28. 𝔼𝕣𝕚𝕟𝕟𝕖𝕣𝕖 𝕕𝕚𝕔𝕙 𝕒𝕟 𝕘𝕖𝕤𝕥𝕖𝕣𝕟, 𝕥𝕣ä𝕦𝕞𝕖 𝕧𝕠𝕟 𝕞𝕠𝕣𝕘𝕖𝕟 𝕦𝕟𝕕 𝕝𝕖𝕓𝕖 𝕚𝕞 ℍ𝕖𝕦𝕥𝕖

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Neben dem Training verbrachte ich viel Zeit mit meinen Freunden. Ich hatte sie die letzten Tage ziemlich vernachlässigt. Jetzt, wo sich so vieles geklärt hatte, fühlte ich mich befreit und motiviert, etwas mit ihnen zu unternehmen. Wir gingen gemeinsam spazieren oder spielten zusammen Volleyball, wobei zweiteres häufig in einem verbissenen Kampf um den Sieg ausartete. Dennoch brachte es mich zum Lächeln. Dieses Gefühl hatte mir so gefehlt. Menschen, die sich wie ein Zuhause anfühlten. Das erste Mal seit Wochen konnte ich endlich wieder richtig atmen. Am letzten Tag des Trainingscamps gingen Kenma und ich alleine los. Ich wollte ihm den Tempel zeigen und dann anschließend zusammen mit ihm meinen Vater besuchen.

"Das habe ich vermisst." Neugierig schaute ich Kenma an. Er antwortete nicht direkt. "Dein Lächeln. Ich habe es die letzten Wochen so selten gesehen." Er lachte leise, als ich mein Gesicht zu einer Grimasse verzog. "Kenmaaaa." Ich versteckte mein Gesicht. Wie so häufig konnte er es nicht lassen, mich mit diesem tiefgehenden Blick anzuschauen. Ich fühlte mich sofort entblößt. "Lass das!" Er tat einen auf unschuldig. "Was denn?" Meine Wangen erröteten. "Starre mich nicht so an." Kenma grinste mich an. Ich sah, dass er nach meiner Hand greifen wollte, sich es aber noch einmal anders überlegte. Wir konnten und wollten keine weiteren Social-Media-Skandale riskieren.

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Am Tempel angekommen vollzogen wir die altbekannten Rituale, ehe wir uns etwas umschauten. Es gab einige Souvenirs, die man erwerben konnte, sowie einige schöne religiöse Staturen. Wir ließen den Anblick einige Minuten auf uns wirken, ehe wir weiterzogen. Auf dem Weg zum Friedhof pflückte ich erneut einige frische Blumen, die ich mich flinken Händen zu einen Strauß zusammenband. Kenma beobachtete mich währenddessen. "Magst du mir von deinem Vater erzählen? Ich würde gerne wissen, was für ein Mann er war." Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. "Du musst es nicht tun, wenn du dafür nicht bereit bist." Er warf mir dieses typische Kenma-Grinsen zu, welches ich insgeheim liebte, es aber nie zugeben würde. Wenn er es wüsste, würde er mich damit bis zu meinem Tod necken.

Nachdenklich sortierte ich die Blumen in meiner Hand. "Dad war die einzige Bezugsperson, die ich hatte." Ich rief in meinem Kopf die Erinnerung an unsere gemeinsamen Stunden hoch. Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen. "Er war etwas schusselig und ein sehr übler Koch, aber er war einer der liebevollste Personen, die ich je kennengelenrnt habe." Kenma und ich setzten unseren Weg zum Friedhof fort. Ich erzählte ihm von einigen Erlebnissen und Ausflügen, die ich mit meinem Vater unternommen hatte. Als wir durch das kleine Tor traten, war jegliche Anspannung, die ich zuvor unterdrückt hatte, abgefallen. Ich fühlte mich bereit, meinem Vater erneut gegenüberzutreten. War das vielleicht seine Absicht gewesen? Hatte Kenma mich vielleicht deshalb nach Dad gefragt?

Sorgfältig entsorgte ich die verwelkten Blumen und stellte die neuen hinein. "Hi Dad." Ich faltete die Hände und betete zu ihm, dann trat ich einen Schritt zur Seite. "Dad, das ist Kenma..." Kenma faltete ebenfalls die Hände und sprach leise ein Gebet, dann trat er wieder neben mich. Ich spürte erneut den Kloß in meiner Kehle. Zu wissen, dass die Asche meines Vaters nur wenige Meter vor mir im Boden versenkt war, fühlte sich nicht richtig an. "Alles gut?" Kenma berührte unscheinbar mit seiner Hand meinen Arm. Ich nickte. "Es ist nur komisch, dass er... nicht mehr hier ist." Er nickte verständnisvoll. "Mit der Zeit wird es erträglicher, versprochen." Es fühlte sich so unglaublich gut an, ihn neben mir stehen zu haben. "Danke, dass du heute mitgekommen bist." Er lächelte mir sanft zu.

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Am selben Abend war ich bei meiner Tante zum Essen eingeladen. Naja, das heißt, Kenma und ich waren eingeladen. Anscheinend hatte er bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich konnte es ihnen nicht übel nehmen, bei mir war es nicht viel anders gewesen, als ich Kenma zum ersten Malgetroffen hatte. Die Zwillinge kamen ebenfalls zum Abendessen. Atsumu zwinkerte mir zu, während Osamu bei der Zubereitung des Essens half. Ich bat ebenfalls meine Hilfe an, wurde aber mit Protest wieder aus der Küche geschoben. Letztendlich spielte ich mit Kenma, Atsumu und meinem Onkel ein paar Runden UNO im Wohnzimmer. Um 18:30 Uhr rief Osamu nach uns.

Meine Tante hatte ein leckeres Reisgericht namens Butadon* gekocht. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. "Lasst es euch schmecken. Es gibt noch mehr, haltet euren Appetit also nicht zurück." Für eine Weile herrschte angenehmes Schweigen. "Wir wollten noch etwas mit dir besprechen, Izumi-chan." Meine Tante legte ihre Stäbchen beiseite. Ich schaute auf. "Geht es um Papas Erbe?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein Liebes. Diesmal nicht." Sie schaute zu Osamu. Er nickte und übernahm. "Wir haben uns ein paar Gedanken um deine Lebenssituation gemacht." Oh nein. Was kam jetzt? "Ich möchte dir einen Vorschlag machen."

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Diesesmal gab es keine Pannen auf der Heimreise. Ich stieg sogar an der richtigen Station aus! Welch eine Freude. Viel weniger freute ich mich auf das, was mich zuhause erwartete. Bereits am Ende der Straße konnte ich den schwarzen SUV deutlich erkennen. Na super. Unmotiviert trottete ich die Straße hoch. Ich war wieder alleine. Im ersten Stock des Hauses öffnete sich ein Fenster. "Izy!" Mein Herz setzte kurz aus, dann riss ich die Augen auf. "OMG, ROSE!" Was machte sie hier? Wie war sie hergekommen? Ich verstand die Welt nicht mehr. Ohne weiter auf den SUV zu achten rannte ich zur Haustür und schloss sie auf. Mein Koffer gab einen unschönen Laut von sich, doch das war mir ziemlich egal. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und eilte die Treppe hoch. Rose fiel mir auf der letzten Stufe in die Arme. Ihre roten Locken kitzelten mir in der Nase. "IZY!" Sie quietschte aufgeregt.

"Was machst du hier?!" Ich lachte laut und drückte sie noch fester an mich. Sie grinste. "Überraschung! Meine Eltern und ich machen hier Urlaub. Hikaru hat mich ins Haus gelassen." Mein Herz raste vor Aufregung. Ich war so glücklich, sie zu sehen! "Ich habe dich so vermisst!" Langsam lösten wir uns voneinander. "Ich dich auch, Süße." Unser Blick fiel auf den verlassenen Koffer, der unten im Flur lag. Rose kicherte leicht. "Immer noch wie früher. Lässt alles stehen und liegen, wenn du mich siehst. Komm, lass uns den hoch holen, bevor du deswegen Stress kriegst. Und dann erzählst du mir alles. Und damit meine ich ALLES! Ich will jedes Detail hören."

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* Hier findet ihr ein tolles Rezept für das oben genannte Gericht. Die Website hat außerdem noch einige weitere tolle Rezepte aus Japan. Viel Spaß beim Stöbern :D

Link: https://1mal1japan.de/rezepte/butadon/#rezept 


~𝒟𝒶𝓇ℯ 𝓉ℴ 𝒟𝓇ℯ𝒶𝓂~ Kenma x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt