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"Mein Name ist Kailey", sagte ich mit einem schüchternen Lächeln. Doch es schien ihn nicht wirklich zu interessieren, denn er hatte sich wieder dem Verband zugewandt.

Beleidigt entriss ich ihm meine Hand, als er sagte: "So, fertig."
Ich schaute mir genauer an, was er da fabriziert hatte, aber es sah eigentlich ganz gut aus. "Guck nicht so. Ich mach sowas schon seit ich ein Kind bin", sagte Quinn, ohne in meine Richtung zu schauen.

Ich fragte mich wie er wohl hatte sehen wollen, wie ich seine Arbeit beäugte. Aber Quinn war schon dabei den großen Schrank vorsichtig hin und her zu rütteln. Ich zog eine Augenbraue hoch und beobachtete ihn verwundert. Das Ganze sah schon ziemlich albern aus, wie er da an dem großen Schrank rüttelte, der sich kein Stück bewegte.

Mit einem vorwurfsvollen -Du könntest mir ruhig auch mal helfen- Blick, sah Quinn mich an, doch ich dachte nicht im Traum daran, von dieser Pritsche zu steigen, um den Schrank zu verschieben. Das konnte er gefälligst selbst erledigen.

Scheinbar hatte der Spind ein wenig nachgegeben, denn er rutschte ein bisschen von der Wand weg. Quinn steckte seine Finger zwischen die Lücke und zog an der Rückwand des Schranks. Mit einem quietschenden Geräusch bewegte er sich gut zwei Schritte von der Wand weg. Ich konnte den Triumph in Quinns Gesicht sehen, als er mich anguckte, obwohl er versuchte es zu überspielen.

Er winkte mir zu und war auf einmal verschwunden. Ich sprang nun doch von der Pritsche hinunter und ging zu der Stelle, an der Quinn kurz vorher noch gestanden hatte. Mit einem Blick hinter den Schrank, konnte ich das kleine Loch in der Wand ausmachen.

Plötzlich erschien Quinns Gesicht darin und er sagte: "Kommst du jetzt oder willst du da Wurzeln schlagen?"
Ich bückte mich und zwängte mich durch das Loch, während ich erwiderte: "Ich komme ja schon."

Auf der anderen Seite der Wand war es ebenfalls dunkel, doch ich konnte genau die typischen Gänge der Organisation erkennen. So karg und steril konnte es einfach nichts anderes als ein Gebäude der Organisation sein.

Ich machte große Augen und schaute mich um. Es sah fast genauso aus wie in dem Gang hinter dem Mädchenschlaftrakt. Quinn berührte mich an der Schulter und drängte zum Weitergehen. Wir schlichen den leeren Korridor entlang, ich hoffte Quinn wusste, trotz der Ähnlichkeit jedes Ganges, wo wir lang mussten.
Denn ich tat es ganz sicher nicht.

Auf einmal blieb er stehen und drückte mich an die Wand. "Was ist denn jetzt los?", wollte ich fragen, aber so weit kam ich nicht, weil Quinn mir die Hand vor den Mund hielt. Seine Finger pressten sich auf meine Lippen als er flüsterte: "Schhht, leise."

Langsam nickte ich und er ließ seine Hand sinken. Auf einmal konnte ich es auch hören.
Schritte.
Ich hielt unbewusst den Atem an, was mir erst auffiel, als mir schwindelig wurde. Ich musste nach Quinns Arm greifen, um nicht umzufallen.

Er blickte mich nur kurz an, als würde er sich vergewissern, dass ich nicht abkratzte. Dann schaute er wieder in die Richtung, aus der die Schritte gekommen waren. Inzwischen waren sie verklungen, doch mein Herz klopfte mir noch immer bis zum Hals.

"Warte hier. Ich sehe nach ob die Luft rein ist."

Ob die Luft rein ist. So ein dummes Sprichwort, schließlich ist unsere Luft doch immer rein.

Quinn ließ mich zurück und verschwand hinter einer Ecke. Dreiunddreißig Schritte, dann war er nicht mehr zu sehen. Nachdem ich fünfzehnmal bis einhundert gezählt hatte, tauchte Quinn wieder auf und winkte mich zu ihm rüber. Ich kam wieder auf die Füße und huschte zu ihm hinüber.

"Also, wir müssen noch gut drei Gänge entlang, dann kommen wir an einer Sicherheitstür vorbei. Die erste Tür interessiert uns nicht, aber die zweite Tür schon. Denn dort hängt ein alter Stromkasten. Niemand hält ihn mehr für wichtig, da sie jetzt alles mit viel modernerer Technik kontrollieren, aber man kann damit noch immer den gesamten Strom ein- und ausschalten. Demnach zufolge auch den Alarm für das Ausgangstor. Ein fantastischer Plan, den ich mir da ausgedacht habe."

Oasis- Kein EntkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt