Eine tödliche Lüge

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"Y/n, ich habe uns gerettet." Yuma klang als würde er sich rechtfertigen, nicht als würde er dazu stehen wollen, dass er gerade zwei Menschen ermordet hatte. Klar, in den vorherigen Speile hatten sie auch schon Menschen umgebracht. Aber das hier fühlte sich ganz anders an. Es schien gar nicht um das Spiel zu gehen, sondern darum die Spieler zu ihrem Äußersten zu treiben. Und y/n wusste das es noch nicht vorbei war. Wenn ein Spiel zu Ende war, wurde das kündet. Aber es gab keine Ansage, keine Erlösung von diesem Albtraum.

"Nein, du hast es schlimmer gemacht." Es dauerte einen Moment, dann schien er zu begreifen. Und er machte sich bereit. Sie wünschte sich, sie würde isch irren. Doch sie sah genau, wie seine Muskeln sich unter den Kleidern anspannten. Wie ein Raubtier, das bereit war zum Angriff. Ihre Gedanken überschlugen sich. Würde er sie wirklich attackieren? Gab es eine Möglichkeit, dass sie hier beide lebend rauskamen? Y/n wusste, wie sie selbst überleben konnte. Aber ihr fiel nichts ein, womit sie auch ihn retten konnte.

"Die verbleibende Zeit beträgt fünf Minuten", verkündete eine weibliche Stimme.

"Wir müssen spielen", sagte Yuma. Sie spürte ein Stechen in ihrem Herz. Klar wollte er nicht sterbe, sie wollte auch nicht sterben. Aber da war kein Mitgefühl in Yumas Blick und ihre Beziehung kam y/n plötzlich wie ein Witz vor. Andererseits, welche Beziehung hielt denn einem solchen Spiel auf Leben und Tod stand? Y/ns und Yumas Beziehung scheinbar nicht, dass wurde ihnen jetzt klar.

"Okay", die Zustimmung kam ihr nicht leicht über die Lippen.

"Okay", wiederholte er. "Aber ich fange an."

Sie wusste, was er damit beabsichtigte. Yuma nahm an, dass er ein leichtes Spiel haben würde, wenn er zuerst fragte. Sie waren seit Jahren ein Paar, er wusste was die wahr und was gelogen war.Er wusste aber auch, dass sie ihn genauso gut kannte. Wenn sie also anfangen würde zu fragen, würde sie seine Wahrheit zuerst aufdecken und gewinnen. Allerdings nur wenn sie fair spielte. Und sie wollte fair spielen, y/n wollte ihn noch töten. Aber am allermeisten wollte sie leben.

"Also", er kam auf sie zu, dabei tropfte Blut von seinen Fäusten auf den rosa Teppichboden. 

"Deine Sätze lauteten, dass deine Schwester in Schweden lebt, du Kunst studierst, und deine Haarfarbe braun ist." Sie nickte nervös. 

"Y/n", er war jetzt dicht vor ihr angekommen und kam zum Stehen. Tränen drückten in seine schönen braunen Augen. So oft hatte sie ihm stundenlang in die Augen gesehen, ohne zu sprechen. Es war so friedvoll gewesen. Sie wusste, dass sie ihn liebte. Aber das tat hier nichts zur Sache. "Du weißt, dass das nichts mit dir zu tun hat. Ich will einfach nur nachhause."

Wieder nickte y/n. Jetzt weniger nervös, dafür verständnisvoll. Natürlich hatte sie Verständnis. Es ging ihr doch genauso. Sie wollte auch nachhause. Y/n wollte auch leben.

"Du studierst Kunst. Das ist die Wahrheit." Die Tränen kullerten jetzt seine weichen Wangen hinab. Y/n war kurz davor mitzuweinen. Doch sie musste sich zusammenreißen. Und seine Trauer verschwand auch gleich, als sie den Kopf schüttelte. "Das ist falsch."

"Was?" Sein Gesicht schien zu gefrieren. Doch y/n blieb dabei. "Tut mir leid, das ist nicht die Wahrheit."

"Bullshit! Dieses Braun ist gefärbt und du hast auch keine Schwester. Y/n sag die Wahrheit! Sag das ich Recht habe!" Er hatte sie grob an den Schultern gepackt, schüttelte sie und brüllte sie dabei an. Doch sie tat nicht was er verlangte.

"Sie lügt! Ich weiß, dass das die Wahrheit ist. Sie lügt!", versuchte Yuma es nun anders. Er schrie zu den unbekannten Spielmachern, wurde dabei hysterisch. Als auch das keine Wirkung zeigte, kam er zurück zu y/n. "Damit lass ich dich nicht durchkommen."

Ohne Vorwarnung packte Yuma sie an der Kehle. Y/n röchelte, schlug auf seine Unterarme ein, kratzte seine Hände bis aufs Blut auf. Doch er ließ nicht los, fest entschlossen sie mit ins Grab zu nehmen. Sie dagegen war fest entschlossen nicht zu sterben. Und ihm lief die Zeit davon.

"Die Spielzeit ist abgelaufen. Gewinnerin der Spiels, zwei Lügen und eine Wahrheit, ist y/n y/l/n. Sie hatte keinen einzigen falschen Rateversuch und ihre Wahrheit wurde nicht aufgedeckt."

"Aber sie hat doch gelogen", konnte y/n Yuma schluchzen hören. Dann tat es einen ohrenbetäubenden Knall. Warme klitschige Brocken flogen y/n entgegen. Anschließend blieb nur Stille. Der Griff um ihre Kehle löste sich. Als die Luft wieder in ihre Lungenflügel strömte, tat es fast weh, so leer waren sie gewesen. 

Y/n japste, musste erstmal zu Atem kommen, bevor sie begriff. Dann begann sie zu heulen wie ein kleines Kind. Sie packte Yumas Leiche, zog den schlaffen Körper an sich. Erst später bemerkte sie, dass damit etwas überhaupt nicht stimmte. Sie keuchte. Sein Kopf... Da war kein Kopf! Mit einem Kreischen stieß sie den Leichnam von sich. Sie hatte vergessen, was diese Halsbänder anrichteten. Alles woran sie hatte denken können war, dass sie Yuma umgebracht hatte.

Schließlich hörte sie ein Klicken an ihrem eigenen Hals. Der Sprengsatz hatte sich von ihr gelöst. So schnell sie konnte, riss sie das Ding von ihrer Kehle. Anschließend lies sie es aber vorsichtig auf den Boden hinab, anstatt das Band von sich zu schleudern. Sie war verschont geblieben, weil sie gewonnen hatte. Aber wenn sie das Band irgendwie falsch bewegte, würde es womöglich doch noch explodieren und sie direkt zu Yuma befördern. Oh Yuma... sie sah noch einmal zu seinem Körper, oder was davon übrig war. Sie fühlte sich schuldig. War sie ja auch. Sein Tod war allein ihre Schuld. Sie hatte unfair gespielt, ihn umgebracht. Aber vor allem fühlte sie sich schuldig, weil ein gar nicht so kleiner Teil von ihr erleichtert war. Erleichtert darüber, dass sie überlebt hatte.


Caught in Borderland (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt