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Ich rutschte auf der Bank hin und her, gleich würde meine Mutter kommen und ich würde ihr alles erzählen.

Es war ein weiterer Tag vergangen und ich hatte auch heute in der Schule das seltsame Benehmen meiner Mitschülerinnen beobachten können. Es war nicht viel anders als gestern gewesen.

Die Bank, auf der ich saß, kam mir furchtbar ungemütlich vor.
War sie schon immer so hart gewesen?

Mein Kopf schnellte hoch, als ich die Schritte meiner Mutter hörte. Mit einem freudenstrahlenden Lächeln kam sie auf mich zu und umarmte mich. Ich ließ mich in ihre Arme sinken und sog ihren Duft ein. Die Meisten hätten dort nichts gerochen, doch für mich war das der vertraute Geruch nach Mutter, meinem Zuhause.

"Hallo Süße, ich habe dich wirklich sehr vermisst", sagte sie noch immer vergnügt. Ich versuchte es meinerseits mit einem Lächeln, was mir nicht so richtig gelingen wollte. Sofort verwandelte sich die fröhliche Miene meiner Mutter in eine ernste.
"Was ist los Schatz?", fragte sie besorgt.

Ich holte tief Luft bevor ich loslegte: "Also fangen wir mal da an, warum wir uns nicht sehen durften. Naja, meine Nachtlampe hat nicht richtig funktioniert und daher bin ich nachts aufgewacht. Ich habe mich dann umgesehen, um herauszufinden wieso Ich wach bin und die anderen nicht. Hat aber nichts gebracht, weshalb ich aufgestanden und ein bisschen rumgelaufen bin."

Meine Mutter sagte kein Wort, bis ich am Ende angekommen war. Sie hörte mir nur zu und machte ein sorgenvolles Gesicht. "Das ist nicht gut Kailey, aber ich kann deine Neugierde gut verstehen. Mir ging es einmal ganz ähnlich wie dir." Ich schaute sie überrascht an, doch ich konnte nicht weiter nachfragen, da mich die Sache mit Spencer immer noch belastete.

"Mutter", begann ich meinen Satz. "Da ist noch etwas, das ich dir erzählen muss."
Sie machte eine auffordernde Handbewegung und wir liefen ein Stück in den Wald hinein. Die Stille um uns herum wurde für mich unerträglich und es platzte einfach aus mir heraus: "Ich habe geträumt. Mehrmals und zwar von einem Jungen. Bevor ich mich rausgeschlichen habe. Er redet mit mir, über meinen Kopf. Über Telepathie könnte man sagen. Und ich habe seit dem ersten Traum Symbole an meinen Fingern. Allerdings hat er schon seit längerem nicht mehr mit mir geredet. Was meinst du bedeutet das? Bin ich verrückt?" Ich redete so hastig, dass ich mir sicher war die Hälfte ergab gar keinen Sinn.

Mutter war scheinbar sehr überrumpelt, wir waren stehen geblieben und sie starrte mich nur an. "Ich, ehm. Also Was?!", stotterte sie perplex.

Oh Gott was habe ich getan?

"Ich wusste schon immer, dass du anders bist als die anderen Mädchen, aber sowas habe ich nun wirklich nicht erwartet", sagte sie mehr zu sich selbst, als zu mir. Doch ihre Worte ließen mich stutzen. "Was meinst du mit, dass du schon immer wusstest, dass ich anders bin?"

Mit weit aufgerissenen Augen starrte meine Mutter mich an. Als ob sie gerade etwas gesagt hatte, was ich nicht hätte wissen dürfen. Langsam normalisierte sich ihr Gesichtsausdruck wieder und sie seufzte. "Also gut, früher oder später hätte ich es dir sowieso erzählen müssen. Nun ja du bist anders, weil du nicht künstlich bist. Also nicht künstlich entstanden."

Ich guckte sie verdutzt an. "Wie? Das verstehe ich nicht."
Mutter seufzte noch einmal bevor sie fortfuhr: "Du hast einen echten, biologischen Vater. Die anderen Mädchen nicht. Ich, ich bin nicht durch die Organisation schwanger geworden. Und dass es nicht auffiel haben wir nur deinem Vater zu verdanken. Er hat der Organisation angehört, bevor wir uns das erste Mal getroffen haben."

Sie lächelte, mit dem Blick in die Ferne gerichtet, bei dem Gedanken an meinen Vater. "Ich habe das Gleiche getan wie du. Ich bin nachts aufgewacht und war neugierig. Auf den Fluren der Organisation habe ich mich verlaufen und bin deinem Vater direkt in die Arme gelaufen. Erst wollte er mich melden, doch als ich in Tränen ausbrach, hat er mich sogar getröstet. Zu diesem Zeitpunkt war ich etwa fünf Level weiter als du. Und von da an haben wir uns oft heimlich gesehen. Nachdem ich schwanger geworden war sind wir aufgeflogen.
Ich weiß bis heute nicht wer, doch irgendjemand hatte uns wohl gesehen. Das letzte was dein Vater für mich getan hat, war die Schwangerschaften der anderen Frauen so zu manipulieren, dass sie an meine angepasst waren und die Kinder am gleichen Tag wie du zur Welt kamen. Und ich dich behalten durfte.
Deine Geburt war ziemlich hart für mich, nachdem du geboren warst, bin ich vor Erschöpfung in Ohnmacht gefallen. Seit diesem einen Tag habe ich nichts mehr von deinem Vater gehört. Die Organisation hat ihn verbannt und er lebt jetzt als Aussätziger.
Ich habe schon mehrmals versucht zu fliehen, aber ich hätte dich hier alleine bei diesen schrecklichen Menschen lassen müssen. Und das habe ich nicht übers Herz gebracht."

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt