Geweckt wurde y/n schließlich von einem regelmäßigen Atmen, dass ihre Wange streifte. Sie konnte ihn zwar nicht sehen, aber der Lufthauch musste bedeuten, dass Niragi sich umgedreht hatte und mittlerweile mit dem Gesicht zu ihr lag. Sie umarmte ihn nicht mehr, dafür hatte er seinen Arm unter ihren Kopf geschoben. Tat ihm das nicht weh? Und wo war ihr Rucksack schon wieder? Sofort wollte sie aufstehen, Abstand zwischen sie beide bringen. Doch sie blieb liegen. Wegen seines gleichmäßig pfeifenden Atems vermutete y/n, dass er noch schlief. Sie fragte sich wie nah er war. Wenn sie sich nur ein bisschen nach vorn beugte...
"Ich hab dir doch schon gesagt, ich brauche zwei bis drei Tage, bis das wieder funktioniert." Verdammt, er war doch schon wach!
"Ich werd ja wohl überprüfen dürfen, ob du einen angemessenen Abstand einhältst." Sie wollte taff klingen, aber ihr Mund war unglaublich trocken. Ihr fiel keine Ausrede ein, womit sie ihre Bewegung gerade hätte rechtfertigen können. Beziehungsweise zog das ertappte Krächzen ihrer Stimme jeden Rechtfertigungsversuch ins Lächerliche.
"Keine Sorge. Ich erzähle keinem", sie konnte sein blödes Grinsen förmlich hören. Bevor sie das zu Nichte reden konnte, schob er sein Gesicht die letzten noch übriggebliebene Millimeter nach vorn und streifte mit seinen verbrannten Lippen kurz über y/ns. Es war kein Kuss, mir eine flüchtige Bewegung. Doch y/n erstarrte fast augenblicklich. Ganz im Gegensatz zu ihm.
Ohne einen Hehl daraus zu machen, zog Niragi wenig sachte den Arm unter ihrem Kopf hervor, stemmte sich in die Höhe und öffnete die Metalltür des Kühlraums. Sie konnte sich gerade noch aufsetzen und vom einfallenden Licht wegdrehen. Ihre Wangen waren bestimmt etwas gerötet, das brauchte er nicht zu wissen, es würde ihm nur Bestätigung geben. Doch auch das sie sich von ihm Abwandern, schien ihn schon zu amüsieren.
"Kommst du, oder brauchst du noch einen Moment um dich zu sammeln?", fragte er frech.
"Das hättest du wohl gern." Energisch sprang auch sie in die Höhe und griff ihren Rucksack, der etwas abseits gelegen hatte. Dabei brachte sie es aber nicht zu Stande ihm in die Augen zu sehen, was ihrem Worten wenig Glaubwürdigkeit verlieh. Warum zum Teufel hatte er es geschafft sie so unglaublich in Verlegenheit zu bringen.
Draußen, hinter den Fenstern des Restaurants, ging bereits die Morgensonne auf. "Wir sollten was essen und dann aufbrechen. Ich muss mein Visa verlängern."
"Auf was hast du denn Appetit?" Niragi ließ es sich nicht nehmen, sich mit der Zunge zweideutig über die Lippen zu lecken, nachdem er die Frage gestellt hatte. Genervt presste sie die Kiefer zusammen. Oh wie sie es bereute irrer Neugierde nachgegeben zu haben. Das würde er ihr ewig unter die Nase reiben. "Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber im Licht, wenn ich dieses verschandelte Gesicht sehen kann, halte ich lieber Abstand."
"Nein, mir tuts leid. Ich weiß mittlerweile, dass du dafür nicht oberflächlich genug bist", zwinkerte er ihr provokant zu. Dann erbarmte er sich aber und lies sie allein, um ihnen eine Mahlzeit zu suchen.
"Wir sollten uns trennen. Ich gehe hier links, du nimmst die andere Straße." Y/n hatte lange darüber nachgedacht. Aber sie wollte partout nicht mit Niragi spielen. Zum einen weil er in einem Teamspiel, durch seine Verletzungen, eine Last sein könnte. Andererseits befürchtete sie, dass er im schlimmsten Fall so weit gehen würde und sie umbrachte. Oder sie musste ihn umbringen. Und sie sehr es ihr missfiel, sie wollte ihn nicht umbringen. Sie wollte ihm gerne eine reinhauen, jedes Mal wenn er so blöd grinste. Aber umbringen wollte sie ihn nicht. Sie wollte so schnell keinen mehr umbringen.
"Alles klar", er willigte ein ohne zu zögern. Irgendwie hatte sie erwartet er würde anfangen zu diskutieren, war aber erleichtert, dass er es nicht tat.
"Brauchst du noch was zu Trinken, was zu Essen? Du hast keinen eigenen Rucksack." Und da war es auch schon wieder, das dumme Grinsen. Aber sie hatte ja selbst gemerkt, wie fürsorglich sie geklungen hatte.
"Dann eben nicht", nahm sie ihm die Wahl schnippisch ab. Y/n wollte schon losmarschieren, da packte Niragi ihr Handgelenk und zog sie zurück.
"Hey!", entrüstet zog sie daran, doch er war stärker.
"Lass uns was vereinbaren."
"Was denn?", sie hörte auf sich zu wehren und sah in fragend an.
"Nachdem wir beide gespielt haben, treffen wir uns wieder hier." Sie zögerte einzuwilligen. Tausend Gedanken prangen durch ihren Kopf. Sie wollte nicht zurück zu ihm, er machte ihr Angst. Aber er wollte, dass sie zurückkam, dass gefiel ihr. Mochte er sie? Gefiel es ihr, dass er sie mochte, obwohl er den Anschein machte, als würde er nichts und niemanden mögen? Fühlte sie sich deswegen besonders? Lenkte seine Anwesenheit sie von der Tatsache ab, dass sie Yuma auf dem Gewissen hatte? Er ging ihr doch auf die Nerven, seit er das erste Wort an sie gerichtet hatte. Er hatte sie erbärmlich genannt, weil sie ihm geholfen hatte. Er... Sie seufzte schwer.
"Ja okay", willigte sie schließlich ein und ignorierte alles, was dagegensprach. Tatsache war, dass er nicht schlecht war, nicht allein zu sein.
Trotzdem lies er sie nicht los, als sie wieder aufbrechen wollte. "Was denn noch?"
Er gab keine Antwort. Seine dunklen Augen sahen nur bewegungslos auf die hinab, als wäre er in einer Trance.
"Was denn?", hackte sie also noch einmal nach. Wieder keine Antwort. Dann zuckte er zusammen und ließ ihr Handgelenk so eilig los, als hätte sie ihm einen elektrischen Schlag verpasst.
"Stirb nicht", erinnerte er sie noch einmal nachdrücklich, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und davon ging.
"Gleichfalls", murmelte sie etwas verdattert und sah ihm noch kurz hinterher. Allzu lang hielt sie sich damit aber nicht mehr auf. Sie musste demnächst spielen, ihr Visa lief bald ab. Also machte sie sich auf den Weg.
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Caught in Borderland (German Version)
FanfictionGeplant war eine normale Reise nach Japan. Y/n sollte endlich die Eltern ihres Freundes Yuma kennenlernen. Doch gleich nach ihrer Ankunft in Tokyo, passiert etwas unerklärliches. Die Stadt ist wie leergefegt und y/n ist dazu gezwungen an tödlichen S...