Alles drehte sich. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ekel, Wut... Ich konnte die Gefühle einfach nicht beschreiben. "Was habe ich für eine abgef*ckte Familie..." Es war das Erste, was mir in den Kopf kam und zu der Situation passte. Ich ekelte mich vor mir selbst. Kenma strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. "Was soll ich jetzt bloß machen?" Ich wusste einfach nicht, wie ich weiter machen sollte. Wegrennen ging nicht, ich musste etwas unternehmen. Aber was? "Nicht du, wir. Du bist nicht alleine, Kätzchen." Ich lehnte mich an ihn. Kenma legte seinen Arm um mich herum. "Am wichtigsten ist, dass wir Beweise sammeln. Wir müssen alles finden, was unsere Vermutung bestätigt. Ohne Beweise können wir nichts machen." Oh Kuroo. Wie konnte eine so unschuldige Seele nur an eine Person an meine Schwester geraten?
Wir blieben noch eine Weile so auf dem Sofa sitzen. Hin und wieder spürte ich Kenmas Atem auf meiner Stirn, ansonsten rührten wir uns kein Stück. Schweigend versanken wir in unseren eigenen Gedanken. Nach einer gefühlten Ewigkeit seufzte Kenma leise. Fragend schaute ich zu ihm hoch. Er schaute mich an. "Und was machst du jetzt? Ich möchte wirklich nicht, dass du zurück zu diesem Haus gehst." Ich legte den Kopf schief. "Ich werde wohl bis zum Prozess hier bei meinen Cousins bleiben. Bis ich achtzehn werde dauert es ja noch ein bisschen." Die Erinnerungen an die letzte Nacht kamen wieder hoch und legten mir eine unsichtbare Last auf die Schultern. Ich wollte genauso wenig zurück zu diesem Horror-Haus. Keine zehn Pferde würden mich dorthin zurückbringen können...
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Wir unterhielten uns eine Weile. Nein, wir flüsterten einen Weile. Keiner von uns erhob die Stimme. Ich genoss seine Anwesenheit und seine leisen Worte, die er mir ins Ohr murmelte. Seine Stimme bewirkte Wunder und ich begann, mich zu entspannen. Nach einer Weile klingelte mein Handy und unterbrach die angenehme Atmosphäre. Ich griff danach und nahm den Anruf an. "Wo bist du Izy?" Roses gehetzte Stimme hallte durch das gemütliche Wohnzimmer. Sie schnaufte laut. Im Hintergrund konnte man eine einfahrende Bahn hören. "Ich bin bei meinen Cousins." Kenma starrte mich an und zwinkerte mir zu. Mich überkam die Gänsehaut. "Die Adresse ist ***. Der Laden heißt 'Miya's exzellente Onigiris'. Wir warten dort auf dich." Ich hörte, wie sie tief einatmete. "WIR?" Kenma begann zu grinsen. "Hi." Meine beste Freundin schwieg einen Moment, dann kreischte sie. "Omg, KENMA!" Sie gab einen erstickten Laut von sich, dann endete das Gespräch. Ungläubig schaute ich auf das Display. Kenma lachte laut.
Ich rümpfte die Nase. Die erste Begegnung der beiden könnte ziemlich peinlich werden. So wie ich Rose kannte, würde sie, ohne zu zögern, meine Babyfotos herauskramen und sie Kenma unter die Nase halten. Sie war einfach unberechenbar und baute viel Mist, wenn sie im Fangirl-Modus war. Kenma lachte noch immer. Vorsichtig tippte ich ihn an. "Hör auf zu lachen!" Er japste. "Tut mir leid Kätzchen, aber deine Freundin ist lustig." Wo er recht hatte, hatte er recht. Ich rappelte mich auf. "Komm, lass uns runter gehen. Sie sollte Osamu vorerst lieber nicht in die Arme laufen." Ich zog Kenma auf die Füße. Er griff nach meiner Hand und ich ließ es zu. Auch wenn ich noch nicht zu hundert Prozent sicher war, in welche Richtung sich diese Beziehung entwickeln sollte, wusste ich, dass ich seine Nähe brauchte. Er war es, der mich aus den dunklen Schatten zog, der mir Hoffnung gab. Ich brauchte ihn. Ich wollte ihn. Alles Andere war vorerst unwichtig.
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Kenma und ich machten es uns auf der kleinen Eckbank am Fenster bequem. Ich winkte Osamu zu, welcher gerade einen Kunden bediente. Er lächelte uns zu und kam dann zu uns hinüber. "Guten Morgen Izu-chan. Kozume-san, schön dich zu sehen." Kenma deutete eine kleine Verbeugung an. "Miya-san." Er schaute besorgt zu mir herüber. "Hast du einigermaßen geschlafen?" Ich schüttelte den Kopf. Sofort musste ich wieder an die Albträume denken. Mein Körper schüttelte sich vor Horror. Kenma legte seine Hand auf meinen Rücken und fuhr mit seinem Finger meine Wirbelsäule hinunter. Wärme durchflutete meinen Körper und ich lächelte ihm dankbar zu. Hoffentlich endete dieser Horror bald. Die Tür des Restaurants wurde aufgestoßen und ein Rotschopf betrat den Laden. Ich erkannte meine beste Freundin sofort. "Rose." Ihr Kopf wirbelte herum und ein strahlendes Lächeln trat auf ihr Gesicht. "Izy!" Mit schnellen Schritten eilte sie durch den Raum, ehe sie den staunenden Osamu aus dem Weg schob und mich in ihre Arme schloss. Ich klammerte mich an sie. Ihre Anwesenheit hatte eine heilende Wirkung auf mich.
"Wer bist du denn?" Fragend hob Rose den Kopf und schaute in Osamus Richtung. Richtig, sie verstand ja kein Japanisch! Schnell räusperte ich mich. "Mein Cousin fragt, wer du bist." Der fragende Ausdruck in ihrem Gesicht verwandelte sich. Ich wusste, was jetzt kam. "Du bist also der Cousin meiner besten Freundin..." Nicht gerade unauffällig schaute sie an ihm hoch und runter. "Nicht schlecht!" Ich schloss die Augen. Wie peinlich! "Rose, hör auf damit." Sie lachte. "Sorry. Mein Name ist Rose White. Ich bin Izumis beste Freundin und ihre Seelenverwandte." Osamu schaute mich fragend an, doch Kenma kam mir zuvor und wiederholte, was Rose gerade gesagt hatte, nur auf Japanisch.
Staunend schaute ich ihn an. Ich wusste gar nicht, dass er so gut Englisch sprach. Zwei Sekunden später schoss mir die Röte ins Gesicht. O Gott, ich hatte oft in seiner Anwesenheit mit Rose über ihn geredet! Kenma übersetzte noch zwei drei Sätze, dann verschwand Osamu, um die Bestellungen der anderen Gäste aufzunehmen. Rose ließ sich gegenüber von uns fallen. Die peinliche erste Begegnung zwischen ihr und Kenma blieb erstmal aus. Sie lächelte ihm zwar zu und deutete an, dass sie sich später mit ihm unterhalten wollte, ehe sie mich streng ansah. "Was machst du hier und warum bist du nicht zu Hause? Es ist erst zehn Uhr morgens. Ich war bei dir, aber niemand hat aufgemacht und niemand ist ans Telefon gegangen." Shit, ich hatte ganz vergessen, ihr von dem Vorfall zu erzählen. Schnell holte ich es nach. Mit jedem Satz wurde ihr Gesicht dunkler. Sie war wütend. "Dieses Arschloch! Menschen wie er sollte im Gefängnis verrotten!" Ich griff nach ihrer Hand. "Sie werden bekommen, was sie verdienen."
Fragend schaute sie mich an. "Was habt ihr vor?" Kenma erhob das Wort. "In dieser Familie läuft einiges schief. Es wird höchste Zeit, dass sie ihre eigene Medizin zu spüren bekommen." Kenma schaute mich fragend an. Ich nickte. Rose konnte man vertrauen. Also erzählte er ihr unsere Vermutung bezüglich meiner Schwester. Mit jedem einzelnen Wort wurden ihre Augen größer. Ich hingegen sackte immer weiter in mich zusammen. Es tat weh. Sehr sogar. Es tat so schrecklich doll weh zu wissen, aus was für einer Familie ich stammte. Rose schlug mit der Faust auf den Tisch und einige Leute drehten sich zu uns um. Entschuldigend senkte sie den Kopf, dann richtete sie sich wieder an uns. "Wir müssen diese Schweine kriegen. Und ich weiß auch schon genau, wie... Aber dafür brauchen wir Hilfe." Ich dachte nach. Was hatte sie wohl im Kopf? Und wem konnten wir vertrauen? Es kamen nur einige wenige Personen in Frage... Und wo fanden wir diese Personen? Richtig. "Wer ist bereit für das Volleyballspiel?"
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~𝒟𝒶𝓇ℯ 𝓉ℴ 𝒟𝓇ℯ𝒶𝓂~ Kenma x OC
Fanfiction"𝐼'𝑚 𝑛𝑜𝑡 𝑔𝑜𝑜𝑑 𝑤𝑖𝑡ℎ 𝑝𝑒𝑜𝑝𝑙𝑒, 𝑎𝑛𝑑 𝐼 𝑑𝑜𝑛'𝑡 𝑤𝑎𝑛𝑡 𝑡𝑜 𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟𝑎𝑐𝑡 𝑤𝑖𝑡ℎ 𝑡ℎ𝑒𝑚. 𝐴𝑛𝑑 𝑦𝑒𝑡, 𝐼'𝑚 𝑣𝑒𝑟𝑦 𝑐𝑜𝑛𝑐𝑒𝑟𝑛𝑒𝑑 𝑎𝑏𝑜𝑢𝑡 𝑤ℎ𝑎𝑡 𝑜𝑡ℎ𝑒𝑟𝑠 𝑡ℎ𝑖𝑛𝑘 𝑎𝑏𝑜𝑢𝑡 𝑚𝑒." ~ Kozume Kenma Kenma x OC Fa...