9. 𝕊𝕒𝕗𝕖 𝕒𝕟𝕕 𝕊𝕠𝕦𝕟𝕕...𝕒𝕞 𝕀?

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Swoosh. Der Ball flog knapp an meinem Gesicht vorbei und traf die Wand hinter mir. Mit einem Plop fiel er zu Boden. "Izumi, pass doch besser auf!" Kairi fauchte mich an. Ich verzog das Gesicht. "Tut mir leid." Mein Kopf war einfach nicht bei der Sache. "Izumi-san, das ist schon das dritte Mal. Wechsle bitte mit Mai-san." Coach machte eine Handbewegung, die mir zu verstehen gab, dass sie mit mir sprechen wollte. Ich seufzte. Leider konnte ich mir denken, worum es gehen würde.

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"Du bist nicht bei der Sache, Izumi-san. Wenn das so weiter geht, muss ich dich in der Stammaufstellung ersetzen." Traurig schaute ich zu Boden. "Tut mir leid, Coach. Ich werde daran arbeiten." Sie nickte und richtete ihre Konzentration auf meine Teamkameradinnen. Langsam trotte ich aus der kleinen Halle, um frische Luft zu schnappen. Es waren mittlerweile mehrer Tage vergangen, seit ich mit Kenma gesprochen hatte. Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr gehabt. Ich bereute es, mich ihm gegenüber geöffnet zu haben. Es machte mich verletzlich. Außerdem kannte ich ihn erst seit kurzem. Keine Ahnung, was in mich gefahren war, als ich in jener Nacht mein Herz ausschüttete.

Ich drehte den Deckel meiner Wasserflasche auf und trank sie in mehreren Schlucken leer, ehe ich sie am Wasserspender wieder auffüllte. Nichts hatte sich wirklich verändert. Es war, als ob die Zeit ohne mich weiterlief. Selbst der Volleyball konnte mich nicht mehr ablenken. So sehr ich mich anstrengte, es war nie genug. Für niemanden. Jemand rief nach mir. Unsere Kapitänin, Shiori-san.

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"Ist alles okay bei dir, Izumi-chan?" Besorgt ließ sich die Ältere neben mir fallen. Ich zuckte mit den Schultern. Shiori-san schaute in den Himmel. "Ich habe letztens mit Maru-chan gesprochen. Ihr versteht euch gut, oder? Wie ich hörte, hast du dich mit ein paar alten Schülern angefreundet." Sie lächelte. "Es ist schön zu sehen, dass du dich einlebst." Wahrscheinlich dachte sie, dass mir der ganze Umzugs-Mist noch ziemlich schwer fiel. Deswegen setzte ich ein Lächeln auf. "Mir geht nur momentan viel durch den Kopf. Es ist nichts schlimmes. Mach dir keine Sorgen." Die Ältere klopfte mir aufmunternd auf die Schultern. "Egal, was dich gerade beschäftigt, eines Tages wirst du es überwunden haben. Solange sind wir für dich da." Damit verzog sie sich wieder in die Sporthalle.

Ich blieb noch eine Weile draußen sitzen. Die frische Luft tat mir gut. Mein Kopf fühlte sich endlich nicht mehr so schwer an. Ich verdrängte meine Gedanken in die hinterste Ecke meines Kopfes und stand auf. Ich hatte genug nachgedacht. Letztendlich brachte es eh nichts. Also gehe ich zurück in die Sporthalle. "Izumi-san, du kannst Mai-san wieder auswechseln!" Coach zwinkerte mir zu und ich nickte. Beim Vorbeilaufen klatschte ich mich mit Mai-san ab. Kairi warf mir einen Blick zu. "Wenn du es wieder verkackst, haue ich dir eine rein." Ein Grinsen trat auf mein Gesicht. "Keine Sorge, ich werde mich aufs Training konzentrieren."

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"Gute Arbeit Mädels. Wir sehen uns morgen früh zum Morgentraining. Wer zu spät kommt läuft ne Extrarunde." Shiori-san winkte noch ein mal, dann waren wir entlassen. "Kommt noch jemand mit zum Convenience-Store? Wir wollen Ramen essen." Ayumi-san schaute mit fragenden Blick in die Runde. Fast alle nickten, außer ich. "Was ist mit dir, Izumi-san. Kommst du nicht mit?" Unbehagen machte sich in mir breit. "Ich werde abgeholt. Es geht leider nicht." Ein paar der anderen Spielerinnen kicherten leise, ich ignorierte es. Sollten sie doch lachen. "Na gut. Dann bis Morgen." Meine Teamkameradinnen verließen die Umkleide. Ich seufzte leise. Wann würde ich wohl endlich wieder was unternehmen können?

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Der Tagesablauf war immer noch der selbe. Nachdem wir zu Hause ankamen, bekam ich eine Portion den Abendessens und wurde wieder in meinem Zimmer eingesperrt. Der Unterschied heute war allerdings, das Hikaru wieder Besuch von Kuroo hatte. Dieser lächelte mich gequält an, als er mich bemerkte. "Hi Izumi." Ich nickte ihm zu und verschwand dann die Treppe nach oben, um noch schnell zu duschen, bevor ich wieder Hausarrest hatte. Währenddessen hörte ich, wie Hikaru mit unserer Mutter sprach.

"Das mit dem Hausarrest ist eine gute Lösung. Izumi ist viel ruhiger und entspannter." Hikaru sprach zwar leise, aber ich konnte sie dennoch gut verstehen. Der Schock machte sich in meinem Gesicht breit. Echt jetzt? Warum stimmte sie unserer Mutter zu? Unsere Mutter antwortete. "Definitiv. Ihre Freunde haben einen schlechten Einfluss auf sie. Hätte ich gewusst, dass sie so wird, hätte ich sie nicht mit Keiji nach Amerika gegeben." Es reichte. Ich würde nicht still sitzen bleiben, wenn sie meinen Vater beleidigten. Papa war ein guter Vater gewesen. Bewusst lasse ich das edle Parfüm meiner Mutter auf den Badezimmerboden fallen. Es zerbrach in tausend Scherben. Ich biss die Zähne zusammen, als mich einige Glassplitter am Bein trafen. Schnell setzte ich einen schockierten Ausdruck auf. Das würde ein Spaß werden.

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Eins lernte ich definitiv. Sachen zu zerbrechen brachte mir einiges. Besonders, wenn sie von hohem Wert waren. Ich habe meine Mutter noch nie so aufgebracht gesehen. So aufgebracht, und doch so fromm wie ein kleines Lamm. Kurzerhand handelte ich aus, meinen Hausarrest aufzuheben. Fragt nicht, wie ich es geschafft habe. Meine Mutter war halt viel zu beschäftigt mit den Scherben, als darauf zu achten, was ich sagte. Glücklicherweise hatte ich ihre Antwort aufgenommen. Denn als sie mir widersprach, half diese mir enorm weiter. Ich war wieder frei. Glücklich tippte ich eine Nachricht in mein Smartphone, ohne groß darüber nachzudenken. Dafür war mein Adrenalinspiegel viel zu hoch.

Kenma (Privatchat)

Ich: Ich bin frei!!!

Kenma: Frei?

Zwei Sekunden später rief er an. Ich lächelte. "Was meinst du mit frei?" Kenmas Stimme hinterließ eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. "Ich hab meine Mutter ausgetrickst. Sie hat mein Hausarrest aufgehoben." Auf einmal hörte sich meine Tat irgendwie nicht mehr so heldenhaft an. Röte stieg mir ins Gesicht. Doch Kenma lachte nur leise. "Das freut mich." Wir schwiegen. "Hast du Lust, morgen mit mir in die Innenstadt zu fahren? Es gibt da ein tolles neues Internetcafé." Kenma klang schüchtern. Ich wurde tomatenrot. "Ähm, klar. Ich habe morgen bis 15:30 Uhr allerdings Training..." Es raschelte. "Kein Problem. Ich warte auf dich an der Bahnhofsstation." Ich nickte, bis mir auffiel, dass er es ja nicht sehen konnte. "Okay, dann bis morgen." Als wir aufgelegt hatten, schmiss ich mich aufs Bett und gab einen quietschenden Ton von mir. Oh mein Gott, hatte ich morgen so etwas wie ein Date mit Kozume Kenma?!


~𝒟𝒶𝓇ℯ 𝓉ℴ 𝒟𝓇ℯ𝒶𝓂~ Kenma x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt