"Ich habe Tsumu geschrieben, dass du an der nächsten Trainingsstunde nicht teilnehmen wirst. Wir sollten erst einmal sicher gehen, dass du auf dem Gelände keiner Gefahr ausgesetzt bist." Osamu hob sein Handy hoch. Kita-san nickte. "Wir müssen herausfinden, wer deine Identität preisgegeben hat. Solch ein Verhalten darf man nicht dulden." Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. "Ito-san, ich bräuchte einmal die Informationen deiner Familie. Im Notfall muss ich sie kontaktieren können." Nein... Das ging nicht. Meine Mutter durfte nicht davon erfahren. Es würde alles viel komplizierter machen und sie könnte es gegen mich verwenden, in welcher Hinsicht auch immer. "Ito-san?" Was sollte ich bloß sagen? "Meine Mutter ist in dieser Hinsicht nicht vertrauenswürdig..." Ich stockte. "Und mein Vater ist...nicht mehr unter uns." Kita-san senkte den Kopf. "Das tut mir leid. Gibt es sonst irgendwelche Verwandten?"
Es herrschte Stille. Ich konnte mich nicht dazu bringen, es zu sagen. Ich traute mich nicht. Gerade, als ich verneinen wollte, fiel mir jemand ins Wort. "Sie ist meine Cousine. Ich nehme im Notfall die Verantwortung auf mich." Ungläubig riss ich den Kopf hoch und starrte Osamu an. Er wusste es?! Er hatte es die ganze Zeit gewusst?! Unmöglich... "Aber wie-" Weiter kam ich nicht. Mit einem lauten Knall flog die Tür auf. Kenma trat mit schnellen Schritten in den Raum, gefolgt von Atsumu. "Samu." Atsumu stellte sich zu seinem Zwillingsbruder. Die beiden flüsterten miteinander. Kenma war zu mir getreten und sprach leise mit mir. "Geht es dir gut, Kätzchen?" Kätzchen... Es musste nur etwas passieren, damit er mich wieder Kätzchen nannte? Mein Herz schmerzte. Ich nickte nur. Er richtete sich auf.
"Die Umständlichkeiten tun mir unendlich leid. Das Alles ist nur passiert, weil ich unaufmerksam war. Izumi kann nichts dafür." Kita-san klopfte ihm auf die Schulter. "Wir können es nicht wieder rückgängig machen, sondern nur noch das Ausmaß bekämpfen. Konzentriere dich lieber auf das, was jetzt auf dich, aber auch auf Izumi zukommt. Sie wird viel mehr darunter leiden als du." Kenma nickte. "Wir kümmern uns um die Person, die die Informationen im Internet veröffentlicht hat. Izumi, du solltest dich erst einmal etwas ausruhen und runterkommen." Kita-san hatte wohl bemerkt, wie sehr ich zitterte. "Komm." Kenma griff nach meinem Arm, doch Atsumu hielt ihn auf. "Das würde ich an deiner Stelle nicht machen, ya. Man sollte euch vorerst nicht zusammen sehen." Er deutete auf seinen Bruder und sich. "Wir kümmern uns darum, dass sie sicher in den Aufenthaltsraum kommt, ya?"
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Nachdem sich die Türen des Speißesaals hinter mir schlossen, atmete ich tief durch. "Was läuft zwischen Kenma und dir?" Osamu lief neben mir her, während Atsumu hinter uns hertrottete. Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung... Bis vor kurzem dachte ich, wir wären gute Freunde, aber jetzt... Das ist auch nicht wichtig." Ich nahm allen Mut zusammen. "Woher weißt du, dass wir... verwandt sind?" Osamu lächelte leicht. "Du bist nicht die Einzige, die Nachforschungen angestellt hat. Als du damals im Restaurant aufgetaucht bist, ist mir gleich aufgefallen, wie ähnlich du meiner Mutter siehst. Als du dann sagtest, dein Nachname wäre Ito, habe ich eins und eins zusammengezählt und dann meine Mutter darauf angesprochen." Ungläubig starrte ich ihn an. "Du hast es die ganze Zeit gewusst?" Er nickte.
Unbehagen machte sich in mir breit. "Weiß Atsumu Bescheid?" Osamu nickte erneut. "Ich habe es ihm gleich erzählt, ihn aber darum gebeten, sich erst einmal zurück zu halten. Wir wussten nicht, inwieweit du Bescheid wusstest." Ich ließ den Kopf sinken. "Ich weiß es erst seit gestern. Meine Mutter hat mir die Dokumente meines Vater verwehrt und als Dad noch lebte hatte er kaum Kontakt zu seiner Familie..." Ich schluckte hart. "Ich weiß noch nicht einmal, wo mein Vater begraben wurde. Meine Mutter hat mir die Urne weggenommen, als ich hier ankam." Atsumu zog scharf die Luft ein. "Wie bitte?! Was ist das für eine Mutter?" Osamu drückte eine Tür auf, hinter der sich der Aufenthaltsraum verbarg.
Aufgelöst ließ ich mich auf einem der Sitzsäcke fallen. "Und jetzt plant sie, Dads Erbe an sich zu reißen und es für ihre Zwecke zu nutzen." Atsumu lehnte sich an den Tisch. "Aber wie? Kyo hat sein Erbe auf seine Geschwister und auf seine Nachfahren überschrieben oder etwa nicht?" Ich zuckte bei der Erwähnung des Namens meines Vater zusammen. "Es ist kompliziert. Meine Mutter hat niemanden von Papas Geschwistern erzählt oder sie für tot erklärt. Und ich bin noch nicht volljährig, das heißt, meine Mutter muss meinen Anteil für mich annehmen. Ich habe nur zufällig erfahren, was sie damit vorhat." War es zu früh, sie danach zu fragen? "Ich möchte nicht, dass Papas harte Arbeit in ihre Hände fällt. Ich flehe euch an, bitte helft mir..."
Osamu und Atsumu schauten sich an. "Ich hätte nie gedacht, dass Kyo's Ex so bösartig ist, ya. Vor ein paar Monaten hat sie uns noch versichert, dass alles bereits geregelt sei." Ich horchte auf. "Ihr hattet Kontakt zueinander?" Osamu nickte. "Sie hat mit unserer Mutter gesprochen, als sie seine Urne zu uns gebracht hat." Meine Atmung wurde schneller. "Ihr wisst, wo mein Vater begraben liegt?" Atsumu lächelte mir beruhigend zu. "Wir können mal hinfahren, wenn sich die Situation etwas beruhigt hat." Mir schossen die Tränen in die Augen. "D-das wäre toll." Osamu kniete sich vor mir nieder. "Und mach dir keine Sorge um die Sache mit dem Erbe, Cousine. Ich fahre heute Abend zu unserer Mutter und bespreche Weiteres mit ihr. Wir kriegen das schon hin. Es wird Zeit, dass die Hexe etwas von ihrer eigenen Medizin zu schlucken bekommt." Alle Mauern brachen. Ich begann zu schluchzen. "Schhhh, ist ja schon gut, ya? Sieh nach vorne. Die ganze Situation hat auch etwas Positives! Du hast jetzt zwei total tolle und coole Cousins, ya?" Trotz meiner Tränen musste ich lachen. "I-ich bin froh, dass i-ich euch gefunden h-habe, w-wirklich!" Die Zwillinge lächelten breit. Eine schwere Last fiel von meiner Brust und ich konnte endlich das erste Mal seit ein paar Monaten wieder richtig Atmen.
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Es dauerte etwas, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Der Fakt, dass ich mit der Familie meines Vaters vereint war, löste eine Lawine von Gefühlen in mir aus. Von Hochmut bis Trauer war alles dabei. Atsumu und Osamu mussten irgendwann wieder zu ihren Trainingsgruppen und ließen mich wieder alleine. Ich nahm mir die Zeit, um meine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Meine Güte, ich war erst zwei Tage in Hyōgo. In diesen zwei Tagen war bereits so viel passiert; ich brauchte Zeit, das alles zu verarbeiten. Zumindestens ansatzweise.
Kurz bevor die Mittagspause begann, klopfte es an der Tür. "Wer ist da?" Die Tür wurde aufgedrückt. Zuerst sah ich nur ein gut gefülltes Tablett mit Essen, ehe ich die Person erkannte, die das Tablett in den Raum trug. Mein Atem stockte, während mein Herz einen Schlag aussetzte. Kenmas Haare waren vom Wind verweht, seine sportliche Kleidung war zerknittert. "Hi." So ein Mist. Mein verräterisches Herz pochte laut in meiner Brust. Warum schmolz ich schon alleine bei seinem Anblick dahin wie Butter in einer heißen Pfanne?
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~𝒟𝒶𝓇ℯ 𝓉ℴ 𝒟𝓇ℯ𝒶𝓂~ Kenma x OC
Fanfiction"𝐼'𝑚 𝑛𝑜𝑡 𝑔𝑜𝑜𝑑 𝑤𝑖𝑡ℎ 𝑝𝑒𝑜𝑝𝑙𝑒, 𝑎𝑛𝑑 𝐼 𝑑𝑜𝑛'𝑡 𝑤𝑎𝑛𝑡 𝑡𝑜 𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟𝑎𝑐𝑡 𝑤𝑖𝑡ℎ 𝑡ℎ𝑒𝑚. 𝐴𝑛𝑑 𝑦𝑒𝑡, 𝐼'𝑚 𝑣𝑒𝑟𝑦 𝑐𝑜𝑛𝑐𝑒𝑟𝑛𝑒𝑑 𝑎𝑏𝑜𝑢𝑡 𝑤ℎ𝑎𝑡 𝑜𝑡ℎ𝑒𝑟𝑠 𝑡ℎ𝑖𝑛𝑘 𝑎𝑏𝑜𝑢𝑡 𝑚𝑒." ~ Kozume Kenma Kenma x OC Fa...