Seit unserem ersten Kuss waren jetzt schon drei Wochen vergangen und Yvi und ich hatten uns seitdem nahezu jeden Tag getroffen. Sei es mittags kurz für einen Kaffee oder abends für eine Coke. An einem Tag waren wir sogar einfach mal spazieren gegangen und hatten geredet. naja, hauptsächlich gatte Yvi lustige Geschichten erzählt, aber ich hatte es genossen zuzuhören. Ach ja, und dann besuchte ich ja auch noch regelmäßig ihren Zumba-Kurs.
Ich hatte also Yvi Überschuss.
Es war demnach gar nicht mal so schlecht, dass ich heute in der Videothek einspringen musste. Ich tippte ein ›bin arbeiten, heute wird's eher nichts‹ in eine SMS und schickte die Nachricht an Yvi. Ja, auch das mit dem Nachrichten-Schreiben funktionierte mittlerweile besser. Ich lernte dazu. Langsam aber stetig. Ich klappte mein Handy wieder zu und legte es auf den Tisch. Auf der anderen Seite des Tresens saß Marie und stierte mich an. Ein bisschen so, als wäre ich ein Versuchsobjekt.
»Was ist so interessant?«
»Du.«
»Pfff.« ich rollte mit den Augen, stand dann ohne einen weiteren Kommentar auf und sortierte einige DVDs und Videospiele wieder in die dafür vorgesehenen Regale. Marie folgte mir auf Schritt und Tritt und beobachtete mich dabei mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Marie, was ist denn? Du machst mich nervös.«
»Das geschieht dir recht. Erzähl jetzt endlich was! Du machst mich echt wahnsinnig! Was ist denn jetzt mit dir und Yvi?«
»Nichts.«
»Wie nichts? Das kann doch nicht nichts sein!« Marie warf die Arme in die Luft und seufzte theatralisch.
»Also die ganzen letzten ein oder zwei Wochen war nichts.«
»Aha, und davor?«
»Na, da hat sie mich mal geküsst.«
Marie sprang wie wild auf und ab und klatschte dabei in die Hände ... übertriebener ging es echt nicht. Ich glaube, deshalb wollte ich es auch geheimhalten und ihr nicht so unter die Nase reiben. Das war doch alles keine große Sache. Aber ich wusste, das Marie ausrasten würde.
»Das ist ja klasse. Und wie war's?«
»Mensch Marie, wie so ein Kuss nun mal ist. Ist auch nichts anderes, wenn die Zunge von einer Frau ist.« Das war gelogen. Ich belog nicht nur Marie, sondern auch mich selbst. Es war anders und erschreckend gut!
»Sei doch nicht so, ich bin eben neugierig. Immerhin ist das doch deine erste richtige Beziehung oder?«
Ich räumte die letzte DVD etwas zu heftig in das Regal und daraufhin verabschiedeten sich zwei andere Hüllen und segelten laut krachend auf den Boden.
»Beziehung?« Ich lachte etwas zu gestellt. »Quatsch!« Ich hob alles auf und schaute dann Marie an. »Mensch Marie, das ist doch eh alles vollkommen egal. Was tut das denn zur Sache. Es ist doch total unsinnig, was ich hier treibe. Ich bin doch nicht lesbisch!«
Ich blickte nach unten auf meine Schuhe und atmete ein paar Mal gequält und total überfordert ein und aus.
»Oder?« Ich schaute sie fragend an.
»Tja, Hell, das musst schon du wissen.«
»Muss ich das?«
Ich wusste gar nichts mehr.
»Aber Hell, ich glaube, manchmal ist es vielleicht auch einfach egal! Wenn man zueinander passt und sich mag, spielt das vielleicht keine Rolle.«
War das wirklich so? Konnte so etwas wie das Geschlecht des Partners egal sein? War es mir egal? In der Vergangenheit zumindest in dem Sinne, dass ich überhaupt kein Interesse an irgendjemanden hatte. Egal ob Männlein oder Weiblein ...
Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, konnte ich das alles auch immer noch nicht. Ich konnte und wollte niemanden an mich heranlassen. Der Drang Yvi von mir wegzustoßen wurde von Mal zu Mal größer. Ich wurde diesen Fluchtreflex einfach nicht los. Der saß zu tief in mir drin.
»Mensch Hell, es ist doch gar nicht so schwierig. Gib dir einen Ruck, beiß' die Zähne zusammen. Du kannst dich nicht ewig vor einer Beziehung drücken. Die Einsamkeit steht dir nicht und wird dich unglücklich machen.«
Nein.
Es würde anders sein. Ich würde sie unglücklich machen. Ohne es zu wollen. Einfach nur, weil ich so war, wie ich nun mal war. Kaputt und zu feige es zu beenden.
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Hell macht wieder Drama ohne Ende :-)
Nächsten Montag gehts weiter!
Ich freue mich schon und hoffe, ihr auch!
Habt eine schöne Woche
Katharina
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Like Hell
أدب المراهقينAbgeschlossen! Hell ... Den Namen hatten sich irgendwann meine Klassenkameraden ausgedacht. Er würde wohl besser zu mir passen als Helena. Helena, hatten wir einmal in der Schule gelernt, bedeutete so viel wie ›die Schöne‹ und ›die Strahlende‹. Ich...