25 Kapitel: ... Nur noch Schreien

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Sein Blick, diese teuflischen Augen ...

Vor über zehn Jahren war es genau so gewesen.


Mein Vater war unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol unberechenbar. Oft war es meine Mutter, die ihn zur Vernunft brachte oder einige beruhigende Worte sprach. Aber das hörte auf, als auch sie immer mehr den Drogen verfiel. Die beiden zogen sich gegenseitig immer mehr herunter. Anfangs hatten sie sich vielleicht Halt gegeben, nun schadeten sie sich nur noch. Meine Mutter wurde gleichgültiger. Mein Vater wurde gemeiner, sadistischer und brutaler. Meine Mutter ließ ihn gewähren. Ihr war alles egal, Hauptsache der nächste Schuss oder die nächste Line war gesichert.

Sie stritten kaum mehr wegen normaler Dinge. Es ging nur noch um Geld und Drogen.

Einer dieser Streits eskalierte.

Vater warf Mutter vor, sie würde das Geld, das sie bei den Freiern einnahm, verstecken und horten. Ihm würde sie nichts mehr geben.

»Ich kann ja schauen, wie ich genügend Geld zusammen bekomme. Alleine schnorren und Flaschen sammeln reicht da schon lange nicht mehr«, schrie mein Vater so laut, dass ihm schon Schaum vorm Mund stand. 

»Ich verdiene das Geld ja auch. Ich rackere mich doch unter den fetten, verschwitzten Typen ab. Es ist also mein Geld. Was ich damit mache ist allein meine Sache. Ich hab dich viel zu lange ausgehalten, schau doch selbst wie du ...«

Er ließ sie nicht zu Ende sprechen und schlug ihr unvermittelt mehrmals ins Gesicht. Keine Backpfeifen mit flacher Hand. Nein, richtig mit der Faust. Sie war genauso breit wie er und lachte. Sie spuckte Blut auf unseren eh schon fleckigen Teppich und lachte mit blutroten Zähnen.

»Du Schlappschwanz, wenn du ihn noch hochbekommen würdest, könntest du ja auch ein paar Freier übernehmen.« Er schlug sie weiter und trat zu. Er trat ihr in den Magen, an die Beine. Er zögerte bei keinem Schlag und bei keinem Tritt. Sie war ihm schon lange egal. Genau wie er ihr. Sie war nur noch eine Art Boxsack für seine Aggressionen. 

Ich saß am anderen Ende des Zimmers und versuchte mich klein zu machen. Ganz ganz klein. Ich hielt mir krampfhaft Augen und Ohren zu. Ich hatte solche Angst. Ich wollte einfach nicht gesehen werden. Manchmal hatte ich Glück und sie vergaßen mich einfach. Zwar vergaßen sie mir dann auch etwas zu Essen zu geben. Aber das nahm ich in Kauf. Gerade in solchen Situationen wollte ich übersehen und nicht wahrgenommen werden. Das nächste Opfer wäre ansonsten ich. Das war klar.

»Meinst du wirklich, das macht mir noch etwas aus? Schlag mich doch tot, dann hab ich es endlich hinter mir«, hörte ich meine Mutter schreien.

Dann traf mich sein Blick.

»Vielleicht kann ich dich ja so überzeugen.«

Jetzt würde er zu mir kommen. Ich sprang auf und versuchte aus der Wohnung zu rennen, aber er hatte mich schon an den Haaren gepackt. Ich fiel der Länge nach hin. Er griff nach meinem Fußknöchel und zog mich einfach hinter sich her. Er schleifte mich über den dreckigen Boden und es kümmerte ihn kein bisschen, dass ich wie verrückt schrie, weinte und bettelte. Ich wusste, dass er etwas Schlimmes vorhaben würde.

Es würde wehtun.

»Lass sie in Ruhe, hörst du, lass sie!« Mutter robbte auf knien zu uns herüber und versuchte mich ihm zu entreißen. Sie nahm meine Arme und zog mich an sich. Doch er schubste sie grob von uns. Sie war zu schwach und viel zu breit um noch mal aufzustehen. Sie lag auf dem Boden und jammerte nur noch leise vor sich hin. 

Dann nahm mein Vater den Topf voll kochenden Wassers vom Herd und begann es mir langsam über den Körper schüttete. Die Schmerzen waren unerträglich. Ich versuchte mit aller Gewalt wegzukommen, aber der Griff meines Vaters war unerbittlich.

Das Wimmern meiner Mutter hörte ich schon lange nicht mehr.

Mein Schreien übertönte alles.

Dann verlor ich das Bewusstsein.

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Krasser scheiß!!

Sorry für die Verspätung! Nächste Woche  bin ich in Berlin, aber vielleicht bekomme ich es trotzdem irgendwie mit dem Handy hin ;-) 

Grüße

Katharina


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