Kapitel 28

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Wir waren bereits seit zwei Stunden in der Bibliothek. Da ich ein gutes Auffassungsvermögen hatte, konnte ich mir relativ viele Wege der Bibliothek bereits einprägen. Ich befand mich gerade in einer der Gänge und schaute mir vereinzelnd die Bücher an, während Clay an den Tischen saß und über meine Sachen schaute.

,,Ein Buch Fanatiker, huh?'' ertönte eine Stimme plötzlich hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich Deven vor mir stehen. Er lächelte mich sanft an und stellte ein Buch zurück, welches er ebenfalls aus dem Regal geholt zu haben schien.

,,Ganz alleine hier?'' fragte er mich.
,,Nein, ich bin mit Clay hier'' antwortete ich ihm. Als ich Clay erwähnte, hatte sich etwas an seinem Blick verzogen, doch er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen.
Mir war bewusst, dass es mich nichts anging, dennoch interessierte mich wirklich, in welchem Bezug sie zueinander eigentlich standen.

Als hätte Deven meine Gedanken lesen können, fing er an zu sprechen.
,,Er hat dich sicherlich schon vor mir gewarnt, oder?''
Ich wusste nicht, ob ich erst die Wahrheit sagen sollte, da ich Clay nicht verraten wollte, doch ich wollte auch nicht unnötig lügen. Zudem er es selbst schon angenommen zu haben schien.
Also nickte ich.

,,Unglaublich der Typ'' zischte er.
,,Kaum ist jemand neues am Campus, versucht er mich sofort wieder schlecht zu reden.''
,,Warum sollte er das tun?'' fragte ich nach.
Er lehnte sich am Regal, welches hinter ihm stand, zurück und musterte mich.

,,Clay und ich waren mal Freunde, als wir hier angefangen hatten. Von dem einen zum anderen Tag war er wie ausgewechselt und hat mich angefangen bei so gut wie jedem schlecht zu reden'' erzählte er.

,,Um dir so etwas zu ersparen, hatte ich dich indirekt vor ihm gewarnt'' fügte er hinzu.
,,Pass auf, wem du dich hier anschließt'' erinnerte ich mich an Devens Worte.
,,Clay macht nicht den Eindruck auf mich, als würde er jemandem Schaden wollen'' entgegnete ich ihm, woraufhin er auflachte.
,,Natürlich nicht, das ist ja auch seine Masche'' spottete er.

Deven sprach fast dieselben Worte über Clay, wie Clay über ihn gesprochen hatte. Es war offensichtlich, dass sie sich nicht leiden konnten, was wohl mit deren vergänglichen Freundschaft zu tun hatte, doch warum redeten sie sich beide schlecht beim anderen?
Man wusste ja nicht einmal, wer die Wahrheit sagte.

So sehr ich Clay auch mochte und bereits vertraute, war es wirklich seltsam, wie sie beide über sich in meiner Gegenwart sprachen. Sie beide warnten mich vor dem jeweils anderen. Deven kannte ich nicht so wie Clay, daher nahm ich mir seine Worte nicht zu herzen.

Nur weil die beiden nicht gut miteinander auskamen, traf das nicht auf mich zu. Mit niemandem von den beiden hatte ich schlechte Erfahrungen bisher gemacht. Bei Clay erwartete ich so etwas wie schlechte Erfahrungen, zugegeben nicht einmal, da wir uns blendend verstanden.

Ich drehte mich um und stellte das Buch, welches ich in meiner Hand die ganze Zeit schon hielt, zurück. Deven stand noch immer hinter mir, ich spürte seinen Blick.
,,Am Wochenende schmeiße ich eine Party bei mir Zuhause, du bist eingeladen. Wäre eine gute Chance für dich mehr Leute kennenzulernen'' hörte ich ihn sagen, ehe er verschwand.

,,Dafür, dass du so lange weg warst, kommst du aber mit leeren Händen zurück'' scherzte Clay, als ich zurückkam. Ich widmete ihm ein leichtes Lächeln, doch er bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte.

,,Ist was passiert?'' fragte er schon beinah besorgt. Ich musterte ihn, unwissend ob ich ihm sagen sollte, was Deven mir erzählt hatte. Da ich aber keine Geheimnisse zwischen uns haben wollte, entschied ich mich dazu.

,,Dieses Arschloch, es war so klar'' kam es wütend von ihm.
,,Stimmt es denn, was er gesagt hat?'' fragte ich vorsichtig nach. Er musterte mich.
,,Ja. Aber nur, dass ich es herumerzählt und Leute vor ihm gewarnt habe und wieso ich das getan habe, habe ich dir ja bereits erzählt. Deven ist einfach total gut darin, Leute zu manipulieren.''

Während ich darüber nachdachte, spürte ich seinen Blick auf mir. Er wirkte unsicher.
,,Glaubst du ihm, dass ich dir auf irgendeine Art und Weise schaden will?'' fragte er mich.
,,Nein'' antwortete ich ihm, woraufhin er erleichtert zu sein schien.
,,Ich würde dir niemals schaden wollen, George'' sagte er in einem so ernsten und versprechenden Ton, dass ich nicht annähernd an seinen Worten zweifelte.

Ich hatte ihm nicht davon erzählt, dass Deven ich zu seiner Hausparty eingeladen hatte. Da ich aber auch nicht vorhatte dorthin hinzugehen, empfand ich es als überflüssig. Keine Ahnung, was für Absichten Deven zu haben schien, doch bei mir würde er damit nicht durchkommen.


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Wir lieben einen selbstsicheren George

Missing PartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt