Allerletzter Tanz

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Er führt sie

Und er tut es sehr galant,

Ihre Taille an einer

Und ihre an seiner and'ren Hand,

Schweben sie über die Fläche,

Alle Tänze längst beendet, 

Tanzen sie dort ganz allein

Und trotzdem plagt sie nicht die Einsamkeit,

In dieser skurril wirkenden Zweisamkeit.


Sie wird geführt,

Sie muss nicht führen, 

Eine Chance, um sich unendlich frei zu fühlen,

Weil sie sicher ist, wie sie dort tanzt,

Jeder Schritt, wie eingeplant

Und doch kein einz'ger Krampf

Einer Erwartung gerecht zu werden,

Für noch so ein' Tanz würd' sie wohl sterben


Wie ein züngelndes Feuer, 

Tanzen sie in klarster Sternennacht,

Wie sie sich drehen und wirbeln,

Denkt sie, sie hat noch nie so laut gelacht,

Denkt er, dass er ihr Lachen mag,

Glockenhell klingt es durch den ganzen Saal,

Alle schau'n zu ihnen,

Doch das scheint heute endlich mal egal.


Das letzte Lied erklingt,

Ihre Stimmung sinkt, 

Das Tanzpaar, in einer seltsam-synchronen Melancholie,

Dreht sich auch noch ohne Lied,

Denn die letzten Noten sind schon längst verklungen

Und die ersten schon gegangen,

Er kriegt sich kein Lächeln abgerungen, 

Das war der letzte Tanz.


Er versinkt in Dunkelheit,

Die ihn allzu oft empfängt,

Denn hat er seine Chance verpasst,

Ihr zu sagen, was er sich nie zu sagen wagt

Doch als er in ihre Augen sah,

Hat er etwas gesehen,

Was es da nie gab:

Eine Träne,

Schlug vor Freude,

Auf ihrer Wange Purzelbäume. 


Doch bevor die Dunkelheit mit ihm verstummt,

Hört er, wie sie ganz leise summt,

Irgendeine Melodie,

Ein ganz fremdes Lied, 

Und doch speziell für sie und ihn.


Sie führt ihn,

Und sie tut es sehr galant,

Seine Schulter an einer,

Und seine an ihrer and'ren Hand

Und da sieht er sie:

Noch eine letzte Chance,

Und die Sonne muss noch warten,

Denn sie tanzen ihn ganz lang -

Den allerletzten Tanz.


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