Ich spürte wie Kailey den Kopf hob, den sie zuvor in meinen Haaren vergraben hatte, als jemand ihr leicht auf die Schulter tippte.
"Ist alles okay mit ihm?", fragte Lavys leise Stimme, offensichtlich traute sie sich nicht lauter zu sprechen. Ein kleines trauriges Lächeln stahl sich mir auf das Gesicht, bei der Sorge in der Stimme des kleinen Mädchens.
Es war seltsam. Ich kannte sie erst seit wenigen Tagen und trotzdem hatte ich sie schon mehr in mein Herz geschlossen, als so manch anderen.
"Er hat mir bloß von einer schmerzhaften Erfahrung erzählt, aber es geht ihm gut", antwortete Kailey ihr mit ruhiger Stimme. Sie hielt mich noch immer fest und machte auch keine Anstalten das zu ändern. Ich war dankbar für ihre Umarmung, eine Wärme die ich in diesem Moment mehr brauchte als alles andere.
Ihr eigener Geruch, der den muffigen Gestank der Oasis schon lange überdeckt hatte, stieg mir in die Nase und beruhigte meine Nerven beinahe sofort.
"Bist du müde?", fragte Kailey und fing an mir abwesend mit der Hand über den Kopf zu streichen, eine Berührung die ebenfalls zu meiner Beruhigung diente.
"Ja schon", hörte ich Lavys Stimme worin ich nun die Müdigkeit ausmachen konnte, die das arme Kind aufgrund des ereignisreichen Tages quälen musste.Ich spürte, wie Kailey nickte. "Ich auch. Vielleicht sollten wir alle mal ins Bett gehen." Sie löste sich ein Stück von mir und nahm dann mein Gesicht in beide Hände, um mich besser betrachten zu können. "Kommst du klar?", flüsterte sie mir zu, nachdem ich meine Augen geöffnet hatte.
Ihre grauen Augen sahen mich besorgt an, doch ich nickte.
Selbstverständlich kam ich klar. Sie sollte diejenige sein, die hier gerade zusammenbrach, nicht ich. Immerhin hatte ich ihr soeben erzählt, dass ihr Bruder ein Mörder und Psychopath war und dass sie magische Kräfte besaß.Mit einem letzten prüfenden Blick stand Kailey auf und hielt mir die Hand hin, sodass ich ebenfalls aufstehen konnte.
"Ich gehe mal ins Bad", verkündete sie kurz darauf und verschwand in dem anderen Zimmer, nachdem sie mir noch einen zarten Kuss auf die Wange gegeben hatte.Unschlüssig, was ich als nächstes tun sollte, stand ich bloß im Raum herum. Eine seltsame Stille legte sich zwischen Lavynia und mich, welche mir überhaupt nicht gefiel.
"Sag mal kann's sein, dass du ein emotionsloser Mensch bist?" Lavy hatte mich mit ihrer Frage aus meinen Gedanken gerissen. Sie stand nicht mehr an der Stelle, an der ich sie zuletzt gesehen hatte, sondern saß nun auf dem Sofa, von dem sie die letzten Scherben heruntergekehrt hatte.
Sie hatte ihre Arme verschränkt und sah mich mit hochgehobenen Augenbrauen an. Es war keine wirklich bösgemeinte Frage, sie war mehr neugierig.
Ich legte den Kopf schief und musterte das kleine Mädchen vor mir. "Kann's sein, dass du eine ganz schön große Klappe hast?", fragte ich im Gegenzug und setzte mich neben sie. Lavy rutschte ein winziges Stück von mir weg, doch ich bemerkte es. "Kann sein", antwortete sie.
Ihre Augen mieden den Blickkontakt, weshalb sie auf ihre Hände starrte. "Wieso hast du Angst vor mir?", fragte ich auf einmal. Sofort schnellte ihr Kopf nach oben und sie sah mich direkt an. "Angst? Ich habe doch keine Angst vor dir."
Sie hatte den Unterkiefer trotzig vorgeschoben, jedoch konnte ich durch ihre Lüge hindurchsehen.
"Ich hatte eine kleine Schwester, du erinnerst mich sehr an sie."
Ich betrachtete Lavy eingehend. Sie erinnerte mich tatsächlich ein wenig an Daliah. "Wirklich? Was ist mit ihr passiert?" Plötzlich war sie interessiert und hatte ihre zurückhaltende Haltung ein Stückchen abgelegt.Ich überlegte bloß eine Sekunde, ob ich ihr auch wirklich von dem Tod meiner Schwester erzählen wollte. Da ich wollte, dass das Mädchen sich öffnete und mit mir über ihre Vergangenheit und was ihr geschehen war redete, entschied ich mich dafür. "Sie ist ertrunken als sie noch klein war. Vielleicht ein paar Blattwechsel jünger als du", antwortete ich ihr wahrheitsgemäß.
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Oasis- Kein Entkommen
Ciencia FicciónBitte gebt der Geschichte wirklich eine Chance. Ich brauche unbedingt Feedback. Und ich schwöre mit der Zeit wird sie auch besser. Die Oasis ist ein trostloser Ort. Ordnung und Gehorsam steht über allem. Männer und Frauen sind voneinander getrennt u...