Kapitel 28: Hab Geduld

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Ich erreichte noch rechtzeitig die Toilette, die zu meinem Glück nicht weit von meinem Büro lag, schloss hastig die Tür ab und übergab mich direkt über der Kloschüssel. Ein Hoch auf die Putzkraft die hier regelmäßig sauber macht, denn die Toilette war blitzeblank.
Ich musste so sehr würgen, dass ich das Gefühl hatte meine ganzen Innereien würde jeden Moment mit rauskommen. Es war ein schreckliches Gefühl. Sollte eine Schwangerschaft nicht eigentlich schön sein?
Nach einer ganzen Weile ließ die Übelkeit nach und ich beschloss aufzustehen. Mir war ein wenig schwindelig aber nachdem ich ein paar mal durchgeatmet habe, ging auch das Schwindelgefühl wieder vorbei. Und nun? Ich setzte mich auf die Toilette und starrte die Tür an. In der Hoffnung sie würde mir eine Antwort geben fragte ich "Wie soll ich das denn jetzt erklären?"
Mit pochendem Herzen vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Jayden wird jetzt eine Erklärung verlangen und ich bin mir nicht sicher ob ich sie ihm geben kann.
Ich kann ihm nicht sagen, dass ich schwanger bin, schließlich weiß ich selbst noch nicht ob ich das Kind behalten möchte oder nicht.
Warum treibe ich nicht einfach ab und erzähle ihm nichts davon?! Das wäre für alle das beste.
Was wird das Kind für ein Leben haben, wenn der Vater sich nicht darum kümmern wird? Ich möchte eine vollständige Familie haben, ich möchte, dass mein Kind zwei Elternteile hat und so wie es um mich und Jayden gerade steht werden keine meiner Wünsche wahr.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beschloss ich Jayden nichts zu erzählen. Ich würde sagen, ich hätte etwas falsches gegessen oder sowas in der Art, dann würde er mich schon in Ruhe lassen.
Ich reinigte mir die Hände und betrachtete mich noch mal gründlich im Spiegel. Sah ich irgendwie anders aus? Ich bildete mir ein einen kleinen Babybauch zu sehen aber so schnell wächst er doch nicht, oder?
Meine Gedanken wurden durch ein Klopfen unterbrochen.
"Sam? Bist du da drin?" Fragte eine raue starke Stimme. Ja.. sie war einzigartig. Diese Stimme würde ich zwischen hunderten weiteren sofort raushören. Es war Jayden.
Ein kurzes, leichtes Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit. Er machte sich Sorgen um mich...
Dann riss ich mich wieder zusammen und schloss die Tür auf doch als ich rausgehen wollte, wurde ich wieder rein geschoben.
Jayden schloss die Tür hinter sich ab und betrachtete mich eindringlich.
"Was ist?" Fragte ich so protzig wie möglich, obwohl mir gerade überhaupt nicht nach Streit oder irgendwelchen Diskussionen war.
"Was hast du hier so lange gemacht?" Kam als Gegenfrage.
"Was macht man denn normalerweise auf einer Toilette?" Warum beantworteten wir eigentlich all unsere Fragen mit Gegenfragen?
"Aber doch nicht so lange!"
"Ich hab Magenprobleme, hab was falsches gegessen." Gab ich zurück, obwohl ich ihm keine Erklärung schuldig war.
Er betrachtete mich noch einmal von Kopf bis Fuß.
"Hör zu..." begann er dann nach einer kurzen Pause "ich weiß, die Situation mit Aria ist nicht gerade schön für dich aber hab ein bisschen Geduld, es wird alles gut. Sie bleibt nicht mehr lange an meiner Seite. Ich habe das lange genug mit gemacht und bald, sehr bald kommt die Zeit da werde ich wieder glücklich sein."
"Und was bringt es mir wenn DU glücklich bist?" Fragte ich ihn. Ich weiß nicht wieso aber ich fühlte mich schwach und war nicht in der Lage irgendwelche Gefühle in meine Frage zu stecken. Ich sah ihm nicht einmal in die Augen.
"Weil ich nur mit dir wirklich glücklich bin." Antwortete er leise mit rauer Stimme.
Plötzlich überkam mich ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit. Ich konnte nichts anderes tun als mich in seine Arme fallen und mich von ihm halten zu lassen.
Er drückte mich fest an sich, strich mir sanft über meine Haare und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
Für einen kurzen Moment vergaß ich, dass ich bei der Arbeit war. Doch dann fiel es mir wieder ein.
Ich wandte mich von Jayden ab und ohne ihn noch mal anzusehen ging ich.

Den Rest des Tages verbrachte ich im Büro und ließ mir Jaydens Worte ständig durch den Kopf gehen.
Sollte ich auf ihn hören und wirklich einfach abwarten?
Das heißt, ich könnte das Kind behalten ohne mir Sorgen um die Zukunft zu machen.
Aber was ist wenn er es sich anders überlegt oder wenn er es überhaupt nicht ernst meinte?
Wie oft hat er mir etwas versprochen und es nicht gehalten.
Was wenn er und Aria einen bösartigen Plan schmieden und mich bloßstellen wollen?

"VERDAMMTE SCHEIßE!!" Kam es plötzlich aus meinem Mund. Hoffentlich hatte es niemand gehört.
Es war einfach alles zu viel für mich.
Zu viele Gedanken. Zu viele Gefühle. Zu viel Angst, Trauer, Unsicherheit.

Wie konnte mein Leben sich nur so drastisch verändern?!

Dangerous Circle - So we meet againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt