20 Kapitel: ... Ich sah das anders

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Oh Mann, was hatte ich mir bloß dabei gedacht? Wäre ich einfach schnurstracks nach Hause gegangen ohne diesen verdammten Abstecher zur Sporthalle, müsste ich jetzt nicht in Hektik meine Wohnung aufräumen. In den letzten Tagen hatte sich hier eine ganze Menge schmutzige Wäsche angesammelt, die sich gleichmäßig auf dem Boden verteilte. Einen Teppich brauchte ich nicht. Der Fußboden war auch so nicht zu sehen. Leider störte mich das erst, wenn ich Besuch erwartete ... also so gut wie nie.

Als es an der Haustür klingele beschleunigte sich direkt mein Puls. Ich warf schnell einige Socken wahllos in eine Schublade, sprintete zum Eingang und richtete im Vorbeigehen noch schnell meine Haare im Garderobenspiegel. 

Ich riss die Tür auf.

Aber da stand zu meinem Entsetzen eben nicht Yvi sondern mein Vater. Verdammt, ich hatte nicht aufgepasst. Ich war zu abgelenkt gewesen. Ich war immer auf der Lauer. Immer. Ich könnte mir in den Hinter treten!

Völlig überrumpelt stolperte ich einige Schritte zurück. Er sah ziemlich übel aus. Nicht dass er bei den letzten paar Malen, als ich ihn gesehen hatte, besonders hübsch gewesen war. Aber nun war er nur noch ein Schatten seiner selbst. Abgemagert und grau im Gesicht. Viele Wunden konnte ich sehen und Schorf an seinen Mundwinkeln. Seine Klamotten waren dreckig und schlackerten an ihm. Ich wollte die Tür so schnell es ging wieder zuwerfen, doch sein Fuß war bereits dazwischen.

Verdammt, verdammt, verdammt!

Ich hatte ihn schon einige Monate nicht mehr gesehen und irgendwie war ich auch jetzt nicht scharf darauf. Ich wollte das er wieder ging!

»Hi Helena, sag hallo zu deinem Daddy.«

Mir wurde schlecht. Ich musste einen sehr angeekelten Gesichtsausdruck gemacht haben. Denn seiner verdunkelte sich plötzlich.

»Schon gut, du willst mich nicht sehen und ich bin auch kurz angebunden. Ich habe nur grad so ein paar kleine Geldproblemchen. Da dachte ich mir: Hey, Familie greift sich doch immer helfend unter die Arme« . Er grinste mit einem Gebiss voller Lücken und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Seine Fingernägel waren schmutzig. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden.

»Wo ist Mama?«

»Keine Ahnung ... anschaffen?« Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ich zog meinen Geldbeutel aus meiner hinteren Hosentasche. Bestimmt hatte ich noch etwas einstecken. Ein 50 Euroschein und ein wenig Kleingeld ... Ich gab ihm alles.

In dem Moment erschien Yvi hinter ihm und schaute erst ihn, dann mich skeptisch an.

»Oh, eine Freundin, willst du uns nicht vorstellen?«

Ich griff nach Yvis Arm.

»Nein, verschwinde!«

Ich zog sie an ihm vorbei in die Wohnung und schmiss die Tür zu.

»Bis demnächst Töchterchen.« Hörte ich ihn draußen noch flöten. Gefolgt von einem rasselnden Husten, der mir eine Gänsehaut bereitete.

»Was war das denn?«

»Das, meine Liebe, war mein Vater und der Anfang allen Übels!«

Yvi schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen mehr als skeptisch an. Vielleicht hatte sie auch Angst, dass ich gleich wieder seltsam werden würde, in Tränen ausbrechen oder mit Dingen um mich schmeißen könnte. Irgendetwas Irres eben. 

»Sorry Yvi, tut mir leid dass du das mit ansehen musstest ...«

»Hey, wir sind doch jetzt zusammen, so was steht man gemeinsam durch.«

Ich sah das anders. Ich schämte mich. Ich wollte nichts mit meinem Vater und meiner Vergangenheit zu tun haben. Noch schlimmer allerdings war es, wenn andere damit involviert und belästigt wurden. Vor allem vor Yvi hätte ich diese Abgründe gerne noch etwas länger geheim gehalten.

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A little bit more drama please...

SORRY! Ich weiß, ich bin spät dran. Fast hätte ich es ganz vergessen! Aber nun gibts eben eine kleine Bettlektüre zu später Stunde :-)

Der Vater ... was das wohl zu bedeuten hat. Und ist er der Grund, warum Hell so einen Schaden hat?
Was denkt ihr?

Bis bald 

Katharina

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