24.

2 3 0
                                    

Es waren zwei weitere Tage des Schweigens und Wanderns vergangen. Austin hatte mich weiterhin Richtung Süden geführt, allerdings war ich ihm nicht so blind gefolgt wie Quinn damals. Zwar sprach ich ihn nicht an, doch ich achtete stets auf die Sonne und versuchte nachzuvollziehen wo wir hingingen.

Der dreckig blonde junge Mann schien eine regelrechte Frohnatur zu sein. Er war immerzu am Pfeifen oder hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen. Bloß wenn er mich musterte, hatte er einen Ausdruck in den Augen, den ich nicht recht einordnen konnte.

Ich sprach noch immer so wenig wie möglich mit ihm. Aus irgendeinem Grund erschien es mir wichtig, ihm so wenig wie möglich über mich selbst zu verraten.

Die Sonne strahlte hell vom Himmel herab und blendete mich, schützend schirmte ich meine Augen mit einer Hand ab. Es war ungefähr Mittag und wir waren schon den ganzen Tag lang unterwegs. Inzwischen hatten wir den Wald erreicht und liefen im Schutz der Bäume.

Wir waren schon an einem Dorf vorbeigekommen, allerdings hatte Austin mir erklärt, dass sein Ziel noch weiter im Süden lag. Langsam wurden meine Beine schwer und meine Füße begannen wehzutun. Ich wurde immer langsamer und blieb schließlich stehen.

Die letzten Tage waren furchtbar anstrengend gewesen und meine Schulter verheilte nur schleppend. "Hey! Kommst du?", rief Austin mir zu. Er hatte sich umgedreht und gemerkt, dass ich stehen geblieben war, doch ich hatte keine Energie ihm zu antworten. "Kailey!" Sofort schnellte mein Kopf nach oben und meine Alarmglocken schrillten.

Woher kennt er meinen Namen? Ich habe kaum etwas zu ihm gesprochen und in den paar Sätzen, die ich sprach, nannte ich sicherlich nicht meinen Namen.

Meine Gedanken rasten, während ich überlegte was ich als nächstes tun sollte. Ich wollte ihm keinen Grund geben misstrauisch zu werden, allerdings begann ich nun panisch zu werden.

Wer ist er?
Wer hat ihn geschickt?
Und was will er von mir?

"Danke, aber ich muss nun eine andere Richtung einschlagen", antwortete ich ihm, bevor ich auf ihn zulief. Austin legte den Kopf schräg und musterte mich von oben bis unten, was mir ein unbehagliches Gefühl bereitete. Jedoch versuchte ich mein Lächeln aufrecht zu erhalten.

"Ach Quatsch. Wir können doch noch zusammen nach einem Lager suchen und morgen früh trennen unsere Wege sich dann. Was denkst du?"

Was ich denke? Ich denke du willst deine letzte Chance nutzen mich in Ruhe umzubringen!

"Ich denke das ist eine gute Idee", lächelte ich. Zufrieden nickte Austin und machte sich wieder auf den Weg. Ich fluchte lautlos, ehe ich ihm folgte und überlegte wann ich abhauen sollte.



Eintausendzweihundertsiebenundzwanzig.

Endlich waren Austins Atemzüge ruhiger und regelmäßiger geworden. Vorsichtig stand ich auf und schaute mich um. Ich vergewisserte mich, dass Austin auch wirklich nicht aufwachen würde, bevor ich meine Tasche an mich nahm und leise davonschlich.

Nachdem ich außer Hörweite war, begann ich zu rennen. Ich war mir zwar nicht komplett sicher, ob dies auch die richtige Richtung war, aber es war mir egal. Hauptsache ich kam so schnell wie möglich von diesem Fremden weg.

Am nächsten Tag konnte ich meine Route immer noch korrigieren. Ich erlaubte es mir nicht stehen zu bleiben, bis die Sonne langsam begann den Himmel hinaufzuklettern. Die Nacht war furchtbar kalt gewesen, doch durch meinen anstrengenden Lauf hatte ich kaum etwas von der Kälte mitbekommen.

Nun tropfte der Tau von den Blättern und die Sonnenstrahlen glitzerten in den herunterfallenden Wassertröpfchen. Meine Atmung ging schnell und unregelmäßig, während ich noch immer versuchte mich so weit wie möglich von Austin zu entfernen.

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt