14. Quinn

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Es schmeckte mir überhaupt nicht, dass wir Bailey mitnahmen. Doch Kailey wollte es unbedingt, also würde ich ihn ertragen.

Wir waren zurück in der Burg angekommen und ich hatte Kailey aufgetragen Florence um ein paar Dinge zu bitten, wie ein ordentliches Paar Schuhe oder einen Verband. Währenddessen war ich in mein Zimmer zurückgekehrt und hatte begonnen ein paar weitere Pfeile zu schnitzen, damit wir auch sicher genug davon hatten.

Immerhin musste ich nun nicht mehr nur Kailey und mich beschützen, sondern dazu auch noch Bailey. Und wenn ihm etwas wegen mir geschah, würde Kailey sauer auf mich sein. Das wollte ich nicht riskieren.

Es klopfte an der Tür. "Komm rein", rief ich, da ich vermutete, es würde Kailey sein.
Zu meinem Missfallen irrte ich mich.

Langsam trat Bailey aus den Schatten heraus und in mein Zimmer herein. "Was willst du?", fragte ich schroff, ohne ihn weiterhin anzusehen.
Nervös räusperte er sich.
Was sollte das?
Wieso tat er in letzter Zeit so, als hätte ich ihn immer tyrannisiert? Oder als würde ich ihm jede Sekunde meine Faust ins Gesicht donnern, wobei das gar nicht so unwahrscheinlich war.

"Ich habe eben mit Kailey gesprochen", begann er. Bei ihrem Namen aus seinem Mund hielt ich sofort mit meiner Arbeit inne und sah ihn an. Wenn er auch nur eine falsche Bewegung in ihrer Nähe machte, würde ich ihn umbringen.

"Sie hat mir gesagt, dass du bald los willst. Ich habe bereits alles gepackt und bin bereit."

In meinem Kopf versuchte ich seine Worte zusammenzubringen.
"Das hast du super gemacht Bailey! Möchtest du einen Keks dafür haben? Mami hat bestimmt noch einen, warte ich gehe sie fragen", antwortete ich ironisch, ich verstand nicht weshalb er mir das erzählte.

"Ha-ha, sehr lustig Quinn", erwiderte Bailey mit einem Augenrollen. Ich zuckte bloß mit den Achseln und begann weiter zu schnitzen. "Sonst noch was?", fragte ich, seine Anwesenheit war mir unangenehm.

"Tatsächlich schon", sagte Bailey, mit seiner alten, richtigen Stimme. Plötzlich stand er direkt vor mir und hockte sich hin, sein warmer Atem schlug mir entgegen. Ich musste mich fast übergeben.

"Du kannst jetzt aufhören mich so zu behandeln, wie du es die ganze Zeit tust. Vor allem in Kaileys Nähe. Sie mag mich, daran kannst du nichts ändern und sie wird mich auch lieben. Du wirst schon sehen, sehr bald wird sie dich vergessen."

Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Da war er. Der alte Bailey, der richtige Bailey. "Okay", sagte ich. "Dann hör auf dich wie eine Pussy zu benehmen und Kailey in den Arsch zu kriechen."

"Ich habe euch letztens Streiten hören, es ging um mich nicht wahr? Und dann ist sie ganz aufgelöst in den Wald gelaufen und wäre fast in ein Unwetter geraten, was ein Glück bin ich dagewesen."

Ich biss fest die Zähne zusammen. Wenn ich jetzt ausholte, hätte er genau das, was er wollte.

"Wenn ihr streitet, geht es immer um mich, stimmts? Glaubst du nicht, dass dir hier das Gleiche passieren könnte wie mit deiner Mami?"

Ich hatte nicht einmal geblinzelt, da war meine Faust schon in Baileys Gesicht gewesen. Ein Schlag, ein Knirschen und Baileys Kopf schoss nach hinten. Ich hatte kaum realisiert, was ich da gerade getan hatte, da hatte ich noch einmal ausgeholt und ihm einen Kinnharken verpasst.

Baileys Kopf flog nach hinten und Blut spritzte. Ich hielt inne und starrte ihn entgeistert an, das Blut floss ihm in einem dünnen Rinnsal die Nase hinunter. Mir wurde schlecht. Lachend kam er wieder auf die Füße und stand auf. "Was ist denn los Quinn? Bist du ein bisschen empfindlich, was deine ach so geliebte Mutter angeht? Woran könnte das bloß liegen?"

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt