Kapitel 38

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Als ich auf der Party ankam, suchte ich unten alles nach George ab, er war jedoch nirgends zu sehen. Zunächst dachte oder hoffte zumindest, dass er schon längst wieder gegangen war, doch mein Gefühl sagte mir, dass er hier irgendwo noch sein musste.

Ich lief in den Garten und sah einen Freund von Deven. Ich stand vor ihm und schaute ihm mit einem Todesblick in die Augen.
,,Wo ist Deven?'' fragte ich ihn. Er musterte mich und versuchte dem Blickkontakt auszuweichen.
,,Ich frag dich nicht noch einmal so nett'' entgegnete ich ihm mehr als nur angespannt, woraufhin er nachgab.
,,Mit George vor 10 Minuten oder so nach oben gegangen.''

Mein Herz raste, während alles in mir aufkochte. Sollte Deven ihn auch nur ansatzweise angefasst haben, würde er das bitter bereuen. George würde niemals darauf anspringen und genau das ist es, was Deven am meisten bei all seinen Spielchen reizte. Er handelte gerne gegen den Willen anderer.

Ich lief die Treppen nicht nur hoch, ich rannte sie schon förmlich in großen Schritten hoch. Ich riss die erste Türe auf, die mir vor der Nase erschien auf und sah George, der durch Deven an die Wand gedrängt wurde. Deven hatte beinah seine Lippen auf seinen.

George schubste Deven von sich weg, während ich gleichzeitig auf Deven zulief und ihm eine dermaßen verpasste, dass er auf das Bett hinter sich gefallen war. Er hielt sich seine bereits anfangende blutende Nase fest, während er erst einmal realisieren musste, wer das Zimmer betreten hatte.

,,Ich wusste, dass du kommen würdest'' hörte ich ihn provokant unter einem Grinsen sagen, woraufhin ich ihn am Kragen vom Bett hochzog und in die Augen starrte.
Am liebsten hätte ich ihn gegen die Wand geworfen, doch ich wollte vor George nicht wie einer dieser Schlägertypen oder sogar wie ein Monster wirken. Also schubste ich ihn zurück aufs Bett.
,,Bleib bloß liegen, bevor ich es mir anders überlege'' warnte ich ihn.

Ich drehte mich zu George um, der mich einfach nur anstarrte.
,,Was tust du hier?'' fragte ich ihn in einem Tonfall, wie ich es gar nicht wollte. Ich stand jedoch so unter Adrenalin, dass ich mich gerade nicht beruhigen konnte.

,,Ich bin deinetwegen hier'' sagte er, woraufhin ich ihn irritiert musterte.
,,Was?'' entfuhr es mir, da ich kein Wort verstand.
,,Ich wollte ihn fragen, ob er wüsste, was mit dir los ist. Wieso du dich so oft zu betrinken scheinst...''

,,Deven weiß einen scheiß über mich!'' fuhr ich ihn schon an. George senkte seinen Blick.
,,Das wusste ich nicht, ich - ''
,,Weil du genauso wenig einen scheiß weißt, George!'' unterbrach ich ihn.
Seine Augen weiteten sich.
,,Du hast recht. Ich weiß gar nichts über dich'' sagte er wenige Sekunden später und lief an mir vorbei.

,,Wohin gehst du?'' rief ich ihm hinterher.
,,Weiß ich nicht, einfach nur weg - von euch beiden'' antwortete er stumpf und ging.
,,Scheint so, als würde ihm diese Version von dir nicht gefallen'' kam es von Deven.
Ich musste mich so zusammenreißen ihm nicht noch eine zu verpassen.

Ich lief George hinterher, er hatte bereits das Haus verlassen und befand sich draußen auf der Straße.  Ich rief ihn mehrmals, doch er schien mich zu ignorieren.
,,Verdammt warte doch'' entgegnete ich ihm, als ich bei ihm angekommen war.

Plötzlich drehte er sich um und schaute mich mit einem Blick an, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Noch nie.
,,Wozu? Um mich weiter von dir anschreien zu lassen, obwohl ich nur helfen wollte?'' kam es von ihm nun ebenfalls etwas lauter.

Ich starrte ihn an, während ich langsam realisierte, wie ich vorhin zu ihm gewesen war. Ich hatte George weder je so angeschrien noch so behandelt. Wie konnte ich das zulassen? War das meine Vorstellung von beschützen?

,,Es tut mir leid...'' entschuldigte ich mich enttäuscht von mir selbst bei ihm.
,,Ich mache mir auch einfach nur Sorgen um dich'' fügte ich hinzu.
,,Weshalb um mich?'' fragte er.
,,Das verstehst du nicht...''

,,Wie soll ich irgendetwas überhaupt verstehen können oder Noel und Rika, wenn du nicht mit uns redest?'' konfrontierte er mich genauso wie Noel es immer getan hatte. Sie hatten alle recht, das war mir bewusst. Aber wie sollte ich ihnen das erklären können? Es ihm erklären können, wenn ich einfach nur Clay für ihn war?

,,Wir sollten vielleicht fürs Erste etwas Abstand voneinander nehmen'' hörte ich ihn sagen, nachdem ich ihm nicht geantwortet hatte und stattdessen in die Leere gestarrt hatte. Da waren sie. Worte, vor denen ich Angst hatte, sie je zuhören.

Als ich ihm in seine Augen schaute, sah ich einzig und allein, wie verletzt er war. Den Menschen, den ich am meisten liebte. Was Deven vorhin getan hatte, interessierte ihn wahrscheinlich überhaupt nicht. Aber es interessierte ihn, wie ich ihn behandelt und angeschrien hatte.

Er drehte sich um und lief weiter, während ich ihm regungslos hinterherschaute.
Ich wusste, dass wenn ich jetzt nicht konkret handeln würde, dass ich alles endgültig vermasselt haben würde.

Mit schnellen Schritten hatte ich ihn wieder eingeholt, am Handgelenk zu mir gezogen und meine Lippen auf seine gepresst. Es war die einzige Möglichkeit ihm zu zeigen, was er für mich war. Was er mir bedeutete. Selbst wenn er sich an alles zuvor nicht mehr erinnern konnte.


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Oh oh

Missing PartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt