14. 𝕊𝕠𝕔𝕚𝕒𝕝 𝕄𝕖𝕕𝕚𝕒 ℚ𝕦𝕖𝕖𝕟

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An Schlaf war nicht mehr zu denken. Nervös kaute ich auf meinem Fingernagel herum. Hatte man mich wirklich nicht erkannt? Auf Instagram wurden bereits die ersten Spekulationen angestellt. Ich atmete tief durch. Glücklicherweise hatte ich nicht laut im Schlaf geschrien, sondern nur leise geweint. Was trotzdem schlimm genug war. Kenma tippte auf der Tastatur seines PCs herum. Immer wieder warf er mir einen beruhigenden Blick zu. Doch trotzdem konnte ich mein unruhiges Herz einfach nicht beruhigen. Was würde passieren, wenn mich jemand erkannte? Ein leises Kratzen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken.

Kenma stand auf und öffnete die Tür. Ein weißes Fellknäul huschte über den Boden direkt auch mich zu. Überrascht ruschte ich einen halben Meter nach hinten. Das Tier sprang zu mir aufs Bett. "Das ist Yuki, meine Katze." Kenma ließ sich ebenfalls aufs Bett fallen und strich der süßen Katze durch das weiße Fell. Ihr Anblick war einfach nur niedlich. Zögerlich hielt ich der Katze meine Hand hin, damit sie sich mit mir vertraut machen konnte. Sie schnurrte laut und rieb ihr kleines Köpfen an meiner Handfläche. Ich kraulte sie hinter den Ohren. "Sie ist niedlich." Kenma lächelte. "Sag das mal Kiyoomi. Er hasst Yuki." Empört schaute ich ihn an. "Bakterien hin oder her, wie kann man eine so niedliche Kreatur hassen?!" Yuki gab einen zustimmenden Laut von sich, der mich zum Lachen brachte. Kenma beobachtete mich aufmerksam. Ich wurde rot. "Hab ich etwas im Gesicht?" Unsicher wischte ich mir über den Mund. Kenma rutschte näher an mich heran. "Nein. Ich habe dich nur noch nie wirklich Lachen gesehen. Du bist wunderschön, wenn du lachst." Er grinste leicht, als er meinen verdatterten Ausdruck bemerkte. "Hat dir das noch nie jemand gesagt?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich." Mein Gesicht war mittlerweile Tomatenrot.

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Letztendlich schlief ich doch wieder ein. Yukis beruhigendes Schnurren hatte mich so schläfrig gemacht, dass ich nicht einmal merkte, wie Kenma sich irgendwann zu mir legte. Als ich morgens aufwachte, lag ich halb auf ihm. Vorsichtig löste ich mich aus seinem Griff und fischte nach meinem Smartphone, auf welchem es sich Yuki gemütlich gemacht hatte. Sie miaute protestierend, als ich sie zur Seite schob. Ich kraulte sie entschuldigend hintern den Ohren. Dann scrollte ich durch meine Notifications. Rose hatte mehrere Male angerufen. Gerade als ich das Smartphone entsperren wollte, rief sie erneut an. Ich suchte meine Kopfhörer, dann nahm ich den Videoanruf an. Ihr Gesicht erschien auf meinem Bildschirm. "IZY!" Ich zuckte zusammen. Ihre Stimme war grell und hoch. "Was ist los?" Ich flüsterte, um Kenma nicht zu wecken.

"WAS LOS IST? WAS MACHST DU BEI KOZUME KENMA IM BETT?" Die Aufregung in ihrer Stimme konnte man kaum überhören. Aber da war noch etwas anderes. Sorge. Neben mir räkelte sich Kenma. Ich legte meinen Finger an die Lippen. "Du brauchst nicht so zu schreien." Rose schmollte. "Jetzt erzähl schon. Du bist Gesprächsthema Nummer 1 auf Instagram und Co.! Wie ist das passiert?" Ich seufzte leise, ehe ich die Ereignisse des letzten Tages für sie wiedergab. Ihr Lächeln fiel in sich zusammen. "Geht es dir ehrlich gut? Brauchst du irgendetwas?" Ich schüttelte den Kopf. "Mir geht es gut, Rose. Mach dir keine Gedanken." Ich zögerte. "Ich vermisse dich." Tränen stiegen in meine Augen. "Ich dich auch, Izy."  Gott, ich wollte doch nicht heulen. Die Matratze knarzte. Vor Schreck fiel mir das Handy aus der Hand. "Kätzchen?" Kenma hob das Handy auf. Für kurze Zeit war es still, dann brach erneut Chaos aus. Rose fing an, wie ein Fangirl zu schreien. Ich wischte mir hektisch die Tränen weg, während Kenma grinsend in die Kamera winkte und verzweifelt versuchte, mich zu trösten. Yuki sprang vom Bett und miaute laut. Sie wollte raus. Was für ein chaotischer Morgen.

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Beim Frühstück herrschte betretenes Schweigen. Anscheinend hatte der Rest bereits von dem missglückten Stream erfahren. War ja auch kein Wunder. Der Mist war wirklich überall. Es wurden sogar bereits Edits auf YouTube und Tik Tok hochgeladen. Wir hatten aber Glück: Bis jetzt hatte mich noch niemand außer Rose und die, die es wussten, erkannt. Peinlich berührt griff ich nach einer Scheibe Brot, um sie in die warme Brühe, die es heute morgen gab, zu tunken. Ihre Blicke folgten jeder meiner Bewegungen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Langsam legte ich mein Besteck nieder. "Ähm..." Was sollte ich überhaupt sagen? Das es mich verrückt machte, wie sie mich beobachteten oder dass ich mich einfach unwohl fühlte? Ich bevorzugte Ersteres. "Könntet ihr vielleicht so tun, als wäre nichts passiert? Eure Blicke machen mich... etwas verrückt."

Bokuto-san legte ebenfalls sein Besteck beiseite. Er setzte eine ernste Miene auf, die ich von ihm garnicht kannte. "Wir machen uns nur Sorgen..." Ich schüttelte mit dem Kopf. "Bitte nicht, Bokuto-san. Macht euch bitte keine Gedanken." Allein der Gedanke, weiteren Personen Sorge zu bereiten, ließ mich erschaudern. "Es wird schon besser. Irgendwann..." Kenma ließ mich nicht aus den Augen. Der Rest senkte den Kopf. "Wie du meinst. Sei dir aber bewusst, dass, wenn du jemanden zum Reden brauchst, du zu uns kommen kannst. Wir hören gerne zu, Izumi." Akaashi-san warf mir einen liebenswürdigen Blick zu. Dankbar nahm ich mein Besteck wieder hoch.

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Nach dem Frühstück verkrochen Kenma und ich uns wieder in seinem Zimmer. Das Fieber von gestern war zwar herunter gegangen, ich fühlte mich aber noch immer schlapp und ausgelaugt. Kenma musste noch etwas für die Uni machen, weswegen ich mir mit Kopfhörern erst einen Film anschaute, ehe ich Instagram durchforstete. Die Neugierde ließ mich einfach nicht los. Zuerst stieß ich auf einem Clip, in welchem Kenma sich über mich beugte und mir die feuchten Haare aus dem Gesicht strich und beruhigend auf mich einredete. Im nächsten Clip konnte man uns zwar nicht sehen, aber man konnte uns flüstern hören. Es war jedoch deutlich zu erkennen, dass wir eng umschlungen im selben Bett lagen. Verlegen senkte ich den Blick. Hatten wir uns wirklich so umarmt? Ich scrollte durch die Kommentare, um mich von meinen Gedanken abzulenken.

Kenmas Wifu: Wer ist sie?

HxHLoVeR: Aww, wie süß! Sie hat echt Glück!

KozumeFan2: Ich würde gerade alles dafür geben, mit ihr zu tauschen :(

KenmaLovesMe: Ich will auch!

Neben den positiven Kommentaren gab es leider aber auch einige negative. Von 'Ich werde sie umbringen.' bis 'Sie verdient Kenma nicht!' war alles dabei. Ich schluckte heftig. Was würde passieren, wenn sie herausfanden, wer ich war? Gedankenverloren strich ich Yuki durch ihr weiches Fell. Sie schnurrte leise. "Lies die Kommentare nicht." Kenma nahm mir mein Handy aus der Hand. Ich protestierte, doch er hielt meinem schmollenden Blick stand. "Ich meine es Ernst. Lies sie dir nicht durch, Kätzchen. Was die anderen denken, ist egal. Wir alleine wissen, was wirklich passiert ist." Er ließ sich neben mir fallen. "In ein paar Tagen vergessen sie, was passiert ist." Sie würden es zwar vergessen, ich aber nicht. Alles, was bis jetzt passiert war... Es brachte mein Herz zum Flattern. Die flüchtigen Berührungen, die gemeinsamen Spaziergänge, die Dates... Das konnte ich unmöglich vergessen. In welche Richtung würde sich das Ganze wohl bewegen und noch wichtiger: Wie viel wollte und konnte ich davon zulassen?


~𝒟𝒶𝓇ℯ 𝓉ℴ 𝒟𝓇ℯ𝒶𝓂~ Kenma x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt