Kapitel 21: Abschied

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Meine Glieder fühlten sich schwer an, sie waren kalt, ich war kalt. Alles in mir drin war still, nur der Schmerz ließ mich wissen, dass ich lebte als ich Dereks Sarg sah. Zu wissen, sein Körper lag da drin, noch vor paar Wochen so lebendig wie noch nie. Sein Lachen, sein Mitgefühl und seine Liebe. Es war alles weg. Liebe.. er liebte mich und stattdessen vergnügte ich mich in Italien. Möglicherweise hätte meine Anwesenheit in England nichts an seinem Tod geändert, aber wieso fühlte es sich dann an als hätte ich meinen besten Freund im Stich gelassen. Damals, als ich in das tiefste Loch gefallen bin, da hatte er mich aufgebaut und ich konnte nicht mal in den letzten Stunden seines Lebens dabei sein...
"Sam." Elli drückte meinen Arm mit ihrer ebenfalls kalten Hand. Wir beide hatten einen wichtigen Menschen verloren.
Weshalb? Suizid, sagten die Beamten. Aber das glaubte ich nicht. Nichts davon. Derek war nicht die Person, die sich das Leben nahm, er war immer sicher und selbstbewusst. Was jedoch der Grund für seinen Tod war.. dafür hatte ich keine Erklärung. Erst seit heute Nacht bin ich wieder in Amerika. Jaydens Flieger ging zuerst nach England und innerhalb einiger Stunden waren wir wieder in Amerika. Nach England hatte ich ihn kaum zu Gesicht bekommen, ich wusste lediglich, dass er die Beerdigung Dereks in Detroit organisiert hat. Wieso tat er dies für eine Person mit der er nie klar kam?
Immernoch steif sitzend auf meinem Stuhl, starrte ich den Sarg aus edlem Holz an. Wir warteten auf die anderen Menschen die von Derek Abschied nehmen wollten.

Abschied...

Allein der Gedanke ihn nie wieder sehen zu können, floßen mir Tränen aus den Augen.
Ich blinzelte paar Mal und ließ meinen Blick über die in schwarz gekleidete Menge gleiten. Viele Gesichter der Anwesenden kannte ich nicht, aber einige unserer Freunden und Bekannten erkannte ich auf Anhieb. Sie sahen mir ebenfalls mitfühlend ins Gesicht wie ich Ihnen. Ganz hinten am Gehweg erkannte ich dann Jayden. Er lief langsam mit Aria, die wohl mit einem Taschentuch ihre Tränen abwischte, im Arm. Seine Geste zeigte, dass er sie zu beruhigen versuchte und sanft über ihren Arm streichelte.
Sie sahen wie ein Ehepaar aus, ein sich vertrautes Paar. Wieder ein Stich in meinem Herzen. Ihn wieder mit ihr zu sehen nach unserer gemeinsamen Zeit verletzte mich umso mehr. Wie konnte ich nur ansatzweise denken zu seinem Leben dazu zu gehören?

Nach der Beerdigung löste sich die Menge langsam auf aber ich saß immernoch da. Ich konnte nicht einfach so weg, ihn einfach hier zurücklassen. Nicht schon wieder.
"Komm, Jayden nimmt uns mit nach Hause." Ellie redete langsam aud letzter Kraft mit mir. In so einem schweren Moment, hatte sie nicht mal die Kraft auf Jayden wütend zu sein. Ich auch nicht.
"Ich komme später nach, Ellie. Brauche paar Minuten allein." Sie nickte nur verständnisvoll und ging.
Es schien so als wäre ich alleine geblieben, alleine. Mit schweren Beinen näherte ich meinen Körper an Dereks Grab. Auf dem Grabstein erkannte ich sein Gesicht, das mich stolz ansah.
"Derek, verzeih mir. Ich hätte da sein müssen für dich. Wir hatten so viel zu bereden und ich hatte dir so viel zu erzählen. Danke für alles was du für mich getan hast, du wirst immer eine wichtige Person in meinem Leben bleiben.. ich Hoffe dir geht es gut.. dort oben." Ich konnte nicht mehr weiter reden. Meine Stimme brach ab.
".. verzeih mir." Derek.
Ich sah lange auf das kahle Stein.

"Samantha, lass uns gehen." Sanfte Arme packen mich an den Schultern und führten mich weg von dem Friedhof.
Auch im Auto behielt mich Jayden im Auge, jedoch hatte ich auch jetzt keine Kraft mich zu wiedersetzen als wir eine fremde Straße entlang fuhren.
"Ich dachte du bräuchtest eine Auszeit." Sagte er nach einer Ewigkeit.
"Also habe ich ein Haus gemietet, damit du eine andere Umgebung hast für die nächste Zeit."
"Soll ich dort alleine wohnen?" Ich beobachtete die Sonne, die sich orange färbte. Sie ging unter.
"Ellison kommt morgen auch. Wenn du möchtest bleibe ich diese Nacht."
Ich weiß er meinte es nur gut, aber..
"Mit Aria?"
"Nein." Antwortete er stumpf. Das hieß er wollte nicht mehr darüber sprechen. Mir war es gleichgültig.

Je weiter wir uns aus der Stadt entfernten, desto mehr Luft bekam ich zu atmen. Er hatte recht, ich brauchte Abstand von meinem alten Leben.

Ein schönes Ferienhaus, mitten im Wald. Es war modern so wie Jayden es gerne hatte.
"Ich habe nichtmal Kleidung bei." Stellte ich für mich fest.
"Es ist für alles gesorgt."
Jayden schloss die Haustür auf ließ mich eintreten. Ein leichter Schub mit frischem Lavendel Duft kam mir entgegen. Es fühlte sich sehr angenehm an. Anders als ich es Jaydens Maßstaben gewohnt war, war dieses Haus sehr heimisch und gemütlich gehalten. Überall weiße Möbel im Vintage Design. Jayden stand in der Tür die vom Flur in eine Küche führte. Seine Haltung irretierte mich ein wenig. Er legte seinen Kopf in den Nacken und kniff die Augen fest zusammen.
"Hör zu, ich weiß wie schwer das alles ist aber dich trifft keine Schuld. Es wäre sowieso passiert, Samantha. Möge es sich hart anhören aber bitte mach dich nicht fertig deswegen."
Es hörte sich alles andere an als würde er von nichts wissen.
"Es war kein Selbstmord, stimmts?" Jayden wusste es und er würde mir nichts sagen, das war mir klar.
"Nein."
So leicht ging das?
"Frag nicht weiter nach. Ich möchte, dass du ihn im guten behälst. Alles andere geht dich nichts an." Er fing an die kalte Schulter zu zeigen, also beließ ich es fürs erste dabei. Im guten behalten.. was hatte Derek wohl getan?
"Ich gehe schlafen." Mit langsamen Schritten bewegte ich mich auf eins der Zimmer im zweiten Stockwerk. Hier könnte ich wohnen.

Dangerous Circle - So we meet againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt