Kenmas Atem kitzelte in meinem Nacken. Grummelnd drehte ich mich zu ihm. Ich wollte noch nicht aufstehen. Es war viel zu früh! Ich spürte, wie seine Hand einige lose Strähnen aus meinem Gesicht strichen. "Aufstehen Kätzchen. Es ist schon nach zehn Uhr." Enttäuscht wimmerte ich. Ich war noch nicht bereit, mich der Realität zu stellen. Widerwillig schlug ich die Augen auf. Kenma drückte mir einen federleichten Kuss auf meine Lippen. "Guten Morgen. Wie geht es dir?", begrüßt er mich. Ich streckte mich ausgiebig. Erinnerungsfetzen der letzten Nacht spielten sich vor meinem inneren Auge ab und ich errötete leicht. "Mir geht es gut. Und dir?", sprach ich leise. Seine Arme schlangen sich um meine Taille. "Mir könnte es nicht besser gehen, schließlich halte ich mein Kätzchen in meinen Armen", neckte er mich. Ich befreite mich aus seiner Umarmung und rappelte mich auf. Auf dem Weg zum Badezimmer griff ich nach meiner Kleidung. Ich spürte Kenmas Blicke auf meinem entblößten Körper und erneut schoss mir die Röte ins Gesicht. Als ich die Badezimmertür schloss konnte ich gerade noch sein raues Lachen hören.
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Einige Tage vergingen. Bis zum Frühlingstunier waren es nur noch wenige Monate. Ich hörte auf unsere Kapitänin und nahm wieder regelmäßig am Training teil. Insgeheim hatte ich diese Normalität vermisst. Am Ende des Trainings spielten wir gegeneinander, um die neuen Taktiken im Spiel auszutesten.
Zisch. Ich schlug den Ball direkt übers Netz. Maru-chan hatte keine Chance. Sie versuchte noch, ihn anzunehmen, scheiterte aber kläglich. "Super, weiter so Izumi!" Shiori-sans Stimme hallte durch die Halle. Kairi klatschte mich ab. Ich konzentrierte mich wieder auf den Ball. Watanabe Mai drehte auf der gegenüberliegenden Seite den Ball in ihrer Hand, dann warf sie ihn hoch und schlug ihn zu uns herüber. Takahashi-san nahm ihn an und spielte ihn wieder zu mir. Ein kleiner Seitenblick genügte um auszumachen, wo meine Gegenspieler standen. Ohne zu zögern passte ich den Ball zu Kairi, die ihn reinmachte. Ich jubelte laut. Hach, wie sehr ich Volleyball doch liebte. Unser Coach unterbrach das Spiel. "Ito-san, draußen wartet jemand auf dich." Verwirrt schaute ich sie an. "Hat die Person einen Namen genannt?", fragte ich. Coach nickte und antwortete: "Ja, sie hat sich mit dem Namen Imura Nanami vorgestellt." Kaum merklich zuckte ich zusammen. "Ich geh schon", murmelte ich und lief dann aus der Halle.
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Meine Mutter wartete unterm Kirschblütenbaum auf mich. Sie lächelte leicht, als sie mich sah. "Izumi." Ich konnte nur stumm winken. Was wollte sie hier? Wollten wir uns nicht über den Messenger verabreden? Sie schien meine Gedanken zu erraten. "Ich bin hier, weil ich mich verabschieden möchte. Ich werde für eine Weile nach Australien gehen, gemeinsam mit meinem Ehemann", erklärte sie mir, ehe sie weitersprach: "Ich wollte vorher noch einmal mit dir reden. Das letzte Treffen ist ja nicht so gut gelaufen. Ich wollte mich entschuldigen. Meine Worte haben dich sicherlich sehr verletzt. Das tut mir unendlich leid." Sie verbeugte sich vor mir. Als sie sich wieder erhob, hatte sie Tränen in den Augen. "Ich erfuhr gestern von Kyo's Tod. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was du in den letzten Monaten durchlebt haben musst. Versteh mich bitte nicht falsch, Izumi. Ich habe deinen Vater sehr geliebt, unsere Liebe war aber nicht stark genug. Ich verstehe, wenn du mich nicht in dein Leben integrieren möchstest. Für dich bin ich eine fremde Frau. Trotzdem bin ich froh, dass du auf mich zugekommen bist, Izumi. Sehr froh sogar. Dafür möchte ich mich bei dir bedanken", eröffnete sie mir.
Ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Stumm dachte ich über Kenmas Ratschlag nach, den er mir nach dem ersten Treffen gegeben hatte, dann holte ich tief Luft. "Ich werde Zeit brauchen, das alles zu verarbeiten. Ich bin noch nicht bereit dazu, dich in mein Leben aufzunehmen", gab ich zu. Die Worte waren hart, doch es war die Wahrheit. "Ich bin mir aber sicher, dass ich dich kennenlernen möchte. Ich bin mir sicher, dass ich mehr über dich und Papa erfahren möchte. Ich habe nicht vor, dich komplett aus meinem Leben auszuschließen, Papa hätte das nicht gewollt." Meine Mutter nickte verständnisvoll, auch wenn man in ihrem Ausdruck einen Hauch von Traurigkeit erkennen konnte. "Das weiß ich sehr zu schätzen, Izumi. Ich danke dir", sagte sie. Dann fragte sie mich, ob sie mich in den Arm nehmen dürfe. Ich ließ es zu. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ein Schwall von Erleichterung durchflutete meinen Körper. Kenma hatte Recht: Ich alleine konnte die Entscheidungen für mein Leben treffen. Ich alleine hatte in der Hand, wie meine Zukunft aussah, ich konnte mich jederzeit umentscheiden. Dieser Gedanke beruhigte mich.
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"Ich muss mich bei euch bedanken. Ihr habt mir wirklich sehr geholfen. Ihr wisst nicht, wie viel mir das bedeutet", sagte ich lächelnd. Wir saßen gemeinsam mit den Leuten der Karasuno, Kenmas Freunden und meinen Freunden in Osamu's Laden. Es war das erste Mal, dass wir seit dem Prozess wieder zusammenkamen. Da es draußen mittlerweile ziemlich kalt war, hatten wir es uns lieber hier gemütlich gemacht statt im Park. "Das war doch nur eine Kleinigkeit. Ich bewundere dich, Izumi. Du hast dich durchgekämpft wie eine Kriegerin", entgegnete Akaashi-san. Die Anderen stimmten ihm zu. Wir sprachen noch ein wenig über die Ereignisse der letzten Wochen, dann wechselten wir das Thema und sprachen über aktuelle Sachen. Kenma legte seinen Arm um mich. Ich strahlte ihn regelrecht an. Lev entging dies jedoch nicht. Er rief laut: "Warte warte warte. Izumi? Kenma?" Mit großen Kulleraugen schaute er uns an. Stimmt, da war ja was. Nicht alle wussten von unserer Beziehung. Meine Wangen verfärbten sich rosa.
Kenmas Freunde hatten, bis auf Kuroo-san natürlich, auch nur zufällig von unserer Beziehung erfahren. Kenma und ich hatten einen Abend zusammen bei ihnen Zuhause das Abendessen vorbereitet und wurden währenddessen aus Versehen beim Knutschen erwischt. Während ich mich hochrot hinter Kenma versteckt hatte, hatte er den Lachflash seines Lebens gehabt, da die Gesichter seiner Freunde, so meinte er es zumindestens, zum Schießen gewesen waren. Mir war es in diesem Moment einfach nur peinlich gewesen. Heute konnte ich auch drüber lachen.
Kenma verstärkte seine Umarmung. "Ist etwas, Lev-kun?", fragte er ihn unschuldig. Dieser schüttelte hektisch mit dem Kopf. Atsumu ließ sich währenddessen auf neben mir auf dem freien Platz fallen. Er grinste. "Wusstest du es noch nicht, Lev-kun? Kenma ist Izumis Freund, ya!" Da war sie wieder, die altbekannte Röte, die mir ins Gesicht schoss. "Tsumu!", zischte ich. Doch ich lächelte dabei. Hinata-san schaute mich mit großen Augen an. "Echt? Wie cool ist das denn?! Zwei meiner Freunde sind zusammen!", freute er sich. Kageyama-san verpasste ihm einen sanften Schlag in den Nacken. "Boke Hinata Boke. Du musst nicht wiederholen, was Miya-san schon gesagt hat!" Gelächter brach aus. Mir stiegen vor Lachen die Tränen in die Augen.
Abende wie diese bewiesen mir erneut, dass jedes Leben einen Sinn hatte. Nichts passiert ohne Grund. Schicksalsschläge gehören zum Leben dazu. Statt an diesen Schicksalsschlägen zu zerbrechen muss man wieder aufstehen. Man muss weitergehen, egal wie viele Steine im Weg liegen. Ich hätte nie gedacht, dass ich nach dem Tod meines Vater je wieder aufstehen könnte. Und nun war ich hier, umringt von Leuten, denen ich etwas bedeutete. Wäre mein Vater nicht gestorben hätte ich diese wunderbaren Leute nie kennengelernt. Alles was passierte war Schicksal. Und wenn ich ehrlich war, ich würde diesen Weg wieder wählen, so gemein es auch klingt. Stumm beobachtete ich Kenma, der sich angeregt mit Akaashi-san unterhielt.
Kozume Kenma... Was wäre ich nur ohne ihn... Ich danke dir vom ganzen Herzen. Danke, dass du mich über Wasser gehalten hast. Danke, dass du mich am Leben gehalten hast. Danke für all die schlaflosen Nächte, die du damit verbracht hast, mich zu trösten. Danke, dass du mich gelehrt hast zu träumen und meine Ziele zu verfolgen. Ich verspreche, dir für immer treu zu bleiben und für dich da zu sein, in guten sowie schlechten Zeiten. Ich liebe dich, Kozume Kenma. Bis ins Unendliche und wieder zurück...
[Ende]
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~𝒟𝒶𝓇ℯ 𝓉ℴ 𝒟𝓇ℯ𝒶𝓂~ Kenma x OC
Fanfiction"𝐼'𝑚 𝑛𝑜𝑡 𝑔𝑜𝑜𝑑 𝑤𝑖𝑡ℎ 𝑝𝑒𝑜𝑝𝑙𝑒, 𝑎𝑛𝑑 𝐼 𝑑𝑜𝑛'𝑡 𝑤𝑎𝑛𝑡 𝑡𝑜 𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟𝑎𝑐𝑡 𝑤𝑖𝑡ℎ 𝑡ℎ𝑒𝑚. 𝐴𝑛𝑑 𝑦𝑒𝑡, 𝐼'𝑚 𝑣𝑒𝑟𝑦 𝑐𝑜𝑛𝑐𝑒𝑟𝑛𝑒𝑑 𝑎𝑏𝑜𝑢𝑡 𝑤ℎ𝑎𝑡 𝑜𝑡ℎ𝑒𝑟𝑠 𝑡ℎ𝑖𝑛𝑘 𝑎𝑏𝑜𝑢𝑡 𝑚𝑒." ~ Kozume Kenma Kenma x OC Fa...