29. ℝ𝕖𝕥𝕥𝕖𝕥 𝕄𝕚𝕔𝕙

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A/N: In diesem Chapter wird es einige triggernde Inhalte zum Thema Missbrauch von Minderjährigen geben. Dieses Thema ist sehr grausam und man vergisst häufig, wie viele Minderjährige davon betroffen sind. Umso wichtiger ist es, darüber zu sprechen. !Es ist nicht deine Schuld, niemals! Suche dir jemanden, mit dem du darüber sprechen kannst und dem du dich anvertrauen kannst. Telefonisch kannst du dich auch an die Nummer gegen Kummer wenden, die dir weiterhelfen können (Tel.: 116 111). Wenn du selbst solche Erfahrungen gemacht hast, würde ich dir empfehlen, dieses Kapitel nicht zu lesen.

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Rose wollte wirklich ALLES wissen. Ich brauchte fast eine ganze Stunde, um sie über all die Dinge, die bisher geschahen, aufzuklären. Hin und wieder schnaubte sie oder grinste dümmlich. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie sehr ich sie vermisst hatte. Nachdem ich mit meiner Erzählung fertig war, atmete ich tief durch. Rose tat es mir gleich. "Oh man, Izy. Es sind gerade mal knapp drei Monate vergangen, seit du hier bist. Wie kann es sein, dass du in diesen drei Monaten mehr erlebt hast als in einem ganzen Jahr?!" Ich lächelte verträumt. "Keine Ahnung." Mein Handy piepste. Es war Atsumu.

Atsumu: Izumi-chan!!!! Morgen haben mein Team und ich ein wichtiges Spiel. Kommst du? Ich kann dir Karten besorgen.

Nachdenklich schaute ich zu Rose. "Hast du Lust, morgen ein Volleyballspiel anzuschauen? Mein Cousin hat mir geschrieben." Rose legte den Kopf schief. "Welcher von beiden?" Ich musst grinsen. "Atsumu. Er spielt bei MSBY Black Jackals." Sie dachte kurz nach, dann hellte sich ihr Gesicht auf. "Der mit den blonden Haaren?! Ich bin dabei!" Ich prustete los. Rose und ihr Faible für hübsche Männer. Ich kicherte noch immer, als ich Atsumu antwortete.

Izumi: Könntest du mir zwei Karten besorgen? Meine Freundin aus Amerika ist zu Besuch und würde sich das Spiel auch gerne ansehen.

Atsumu: Klar, kein Problem. Ich gebe sie deinem Kenma mit, er kommt morgen auch.

Ich las die Nachricht zweimal. Rose schaute neugierig über meine Schulter und verzog das Gesicht. "Das kann doch keiner lesen." Manchmal war es gut, dass sie kein Japanisch konnte, sonst hätte sie mich wegen dieser Aussage in Grund und Boden geneckt.

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Rose fuhr abends zurück in ihr Hotel, wo ihre Eltern warteten. Ich war traurig, dass sie nicht bei mir blieb, doch sie versprach mir, dass sie vor ihrer Abreise wenigstens einmal bei mir übernachten würde. Kurz nachdem sie weg war, kam meine Mutter nach Hause. Sie sprach kurz mit mir, es waren aber nur oberflächliche Themen. Sie fragte mich nach meinem Trainingscamp und wie es mir gehe, dann verließ sie das Zimmer, um mit ihrem Freund zu Abend zu essen. Ich konnte den Typ nicht ausstehen. Seine Motive waren klar: Er wollte Geld. Ich beschloss, außnahmsweise mal wieder Ramen zum Abendessen zu essen und kochte mir etwas Wasser mit meinem Wasserkocher, den ich mir vor meinem Trainingscamp angeschafft hatte. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schaltete meinen PC ein. Eine Notification sprang mir ins Auge. KenKen ist Live. Trete dem Stream jetzt bei... Ich öffnete die Streaming-Plattform und gab Kenmas Nicknamen in die Suchleiste ein.

Er hatte bereits an die 10 000 Zuschauer, die seinen Stream verfolgten. Er spielte gerade ein neues Videospiel und redete dabei über alltägliche Dinge. Lächelnd fotografierte ich mit meinem Handy den Bildschirm und schickte das Bild an Kenma. Ich hörte, wie sein Handy einen Ton von sich gab. Kenma griff nach seinem Handy und ein Lächeln trat auf sein Gesicht. Meine Wangen verfärbten sich leicht. Er legte das Handy wieder beiseite. Kurz darauf gab meins einen Ton von sich, der eine neue Nachricht signalisierte.

Kenma: Du stalkst mich also :) Wenigstens zeigt mir das, dass du dich für mich interessierst.

Okay, jetzt war ich Tomatenrot. Ich legte das Handy schwungvoll beiseite und gab einen komischen Laut von mir. Eine Weile lang lauschte ich noch seiner Stimme, dann schloss ich den Stream und ging ins Badezimmer, um mich fürs Bett fertig zu machen. Ein ungutes Gefühl überkam mich, als ich meine Schublade aufmachte. Warum war alles so durcheinander? Irgendjemand musste in meinen Hygiene-Artikeln herumgewühlt haben. Ungläubig stellte ich die Sachen wieder an ihren Platz und schaute nach, ob etwas fehlte. Mir fiel auf, dass mein Lieblingsparfüm nicht mehr da war. Auch mein Duschgel war nur noch zur Hälfte gefüllt. Ich putzte meine Zähne und ging dann zum Zimmer meiner Schwester. Nachdem ich geklopft hatte, trat ich ein. Hikaru saß am Schreibtisch. Ich entdeckte auch Kuroo, der auf ihrem Bett saß und ein Buch las. Er nickte mir kurz zu.

"Izumi. Was ist los?" Ich schloss die Tür hinter mir. "Warst du an meinen Sachen im Badezimmer?" Verwirrt schaute sie mich an. "Warum sollte ich da ran gehen? Ich hab meine eigenen Sachen." Ich glaubte ihr nicht. "Komm schon, Izumi. So wild ist es jetzt auch nicht. Vielleicht hat Mama etwas von deinen Sachen genommen. Reg dich ab. So wichtig kann es nicht gewesen sein." Genervt verdrehte sie die Augen. "Jetzt geh schlafen. Es ist schon spät und du hattest eine harte Woche hinter dir." Sie stand auf und scheuchte mich aus ihrem Zimmer. Ungläubig stand ich auf dem Flur. Sie glaubt mir nicht. Mein Herz wurde schwer. Ich hörte Hikaru hinter der verschlossenen Tür lachen. "Sie denkt sich das nur aus, um Aufmerksamkeit zu bekommen." Wut machte sich in mir breit. Ich hasste dieses Haus so sehr. Ich hasste meine Familie. Niemand nahm mich Besorgnis ernst. Ich hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Wer hatte meine Sachen genommen und noch viel wichtiger: Warum?

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Ich wurde durch ein leises Poltern geweckt. In meinem Zimmer war es stockdunkel. Schwere Schritte drangen vom Flur in mein Zimmer. Ich zog mir die Decke bis zum Hals. Irgendetwas stimmte nicht. Plötzlich öffnete sich meine Tür einen Spalt. Schnell schloss ich meine Augen. Die Person betrat mein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Meine Atmung wurde schneller und ich bekam Panik. Was wollte die Person in meinem Zimmer? Ich hörte, wie die Person meinem Bett näher kam. Mein Körper erstarrte. Vorsichtig öffnete ich ein Auge. Es war eindeutig ein Mann. Er murmelte leise vor sich hin, bevor sein Gesicht meinem immer näher kam. Kalter Schweiß lief mir über die Stirn. Heilige Scheiße. Das war doch der Freund meiner Mutter! Er erkannte ihn an seinem Bart. "Was für ein unschuldiges Mädchen", säuselte er. Er sog die Luft ein.

Es reichte. Schnell rappelte ich mich auf und brachte so viel Abstand zwischen uns wie möglich. "Was machen Sie in meinem Zimmer?!" Der Mann wich erschrocken einige Schritte zurück. Ich knipste meine Nachttischlampe an und zog mir meine Decke bis unter die Nase. "Aber Mädchen, erschrecke mich doch nicht so. Ich bin doch bald dein Vater, ich darf mir doch wohl meine zukünftige Tochter anschauen." Er widerte mich an. Tränen stiegen mir in die Augen. "Nein." Sein selbstgefälliges Grinsen fiel in sich zusammen. "Wie nein?" Er kam auf mich zu. Panisch trat ich nach ihm, bevor ich laut aufschrie. Am Ende des Flures wurde eine Tür aufgerissen. Kurz darauf standen Kuroo und Hikaru in meinem Zimmer. Kuroo erfasste die Situation als Erster. Er griff nach dem Freund meiner Mutter und zog ihn unsanft aus dem Zimmer. Mir reichte es, endgültig. Ich konnte nicht länger hier bleiben. Mein ganzer Körper zitterte. Ich hielt es nicht mehr aus.

Hikaru schaute mich an. "Kein Wort an Mom. Sie ist gerade so glücklich. Gönn ihr die neue Liebe." Mit diesen Worten verschwand sie aus meinem Zimmer. Das hatte sie doch nicht wirklich gesagt, oder? Mein Herz raste. Ich musste hier weg, aber schnell. Mit zitternden Händen griff ich nach meinem Handy und öffnete meine Kontaktliste. Ich brauchte etwas, bis ich den Namen entdeckte. Atemlos klickte ich auf den grünen Hörer. "Hallo? Izumi?" Osamus verschlafene Stimme drang zu mir hervor. Ich fing an, wild zu schluchzen. "O-osamu. K-kannst du mich a-abholen? I-ich will hier nicht m-mehr bleiben."

~𝒟𝒶𝓇ℯ 𝓉ℴ 𝒟𝓇ℯ𝒶𝓂~ Kenma x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt