Kapitel 10

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,,NICHT!'' rief ich so laut wie möglich, doch es war bereits zu spät. George war gesprungen und landete nur wenige Meter vor uns im Wasser. Nick und ich schauten uns zeitgleich an und bemerkten, dass er schon längst wieder hätte auftauchen müssen.

Sofort tauchte ich mit meinem Gesicht unter und was ich dann sah, werde ich nie wieder vergessen können. George schwamm bewusstlos im Wasser umher, während sich das Blut, welches aus seinem Hinterkopf lief, im Wasser auflöste.

Ich packte ihn und zog ihn an die Wasseroberfläche zurück zum Wasserrand.
,,Ruf sofort einen Krankenwagen!'' rief ich mit brennenden Augen zu Nick, da ich diese zu lange im Wasser geöffnet hatte.

,,George!'' rief ich seinen Namen, während ich versuchte ihn wach zu bekommen, doch er reagierte nicht das kleinste bisschen. Ich checkte seinen Puls, welcher mir viel zu schwach erschien. Ich versuchte selbst Reanimation, doch ich kannte mich damit nicht gut aus.

Ruckartig öffnete ich meine Augen und hob meinen Oberkörper an, während ich diese unglaubliche Wärme meines Körpers spürte und wie er zitterte, während sich meine Hände um das Bettlacken geklammert hatten.
Es war das erste Mal nach so langer Zeit, dass ich wieder von dem Unfall träumte. Das letzte Mal war vor vier Monaten.

War es aber wirklich ein Wunder, nachdem ich erfahren hatte, dass er endlich aufgewacht war? Langsam ließ ich mich zurück auf mein Bett fallen und starrte gegen die Zimmerdecke. Ich schaute zu Noel herüber, der auf der anderen Seite des Zimmers in seinem Bett wie ein Baby tief und fest zu schlafen schien. Wenigstens hatte er es dieses Mal nicht mitbekommen, aber bei seinem Alkohol intus war es auch kein Wunder gewesen.

Mein Arm verweilte über meinem Gesicht, um meine Augen zu bedecken. Je mehr ich versuchte mich zu beruhigen, desto unruhiger wurde ich.
,,Es gibt da aber noch etwas, dass du wissen musst. Ich rufe dich morgen früh nochmal an, mach dir bis dahin keinen zu großen Kopf'' erinnerte ich mich an Nicks Worte.

Wie sollte ich mir keinen zu großen Kopf machen, wenn ich wusste, dass es da noch mehr gab? Wieso konnte er es mir nicht einfach direkt sagen? Das unwissende brachte mich doch erst am meisten zum Nachdenken.

Was konnte es gewesen sein?
War George sauer auf mich?
Enttäuscht, dass ich nicht da sein konnte?
Was dachte er? Wie fühlte er sich?
Alles Sachen, auf die ich keine Antwort hatte.

Ich hob die Decke an und legte sie zur Seite. Ich stand vom Bett auf, schnappte mir meine Zigaretten, die neben meinem Bett auf dem kleinen Nachttisch lagen, schlüpfte in meine Schuhe, zog mir ein Shirt über und verließ so leise wie möglich das Zimmer.

Eigentlich war es verboten sich mitten in der Nacht im Gebäude aufzuhalten, da es andere stören konnte, doch da wir momentan sowieso Ferien hatten und niemand unbedingt früh aufstehen musste, war es halb so schlimm.

Vor der Türe des Gebäudes pflanzte ich mich auf eine der Bänke und zündete mir eine Zigarette an. Womöglich hätte ich mir noch eine Strickjacke mitnehmen sollen, da es doch etwas kühler als erwartet zu sein schien, aber dennoch war es eine gute Abkühlung für meinen Körper.

Mit meiner Hand rieb ich mir über mein Gesicht und versuchte für einen Moment jegliche Gedanken einfach mal abzuschalten, doch es gelang mir nicht. Ich lehnte mich auf der Bank zurück und stieß den Rauch der Zigarette nach oben aus.

Was sollte ich bloß tun?
Wie sollte ich mit dem ganzen umgehen?
Wie würde es nun weitergehen, da er wach war?
Was würde aus uns werden? Ich befand mich in Kentucky und er sich in Florida. Ich konnte ihm nicht einmal mehr beistehen, wie ich es noch tun konnte, als er sich selbst noch im Koma befand.


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Poor Clay - wenn er nur wüsste, dass da noch viel mehr hinter steckt und noch viel mehr auf ihn zukommen wird 👀

Missing PartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt