Epilog

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"Was soll das heißen, du weißt nicht wo er ist?", fragte das Mädchen den ängstlichen Mann noch einmal.

"I-ich weiß es wirklich nicht. Er ist vor ein paar Tagen verschwunden und hat niemandem gesagt wohin er geht!", versuchte dieser sich zu verteidigen.

Zorn spiegelte sich in den silbernen Augen des Mädchens wieder. "Wenn du uns nicht weiterhilfst, bist du für uns von keinem Nutzen", fuhr sie ihn an. Eine Sekunde später war ein Blitz vom Himmel geschossen und hatte den armen Mann in ein Häufchen Asche verwandelt.

Wütend wirbelte das Mädchen herum und funkelte den Jungen hinter ihr an. Er lehnte lässig gegen einen Baum und hatte die Arme verschränkt. "Er ist wie vom Erdboden verschluckt!", rief sie verzweifelt aus. Der Junge beobachtete sie bloß mit einem amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht.

"Was ist?", keifte sie, da sie ihre Emotionen nicht unter Kontrolle hatte, auch wenn sie nicht wusste weshalb sie so furchtbar wütend war. "Beruhige dich, wir werden ihn noch finden. Und dann kannst du all deine Wut an ihm auslassen, versprochen", erwiderte er mit extrem ruhiger Stimme, obwohl auch seine Augen wild funkelten.
Wenn auch in einem strahlenden Blau.

"Es ist noch jemand im Dorf", stellte das Mädchen plötzlich verwundert fest. Sie konnte Schritte hinter sich hören und sah wie sich der Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen von amüsiert zu angespannt veränderte.

Sie zog die Augenbrauen zusammen und drehte sich langsam um. Vor ihr stand ein weiterer Junge. Er starrte sie an, als hätte er soeben nicht das gefährlichste Geschwisterpaar der Außenwelt entdeckt, sondern etwas ganz außergewöhnlich Liebenswertes.

"Weißt du wo sich William aufhält?", fragte das Mädchen mit gebieterischer Stimme und erhobenem Kinn. Der Junge starrte sie nur an. "Bist du taub?", fragte das Mädchen nun. Sie drehte sich zu ihrem Bruder um, um ihm einen verwirrten Blick zuzuwerfen, doch dessen Augen waren auf den Fremden gerichtet.

"Was willst du hier?", fragte er den anderen.
"Die gleiche Frage könnte ich euch fragen", erwiderte der Junge mit dem gleichen seltsamen Akzent wie alle Außenseiter.

"Verschwinde, bevor du es nicht mehr kannst", drohte ihr Bruder dem fremden Jungen. Irgendetwas an der Art und Weise wie er sie ansah, verunsicherte sie.

"Kailey, bitte hör mir zu. Das bist nicht du. Ich kenne dich", seine Stimme klang tief und irgendwie vertraut. Es wunderte sie nicht, dass er ihren Namen kannte, jeder kannte sie und ihren Bruder.

Doch wie er ihren Namen sagte, fühlte sich besonders an, als wäre er ein Fremdwort das er erst verstehen und erlernen musste.

Wieso habe ich das Gefühl ihn zu kennen?

Tust du nicht.

Das Mädchen wirbelte zu ihrem Bruder herum und warf ihm einen verwirrten Blick zu, doch dieser starrte noch immer bloß den Außenseiter an.

Bring ihn zum Gehen oder ich sorge dafür, dass er es nicht mehr kann.

Ein Schatten legte sich auf das Gesicht des Mädchens. Der Außenseiter bemerkte diese winzige Veränderung in ihren Augen, die nicht mehr grau sondern nun silbern leuchteten. "Du musst jetzt gehen", sagte sie monoton.

"Aber Kailey-", versuchte er zu wiedersprechen. Sie schnippte mit den Fingern und warf einen kleinen Feuerball in seine Richtung. Nicht so präzise, dass er ihn tatsächlich hätte verletzen können aber als Warnung.
"Geh."

Der Außenseiter nickte kurz, doch bevor er den Zwillingen den Rücken zudrehte, entdeckte er die Verwirrung in den Augen des Mädchens.
Er verunsicherte sie.

Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch sah das Mädchen dem Außenseiter nach.
Wieso hatte sie ein Gefühl von Vertrautheit von ihm empfangen und wieso hatte er sie so angesehen?

"Komm, wir müssen weiter wenn wir nicht wollen, dass Williams Vorsprung noch größer wird", stellte ihr Bruder fest.

Zögernd löste das Mädchen den Blick von der Stelle, wo der andere Junge verschwunden war und wandte sich wieder ihrem Bruder zu. Schweigend folgte sie ihm.









ENDE

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt