9. Kailey

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Langsam erwachte ich aus einem tiefen und ruhigen Schlaf. Ich lag in dem Zimmer, das ich von Florence zugeteilt bekommen hatte. Es war beinahe ganz dunkel, bloß ein dünner Lichtstrahl verlief unterhalb der Tür in das Zimmer hinein. Ich wollte gerade aufstehen, als ich bemerkte, dass sich ein Arm fest um mich geschlossen hatte und mich so an die Brust eines fremden Körpers presste.

Sofort entspannte ich mich. Mit seinen leisen Atemzügen hob und senkte sich Quinns Brustkorb sanft. Mein Ohr lag an seiner Brust, so lauschte ich dem beständigen Takt seines Herzschlages. Bei dem Gedanken an gestern Abend musste ich unwillkürlich anfangen zu lächeln.

Vielleicht war ich nicht ganz sicher gewesen, was ich da tat. Und vielleicht war ich auch noch nicht dazu bereit gewesen und vielleicht hatte Quinn all das gewusst und das war der Grund, weshalb er irgendwann unsere heißen Küsse plötzlich abgebrochen hatte und mich einfach nur fest umschlungen hatte.

Er hatte die Arme um mich gelegt und mir einen Kuss auf den Scheitel gedrückt, bevor er gesagt hatte, es wäre noch zu früh für ihn. Aber jetzt mit einem klaren Kopf glaubte ich das nicht mehr, jetzt glaubte ich, dass es für mich noch zu früh gewesen wäre. Ich war mir sicher, dass das nicht das erste Mal für Quinn gewesen wäre.

Auf einmal wurde mir schrecklich heiß, ich begann die Decke von meinen Beinen zu strampeln, hatte dann jedoch meine bequeme Position verloren, weshalb ich wieder nach ihr suchen musste. "Zapple doch nicht so", knurrte Quinn mit einer vom Schlaf noch tieferen Stimme als sonst. Ich rutschte herum, sodass ich ihn nun betrachten konnte.

Er hatte die Augen geschlossen, seine hellen Wimpern lagen auf der gebräunten Haut. Die Haare standen ihm vom Kopf ab. Vorsichtig zupfte ich an einer Strähne in seinen dunkelblonden Haaren, die von der Sonne aufgehellt war. Seine Lippen lagen in einer schmalen Linie aufeinander, während seine Nase ein bisschen krumm war. Ich war kein Arzt, aber dass sie schon mindestens einmal gebrochen gewesen war, erkannte sogar ich.

Sanft fuhr ich Quinn mit dem Finger über seinen Nasenrücken, über die Lippen bis hin zu seinem Kinn, das ebenfalls leicht schief war. "Wer war das?", fragte ich im Flüsterton, als ich die Konturen seines Kiefers nachfuhr. Müde schlug Quinn die Augen auf und sah direkt in meine. Zum ersten Mal fiel mir ein blauer Fleck inmitten der grünen Iris seines linken Auges auf.

"Unter anderem Bailey", hauchte Quinn. Ungläubig sah ich ihn an, das konnte ich nicht glauben. "Bailey? Der kann dir doch keinen Kiefer brechen. Eher umgekehrt", sagte ich überrascht über seine Aussage, doch Quinn sah nicht aus, als hätte er einen Scherz gemacht. "Ist das dein Ernst? Den hättest du doch locker fertig machen können", meinte ich verwundert.

Quinn zuckte leicht mit den Schultern: "Ich war noch jung und unerfahren. Außerdem hatte er eine Metallstange und ich nicht." So wie Quinn das erzählte, musste ich mir ein Grinsen verkneifen. "Hey! Lachst du mich etwa aus?", fragte Quinn gespielt beleidigt, ein kleines Lächeln formte sich auf seinen Lippen.

"Vielleicht." Auf einmal piekte mich etwas in die Rippen und ein Gefühl, das ich noch nie vorher gespürt hatte, breitete sich in meiner Seite aus. Es fühlte sich wie Schmerz an, aber weniger schmerzhaft und ich musste lachen. "Hey, was machst du denn da?", fragte ich lachend und versuchte Quinns Attacken abzuwehren, doch mit der einen Hand hielt er meine Handgelenke fest und mit der anderen piekte er immer wieder in meine Rippen. "Hör auf damit! Was machst du da?", quiekte ich nochmals.

Es half alles nichts. Quinn ließ erst von mir ab, als ich kaum noch Luft bekam. "Na, wurdest du etwa noch nie gekitzelt?", fragte Quinn schmunzelnd. "Gekitzelt? Nein tatsächlich noch nie", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß.
"Dann wurde das ja mal Zeit!" Wieder stürzte er sich auf mich. Lachend versuchte ich mich unter ihm weg zu ducken, doch er war zu schnell für mich.
Da halfen kein Flehen, kein Betteln und kein Winden.

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt