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Ich hatte das Gespräch mit Bailey beendet und beschlossen nach Quinn zu suchen, jedoch wollte ich nicht weit laufen, weshalb ich mich einfach selbst in sein Zimmer hereinließ und auf dem Bett wartete.

Ich saß gegen das Kopfteil gelehnt und hatte den Kopf zurückgelegt, meine Gedanken machten sich selbstständig.

Werde ich jemals meinen Vater finden?
Ist das überhaupt eine gute Idee?
Wer bin ich überhaupt?

Nicht zum ersten Mal, seit ich in der Außenwelt war, wickelte ich die Wunde an meinem Finger frei und betrachtete das getrocknete Blut. Es hatte sich eine silberne Kruste über dem Schnitt gebildet, er begann zu heilen. Wird ja auch langsam mal Zeit.

Ich wusste nicht, wie lange ich mit angewinkelten Beinen in Quinns Bett saß, ich hatte nicht mitgezählt. Irgendwann öffnete sich endlich die Tür und Quinn kam herein. Er blieb bei meinem Anblick erstaunt im Türrahmen stehen, schloss dann jedoch die Tür und kam auf mich zu.

Meine Augen weiteten sich, als ich das Blut auf seiner Brust sah. Ich sprang auf und hob sofort den unteren Saum seines Oberteiles an, doch Quinn packte mein Handgelenk, sah mich verspielt an und meinte: "Woah, ich bin gerade seit ein paar Augenblicken im gleichen Raum wie du und schon willst du mir die Klamotten vom Leib reißen?" Ich verdrehte meine Augen, ließ mich aber nicht von seinem kecken Kommentar abhalten. Ich hob den Stoff an und starrte auf seine Brust.

Nichts zu sehen, außer Muskeln. Verwirrt ließ ich das Textil wieder fallen und schaute zu Quinn hoch. "Wo ist deine Wunde?" Quinn grinste mich an, ging an mir vorbei und ließ sich auf sein Bett fallen. "Das ist nicht mein Blut. Ich war mit Chester jagen." Ich nickte beruhigt und hoffte insgeheim meine Erleichterung war nicht ganz so offensichtlich.

"Willst du mal was sehen?", fragte Quinn ganz plötzlich. Ich sah ihn an und legte den Kopf schief. "Kommt drauf an was es ist." Quinn grinste mich an, es war so ein schönes Lächeln nach Baileys Kaltem. Es ließ Quinns Augen funkeln und gab eine kleine Narbe links oberhalb seines Kinnes preis. "Ist eine Überraschung."

Ich stöhnte auf: "Oh wie ich Überraschungen liebe..." Quinns Grinsen wurde bloß noch größer bei meinen Protesten. Er sprang auf und nahm meine Hand, eilig zog er mich hinter sich aus seinem Zimmer. Bevor wir hinaus stürmten schnappte er sich noch seinen Bogen und den Behälter, in dem die Pfeile waren, und schnallte sich beides auf den Rücken.

Mein Herz begann ein klein wenig schneller zu schlagen, als ich Quinn folgte, ohne zu wissen wohin. Er rannte förmlich den Flur hinunter und riss mich so mit ihm, ich hatte keine andere Wahl, als zu versuchen, mit ihm Schritt zu halten und ihm hinterher zu stolpern. Quinn stieß eine Tür nach der anderen auf, bis wir ins Freie auf den Platz vor der Burg stürmten.

Die Menschen stießen erschrocken auseinander als wir sie beinahe über den Haufen rannten. Aus Versehen stieß ich gegen eine Frau, die Äpfel im Arm hatte, die dann auf den Boden fielen. Verärgert drehte sie sich herum, doch mir blieb bloß Zeit, "Entschuldigung", zu rufen, denn Quinn zog mich schon weiter.

"Ich bin voll gegen diese arme Frau gestoßen wegen dir!", rief ich Quinn zu. Eigentlich hatte ich böse klingen wollen, doch ich musste lachen. Quinn sah kurz zu mir nach hinten und grinste mich an, er zuckte mit den Schultern und wandte den Blick dann wieder nach vorne.

Plötzlich strömte unendliches Adrenalin durch meine Adern, aber anderes als das, als die Wölfe hinter uns her waren.
Dieses hier fühlte sich gut an.

Der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht, während Quinn mich durch die Menschenmenge hindurch manövrierte. Wir erreichten das Tor, es stand offen, somit rannten wir hindurch. "Wo willst du denn hin?" Ich konnte von der Seite das kleine Lächeln sehen, das sich auf Quinns Lippen stahl.

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt