf mich zu. Beide Hände hatte sie in ihren Hosentaschen vergraben.

»Okay!«

So viel Spontanität überraschte nicht nur Marie, die mich mit großen Augen und offen stehenden Mund anstarrte, sondern am meisten mich selbst.

Was war nur los mit mir?

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Hallo Leute :-)

woooooooooooas? Ein Bier? Gemeinsam was trinken gehen? Was gehtn mit Hell ab? Hätte nie gedacht, dass sie ja sagt! ;-)

Schaut das nach nem Date aus? Was denkt ihr?

Freue mich über Kommentare und Votes!

Fühlt euch gedrückt!

Katharina

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