Einzelhaft

59 4 0
                                    

Als y/n das Luftschiff des Herzbuben am Himmel erblickte, wurde ihr übel.

"Nicht schon wieder." Eigentlich hätte sie in nächster Zeit gerne auf Herzspiele verzichtet, doch sie sah auch keine Ausweichmöglichkeit und ihre Zeit lief ab. Also trat sie näher. Sie war den ganzen Tag unterwegs gewesen. Mittlerweile dämmerte der Abend, bald würde es nacht werden. Y/n spürte, dass sie erschöpft war. Keine idealen Voraussetzungen für ein Spiel dieses Schwierigkeitsgrads.

Doch was noch schlimmer war, als ihr körperliches Befinden, was das Gebäude, über dem das Luftschiff schwebte. Dunkle Backsteinwände in altmodischen Formen. Wenn jemand y/N erzählt hätte, dass es darin spukte, sie hätte es ohne Zweifel geglaubt.

Sie fragte sich plötzlich, ob Niragi ein besseres Spiel erwischt hatte. Aber selbst wenn, änderst das nichts daran, dass sie jetzt dieses Spiel spielen musste.

Y/n brauchte eine Weile, bis sie die Schriftzeichen am Eingang entzifferte. Teio Gefängnis. Na ganz toll, ein gruseliger leerstehender Knast bei Nacht. Perfekt für ein Herzspiel das es auf die Psyche der Spieler abgesehen hatte. Y/n wollte wirklich nicht wissen, wie es in dem Gebäude aussah. Aber wie sie schon festgestellt hatte, hatte sie keine andere Wahl.

"Das kann ja heiter werden", murmelte sie sarkastisch und trat ein.

Im Eingangsbereich lag ein Haufen der explosiven Halsbänder, die y/n bereits aus ihrem letzten Herzspiel kannte, auf einem Tisch. Obwohl, bei genauem Betrachten waren diese hier ein wenig anders. Auf der Rückseite, die auf ihrem Nacken aufliegen würde, sobald sie es angelegt hatte, war eine Halbkugel eingebaut. Was war das denn für eine neue Teufelei? Probeweise schüttelte sie das Halsband, doch nichts passierte. Also würde sie wohl im Spiel herausfinden müssen, was es mit dem veränderten Design auf sich hatte.

So legte sie das Halsband an, das sich mit einem bedrohlichen Klicken um ihren Hals schloss, und streifte den Rucksack dafür ab. Sie wusste, dass sie ihn im Spiel nicht dabei haben durfte. Etwas abseits von Tisch mit den Halsbändern, fans sie eine Nische in der Wand, wo sie ihr Hab und Gut versteckt unterbrachte. Es sollte ja nicht jeder Langfinger gleich in Versuchung geraten.

Anschließend sah sie sich um. Wohin nun? Sie suchte nach einem Hinweis. Da! Auf dem Tisch, hinter den Halsbändern, war ein Schild aufgestellt, beschriftet mit japanischen Schriftzeichen. 

"Na toll." Sie hatte diese Sprache so satt. Gleichzeitig bereute sie es jetzt richtig, sich von Niragi getrennt zu haben. Es war nicht fair! Sie war durch das mangelnde Sprachwissen deutlich im Nachteil.

"Lege ein ... an", wahrscheinlich war eins der Halsbänder gemeint. Gut, das hatte sie schon getan. Dafür war die Anweisung überflüssig. Also las sie weiter. "Geh nach oben in die ... Verdammt!"

Sie konnte die letzten beiden Worte nicht entziffern. Naja, die Schriftzeichen kamen ihr schon bekannt vor, nur konnte sie sie nicht übersetzen. Von Yuma kannte sie nur einfache Worte. Hatte ja auch niemand ahnen können, dass ihr Leben mal davon abhängen könnte, dass sie die Muttersprache ihrer Unibeziehung verstand. Egal, sie wusste, sie musste nach oben gehen. Das war doch schon mal ein Anfang. Jetzt nur nicht den Mut verlieren.

Sie war nicht die erste, die das Gefängnis gefunden hatte. Da war ein junger Mann, sein dunkles Haar verdeckte das halbe Gesicht. Er hockte einsam auf einer Treppe. 

Y/n entdeckte eine elektronische Tafel an der Wand über dem Eingang, zu einem der unzähligen Gänge des Gebäudes. Darauf waren Gesichter und Namen der >momentan zwei< Anwesenden abgebildet. Die Namen waren nicht leicht zu lesen, sie waren in japanischen Schriftzeichen geschrieben. Aber die Fotos erkannte man gut. Y/n sah sich selbst, neben dem Bild des Fremden, Enti Matsushita, der dort drüben hockte. Das Foto musste eine Kamera aufgenommen haben, als sie das Gebäude betreten hatte.

Caught in Borderland (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt